„Wahnsinn“ am Rothenbaum: Akugue kämpft sich ins Halbfinale – Altmaier schlägt Rublev
Turnierdirektorin Sandra Reichel kriegte sich gar nicht mehr ein. „Wahnsinn ist das“, sagte die Österreicherin am Donnerstagabend mehrfach, als sie durch das Medienzentrum am Rothenbaum schritt. Was – oder besser: wen die Österreicherin meinte, war klar: Noma Noha Akugue, die Hamburg dieser Tage auf der roten Asche verzückt. Die 19-Jährige steht bei ihrem Heimatturnier sensationell im Halbfinale – und das nach einem irren Kampf.
Nach acht Minuten sah es bei herbstlichen Bedingungen auf M1, dem größten der Nebenplätze an der Anlage, gegen die Italienerin Martina Trevisan (WTA 76) übel aus. Zwei frühe Breaks hatte Akugue kassiert, das Niesel-Wetter entsprach der Gemütslage beim Stand von 0:3.
Hamburg European Open: Akugue siegt mit „Pokerface“
Dann aber zeigte sich die Weltranglisten-207. (!) wie schon am Mittwoch als Kämpfernatur. Die Linkshänderin stellte binnen Minuten auf 4:3, verlor den ersten Satz dennoch. Weil sie aber im zweiten mit 6:4 zurückschlug und im engen Entscheidungssatz nach 2:42 Stunden ihren ersten Matchball verwandelte, tobten die knapp 1500 Zuschauer:innen.
„Das fühlt sich großartig an“, sagte Akugue mit den Tränen in den Augen. Während des intensiven Matches hatte sie keine Mine verzogen. „Ich bin mit einem Pokerface ins Tennis gegangen, ich bin einfach so.“ Erste Gratulantin war Mannschaftskollegin Ella Seidel (18), die gebannt mitfieberte; auch Andrea Petkovic (35) und Bundestrainerin Barbara Rittner (50) saßen in der ersten Reihe. „Danke an alle für die Unterstützung, ich bin sehr stolz“, rang die Reinbekerin um Worte.
Akugue gegen Shnaider – Altmaier triumphiert gegen Rublev
Am Freitag trifft sie im Halbfinale auf dem Center Court (nicht vor 13 Uhr) auf Diana Shnaider (19/WTA 101), die Titelverteidigerin Bernarda Pera (28/USA/WTA56) rausgeworfen hat. Dort soll Akugues Wahnsinn weitergehen.
Ein richtiger Sahneabend wurde es am Donnerstag für die deutschen Fans, weil nach Akugue Daniel Altmaier für eine faustdicke Überraschung sorgte. Mit 6:2, 6:2 fertigte der 24-Jährige Andrey Rublev, der 2020 am Rothenbaum siegte, ab – einen der großen Turnierfavoriten. „Alltäglich war das nicht“, sagte der Kempener nach seinem Coup. „Aber es war in meinen Plänen, solche Leute zu schlagen.“
Das könnte Sie auch interessieren: Eklat bei Fecht-WM: Ukrainerin verweigert Russin den Handschlag – die reagiert mit Sitzstreik
Unter den knapp 7000 Zuschauer:innen war eine pickepackevolle Altmaier-Box. Aus gutem Grund, wie er verriet: „Das“, erklärte Altmaier, „ist ein Hochzeitsgeschenk für meinen guten Freund und Investor Christian und seine Frau. Er kennt mich, seitdem ich 14 Jahre alt bin, wir arbeiten eng zusammen.“ Am Freitag (nicht vor 14.30 Uhr) geht es für Altmaier gegen Zhizhen Zhang (ATP 79), der am Abend Yannick Hanfmann 4:6, 6:1, 6:4 schlug, um den ersten Halbfinal-Einzug in Hamburg – das wäre ein Geschenk an sich selbst.