Frachter Ameland Feuer Wattenmeer
  • Der brennende Frachter „Fremantle Highway“ vor der niederländischen Küste.
  • Foto: picture alliance

Brennender Autofrachter: Wie schützt man das Wattenmeer vor einer Katastrophe?

Mehr als zwei Tage nach Ausbruch des Feuers auf der „Fremantle Highway“ meldete die niederländische Küstenwache am Freitag, dass der Brand nachgelassen und sich die Lage etwas stabilisiert habe. Jedoch: Das Inferno auf der Nordsee hat erneut eine Debatte über die Routen von Frachtschiffen ausgelöst.

Etwa 17 Kilometer nördlich der Insel Terschelling liegt das Unglücksschiff nun, gehalten von einer Notverbindung zu einem Schlepper. Laut Küstenwache seien derzeit keine Flammen mehr zu sehen. Sobald es die Temperaturen zulassen, sollen erste Spezialisten an Bord gehen und das Schiff inspizieren.

Mittlerweile wurden weitere Details zur Fracht bekannt: Der niederländischen Nachrichtenagentur ANP zufolge befinden sich 500 E-Autos an Bord und damit weitaus mehr als die 25, die bisher gemeldet wurden. ANP beruft sich auf Angaben des Unternehmens K Line, das die „Fremantle Highway“ vom japanischen Reeder gechartert hatte. Bestätigt ist nach wie vor nicht, ob tatsächlich ein E-Auto Brandauslöser war.

Umweltminister fordert küstenferne Routen für Frachter

Wie können solche Vorfälle, die das Meer massiv bedrohen, in Zukunft verhindert werden? Darüber läuft nun abermals eine Debatte. So forderte Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) die Bundesregierung gestern auf, Vorgaben zu machen, damit bestimmte Schiffe eine küstenfernere Route nehmen müssen. Er sagte, die Havarie führe gerade vor Augen, welche Gefahr von einer möglichen Ölkatastrophe für den einzigartigen Lebensraum Wattenmeer ausgehe. „Deshalb fordern wir, dass gerade Risikoschiffe deutlich weiter weg fahren“, sagte Meyer. Es könne nicht sein, dass die kürzere, küstennahe Route genommen werde, nur um ein paar Minuten Zeit einzusparen. Eine ähnliche Debatte hatte es bereits 2019 gegeben, nachdem der Frachter „MSC Zoe“ Container bei stürmischer See in Küstennähe verloren hatte.

Die küstennahe Schifffahrtsroute verläuft nur einige Kilometer nördlich vom Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer entfernt, in dem mehr als 10.000 Tier- und Pflanzenarten beheimatet sind. Bestimmte Schiffe von dieser küstennahen Route auszuschließen, werde schon lange, etwa von den Ostfriesischen Inseln, gefordert, so Meyer.

Umweltschützer kritisieren Industrialisierung der Nordsee

Peter Andryszak, Sprecher der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN), sagt jedoch gegenüber der MOPO, dass dies nur eine Verlagerung des Problems sei. „Wenn tatsächlich der „worst case“ eintritt und ein Schiff Öl verliert, wäre dann der einzige Vorteil, dass dies nicht so schnell an der Küste und somit für die Öffentlichkeit sichtbar wäre.“ Der Lebensraum von Tieren wäre trotzdem massiv betroffen, „Öl erstickt im Wattenmeer das ganze Bodenleben“, so Andryszak weiter.

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Die SND kritisiert bereits seit längerem eine Zunahme des Schiffsverkehrs und eine Industrialisierung der Nordsee. „Die Schiffe sind zudem viel größer geworden in den letzten Jahren und der Platz für sie wird durch den Bau von Offshore-Windkraftanlagen in Zukunft noch viel kleiner.“ Außerdem: Immer mehr der gefährlichen Lithium Ionen Akkus werden über die Meere transportiert, meist wirtschaftlich effizient, eng an eng gelagert.

„Die Gefahr, dass das gleiche wie auf der „Fremantle Highway“ passiert, steigt in nächster Zeit massiv. Es braucht ja nur ein Akku defekt zu sein“, so Andryszak. Wirklich sinnvoll sei vor allem eine Reduzierung der Masse der Transportgüter.

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