• Stolz zeigt Dirk Brüllau auf die Regenbogenflagge auf dem Dach der Südtribüne. Die weht dort seit ungefähr zehn Jahren.
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St. Paulis Regenbogen-Mann: Dieser Hamburger hat den Kiezklub bunter gemacht

Dieser Mann hat den FC St. Pauli noch bunter gemacht: Dirk Brüllau gründete 2001 mit Freunden den ersten und bis heute einzigen schwul-lesbischen Fanklub der Braun-Weißen: den „Queerpass“. Mit dem englischen Begriff „queer“ sind alle Menschen gemeint, die nicht heterosexuell sind. Der 57-jährige Hamburger ist der Regenbogen-Mann vom Millerntor.

Ganz offen spricht er über seine Homosexualität. Das konnte er nicht immer. Zwar realisierte er bereits als Kind seine Neigung, „doch erst mit 17 wollte ich jemanden kennenlernen.“

Weil er Angst hatte, sich gegenüber seinem autoritären Vater, einem Kapitän zur See, zu outen („Er hätte mich totgeschlagen“), lebte Brüllau erst einmal vier Jahre mit einer Frau zusammen. „Sie ist bis heute meine beste Freundin. Am Anfang habe ich für sie sogar ihre Männer begutachtet, gecheckt, ob sie vielleicht schwul sind.“

FC St. Pauli: Dirk Brüllau gründete den Fanklub „Queerpass”

Nach dem deutschen WM-Gewinn 1974 wurde er zunächst Fan von Franz Beckenbauer und dem FC Bayern: „Über die Bayern hat man sich damals oft lustig gemacht, und ich fühlte mich schon immer mit Randgruppen verbunden.“

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MOPO-Redakteur Buttje Rosenfeld (l.) und Dirk Brüllau beim Gespräch vorm St. Pauli-Klubhaus

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St. Pauli-Anhänger wurde Brüllau nach dem Bundesligaabstieg 1978, seit 2001 ist er Besitzer einen Gegengeraden-Dauerkarte. Fast zeitgleich wurde der „Queerpass“ aus der Taufe gehoben – nachdem es monatelang einen intensiven Austausch mit dem schwulen Berliner Fanklub „Hertha-Junxx“ gegeben hatte.

„Der ursprüngliche Gedanke war, dass wir zusammen ins Stadion gehen und eine Anlaufstelle haben wollten. Das Ganze mit einem hohen Spaßfaktor“, erzählt Brüllau. „Wir wollten als Schwule sichtbar sein, haben nicht nur darüber diskutiert, welcher Stürmer denn treffen würde, sondern auch, wer denn besonders sexy ist von den Jungs auf beiden Seiten.“

Brüllau: „Klare Positionierung unseres Vereins“

Der Kontakt zu gleichgesinnten Fanklubs, vor allem vom VfB Stuttgart, wurde intensiviert, 2006 zusammen mit dem Fanladen St. Pauli dann das „Aktionsbündnis gegen Homophobie und Sexismus“ gegründet.

Bei einem Treffen der schwul-lesbischen Fanklubs aus ganz Europa gab es Unterstützung vom damaligen St. Pauli-Präsidenten Corny Littmann, der als seit ewigen Zeiten bekennender Schwuler sein „Tivoli“-Theater bereitstellte.

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Dirk Brüllau geht seit eineinhalb Jahren barfuß durchs Leben – im Sommer wie im Winter: „Das macht mich glücklich, ich fühle mich geerdet.“

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Brüllau ist mit der Entwicklung seines Fanklubs mehr als zufrieden: „Wir fühlten uns von Anfang an beim FC St. Pauli gut aufgehoben und haben alle Ziele erreicht.“ Was er meint: Im Verein gibt es feste Ansprechpartner. Unterhalb der Anzeigetafel prangt dauerhaft: „Football has no gender“ („Fußball hat kein Geschlecht“).

Am Millerntor weht die Regenbogenflagge

Seit ungefähr zehn Jahren weht die symbolträchtige Regenbogenflagge als eine von drei Fahnen auf dem Dach der Südtribüne. Brüllau: „Das macht uns stolz, denn es ist eine permanente und klare Positionierung unseres Vereins.“

Die Mannschaftsführer der Kiezkicker tragen seit Jahren immer wieder einmal eine Regenbogen-Kapitänsbinde und am Revers aller Trikots sind die Regenbogenfarben eingelassen – bis ganz hinunter zu den Bubi-Mannschaften.

FC St. Pauli: Regenbogen auch am Trikot präsent

Weil alles wie erhofft läuft, hat sich Brüllau vor drei Jahren aus der Leitung seines Fanklubs zurückgezogen: „Ich bin nicht mehr Käpt’n Queerpass. Unser Engagement ist auch nicht mehr so wichtig. Das Schwulsein ist nicht mehr das Problem, weil jeder in seiner persönlichen Umgebung jemanden kennt, der schwul ist.“

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Einen großen Wunsch hat Brüllau aber noch für die gesamte Fußball-Welt: „Ich hoffe, dass es irgendwann völlig egal ist, ob ein Spieler schwul ist und sich outet. Denn den Ball interessiert es überhaupt nicht, von wem er getreten wird.“

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