„Unverkäuflich kann es nicht geben“: St. Pauli-Boss Bornemann über Transfer-Plan
Der für alle Welt ersichtlich fortgeschrittene Stand der Vorbereitung hat auch merklich Einfluss auf Andreas Bornemanns Gemütszustand. Im Trainingslager in St. Leonhard gibt sich der Sportchef des FC St. Pauli merklich entspannt und gut gelaunt, stellte sich den anwesenden Medienvertretern zum Gespräch und sprach dabei über…
…den Stand der Kaderplanung: „Eine Großbaustelle würde ich nicht ausmachen können. Natürlich hat man immer auf der ein oder anderen Position Ideen für ein anderes Profil, eine andere Interpretation, also noch mehr Flexibilität für das Trainer-Team. Aber man hat jetzt auch in den Spielen gesehen, dass wir immer eine komplette Elf nahezu durchtauschen konnten und es trotzdem immer noch vernünftig aussah.“
...die Situation in Sachen Außenverteidiger: „Wir haben mit Luca Zander, Jannes Wieckhoff und Leart Paqarada drei Abgänge gehabt. Wir haben mit Connor Metcalfe aber auch immer eine Alternative, er hat zwei richtig gute Spiele gemacht als rechter Verteidiger. Und auf der anderen Seite Lars Ritzka, der einen sehr guten Eindruck macht, der zwei Jahre die Rolle hatte, hinter Paqarada der Backup zu sein, aber trotzdem eine gute Entwicklung genommen hat. Und natürlich einen Philipp Treu, den wir genau mit der Idee, für beide Positionen in Frage zu kommen, geholt haben. Und dann auch einen Luca Günther. Dafür sind Vorbereitungen und Trainingslager da, dass man sich Spieler wie ihn, der in den letzten zwei Jahren schon bei der U23 auf verschiedenen Positionen seinen Mann gestanden hat, immer verfügbar war und einen sehr guten Eindruck hinterlassen hat, anschaut. Wenn man sieht, welche Spielerprofile uns verlassen haben und primär dabei an Paqarada denkt, dann könnte man natürlich sagen, so einen wie ihn gibt es jetzt nicht mehr. Aber wenn einer eine Idee hat, wie man ihn eins zu eins ersetzen kann – immer her damit! Deshalb wird es eher um ein anderes Profil gehen, einen, der in anderen Bereichen Stärken oder Akzente reinbringen kann, die Paqarada vielleicht nicht hatte und die trotzdem funktionieren. Wenn man Lars nimmt, der hat seine Stärke in einer brutalen defensiven Härte. Die kann uns mit Sicherheit in der 2. Liga auch das ein oder andere Mal guttun.“
St. Pauli-Talent Winter könnte bei den Profis bleiben
…weitere Personalplanungen: „Wir haben für uns in der Vorbereitung verschiedene Meilensteine gesetzt, wo wir uns immer wieder zusammensetzen und die Situation beurteilen. Der nächste Meilenstein wird sicher nach dem Trainingslager sein, und dann werden wir vielleicht auch da eine Entscheidung treffen, ob wir einen Spieler wie Bennet Winter etwas länger bei uns behalten.“
...die Kadergröße: „Über 25, 26 wird es heikel. Aber wir sind hier jetzt mit 28 Spielern inklusive vierten Torhüter und Maurides, das ist nicht überdimensioniert. Ein, zwei Spieler stehen im Normalfall immer wegen Sperren oder Verletzungen nicht zur Verfügung.“
…eventuelle Abgänge: „Natürlich spielen immer nur elf. Da hast du natürlich zwei, drei Spieler, die das durch die Brille betrachten: Was bedeutet es für meine Saison, wenn ein Jackson Irvine, ein Marcel Hartel immer wieder 30 bis 34 Spiele laufen, und das meistens über 90 Minuten, da bleibt dann nicht viel Luft. Wir wollen die Konkurrenz haben, aber wenn einer für sich sagt, dass er sich als chancenlos sieht, dann muss man sich damit auseinandersetzen. Wenn der 20er Kader für Kaiserslautern nominiert wird und alle stehen zur Verfügung, und dann fehlt mein Name oder mein Bild, dann bringt das Ende Juli auch nochmal viel in Gang.“
Keine Angebote für St. Pauli-Verteidiger Medic
…Angebote für Jakov Medic: „Es ist nicht so konkret wie letztes Jahr, aber doch so, dass man immer mal wieder was mitbekommt. Wenn man merkt, dass auch gerade die Erstliga-Vereine ins Arbeiten kommen und die ersten Wechsel vollzogen werden. Dann kann es schon sein, dass Bewegung ist. Aber das ist nichts, was für die nächsten Tage zu erwarten wäre. Die Lage ist definitiv anders als im letzten Jahr, da war Jakov ganz konkret mit Stuttgart. Das gibt es jetzt in der Form nicht. Es ist ja auch relativ offensichtlich, dass wir mit Hauke Wahl, David Nemeth, der zurück ist, Adam Dzwigala, der das sehr gut macht, und der festen Verpflichtung von Karol Mets ein paar Alternativen für die Position haben. Wir sind breiter aufgestellt.“
…den drohenden Verlust anderer Säulen: „Es ist ja immer so, dass es für alle gut ist, wenn man erfolgreich spielt. Aber es gibt immer zwei, drei, vier Spieler, die besonders davon profitieren, weil sie auffällig waren. Mit zum Beispiel Elias Saad gibt es ein paar Gewinner mehr aus der Rückserie, und das wird sicher dazu geführt haben, dass sich Spieler in den Fokus spielen. Aber zumindest aktuell ist das nicht in ein konkretes Angebot gemündet.“
St. Pauli-Boss Bornemann: Kein Spieler ist unverkäuflich
…unverkäufliche Spieler: „Das Prädikat unverkäuflich kann es für uns nicht geben. Natürlich würde ein Verlust von beispielsweise Jackson Irvine extrem weh tun, in vielerlei Hinsicht. Und trotzdem würde ich nicht einmal ihm dieses Schild umhängen wollen, weil er vielleicht ja auch sagen könnte: Moment, ich habe da auch noch was mitzureden.“
…die generelle Entwicklung der Mannschaft: „Wie wir jetzt nach der Pause gleich wieder Fahrt aufgenommen haben, ist eine gute Voraussetzung. Du hast das Gefühl, dass jeder will und sogar bereit ist, noch was draufzupacken, damit man das Niveau hält oder es sogar schafft, sich noch weiter zu entwickeln. Ob wir in der Vorbereitung 7:1 gewinnen oder auch mal fünf kriegen, ist gar nicht mal so entscheidend. Aber Siege sind einem natürlich lieber, als dass man verliert. Und du guckst dir zwei Halbzeiten an wie gegen Lustenau und siehst zu 80, 90 Prozent umgesetzt, was in der Trainingswoche erarbeitet wird. Wir haben ja auch nicht Elf gegen Null gespielt, sondern das war auch eine Mannschaft, die sich unter Profi-Bedingungen auf eine neue Saison vorbereitet. Von den ersten Tagen über Schottland bis hin zum Lustenau-Spiel wurde bei allem, was ich beobachtet habe, richtig gut gearbeitet. Aber Stand jetzt hast du null Punkte und null Tore, und ich habe schon alles erlebt. In alle Richtungen.“
Das könnte Sie auch interessieren: Dieser Bankdrücker will bei St. Pauli durchstarten
…Fabian Hürzeler: „Ich kann nicht vorhersehen, was es mit ihm macht, wenn er mal vier, fünf Spiele nicht gewinnt. Das ist in der Liga immer möglich. Aber er hat so eine innere Überzeugung in der Art, wie er über Fußball denkt, dass ich mir sicher bin, dass ihn das nicht aus der Bahn werfen wird.“
…die Zukunft des Trainers bei St. Pauli: „Natürlich hat er durch diese Halbserie und die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, auf sich aufmerksam gemacht in Deutschland. Trotzdem muss daraus nicht zwingend der Schritt folgen: Jetzt ist er weg, den können wir nicht halten. Er hat auch immer gesagt, dass er schon weiß, was er an diesem Verein, an dieser Möglichkeit hat. Aber ich bin mir auch sicher, dass er an das Maximum heran will. Wann das ist, in welchen Schritten, wird man sehen. Für den Moment macht es total Spaß, für beide Seiten, und ich würde es nicht einmal ausgeschlossen sehen, dass man auch noch eine Weile länger zusammen Spaß haben kann.“