Polizisten vor dem am Freitag scharf gestellten KI-Kamera-System.
  • Polizisten vor dem am Freitag scharf gestellten KI-Kamera-System.
  • Foto: Marius Röer

Künstliche Intelligenz soll Schläger automatisch erkennen

Nun ist es offiziell: Am Hansaplatz sind am Freitag die neuartigen Kameras, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basieren, scharf gestellt worden. Die MOPO hatte vor vier Wochen bereits über die Pläne der Polizei berichtet. Mit dabei war auch Innensenator Andy Grote (SPD), der sich zufrieden zeigte – und bereits weitere KI-Kamera-Pläne andeutete.

Die neue Kamera-Software – die keine Gesichter oder Hautfarbe erkennt, sondern registrierte Personen direkt in Strichmännchen umwandelt – kann atypische Bewegungsmuster detektieren: Dazu zählen Liegen, Fallen, Taumeln, Treten, Schlagen, Schubsen, Anrempeln sowie eine aggressive oder defensive Körperhaltung.

Bedeutet: Wird zum Beispiel jemand geschubst oder gar geschlagen, soll das Programm die Tätlichkeit erkennen und automatisch eine eine Meldung abgeben.

Polizei Hamburg: KI-Kameras sollen keine Daten speichern

Davor ist die Technik nicht live; die Beamten blicken so lange auf einen schwarzen Bildschirm, bis das System eine Auffälligkeit meldet. Dann entscheidet ein Polizist der örtlichen Wache (PK 11), wo die Meldung auf einem der Monitore aufploppt, ob es sich um eine brenzlige Situation handelt, zu der man eine Streife schicken muss.

Das Programm wandelt Menschen direkt in Strichmännchen um. Marius Röer
Das Programm wandelt Menschen direkt in Strichmännchen um.
Das Programm wandelt Menschen direkt in Strichmännchen um.

Es gehe ausschließlich um die frühzeitige Erkennung von Gefahrensituationen und polizeiliche Intervention, betonte Polizeisprecherin Sandra Levgrün. Eine Speicherung der Daten erfolge ausdrücklich nicht. „Wir wollen damit vor die Lage kommen, im besten Fall noch ehe etwas Schwerwiegendes passiert ist.“

Polizei hofft auf effektivere Überwachung – und besseren Datenschutz

Bereits vor der Scharfstellung der Kameras haben Polizisten verschiedene Szenarien erprobt, um zu schauen, wie die Kameras auf Bewegungen registrieren. Das System wird für den Erprobungszeitraum die bereits am Hansaplatz installierten herkömmlichen Videokameras ergänzen. Im besten Fall werde das KI-System das alte in naher Zukunft ersetzen, heißt aus Polizei-Kreisen. Damit werde die die Videoüberwachung intelligenter, effektiver und man würde sensibler mit Daten Unbeteiligter umgehen können. Vorerst aber ist der Testbetrieb auf drei Monate begrenzt.

Grote, der zusammen mit Polizeivizeprösident Mirko Streiber die Einführung der Kameras begleitete, sagte, dass es am Hansaplatz gelungen sei, mit Videoüberwachung und einer erhöhten Präsenz Sicherheit und Aufenthaltsqualität spürbar gestärkt zu haben. Er kündigte schon an: „Diese Technik hat zudem großes Potenzial für eine wirkungsvolle Videoüberwachung in Zügen und an Bahnhöfen, wo wir die Videoüberwachung bundesweit ausweiten wollen.“

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Streiber ergänzte, dass die Software es der Polizei nun ermögliche, noch besser mit einer immer größer werdenden Menge an Videomaterial umzugehen und Gefahrensituationen schnell erkennen und bewerten zu können. „Wir sind sehr gespannt auf die Ergebnisse.“ (dg/röer)

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