Wie Hamburgs neuer Harry Potter tickt – und in welcher Kneipe er am liebsten abhängt
Ein Mal Harry Potter sein: Für die meisten Fans bleibt das für immer ein Traum. Für Josef Ellers ist es bald Alltag. Ab dem 2. August ist der 35-jährige Österreicher der wohl berühmteste Zauberer der Welt – im Stück „Harry Potter und das verwunschene Kind“. Er löst damit Markus Schöttl ab, der Harry seit der Deutschlandpremiere im Dezember 2021 spielt. Was ihn dabei besonders herausfordert und welche Frage er Harry Potter gerne einmal bei einem Butterbier in der Kneipe stellen würde, verrät Ellers im Interview.
MOPO: Was war Ihr erster Gedanke als klar war, dass Sie zum Casting für Harry Potter eingeladen sind?
Josef Ellers: Ich habe sofort gewusst, wer dieser Mann ist, den ich hier verkörpern darf. Die 19 Jahre ältere Version des Jungen, mit dem ich so gut wie aufgewachsen bin. Der mich durch meine Kindheit und Jugend begleitet hat.
Und was ist passiert, als Sie die Zusage bekommen haben?
„Auf nach Hogwarts!“, war mein erster Gedanke. Neues Ziel: Hamburg. Ich habe mich sofort wieder in den Büchern verloren und nur darauf gewartet, wann denn „die Eule“ mit der Stücktextfassung ins Haus flattert. Täglich in diese magische Welt einzutauchen und mich den Gedanken dieser großen literarischen Figur hingeben zu dürfen, das erfüllt mich mit Freude und Stolz.
„Harry Potter und das verwunschene Kind“ in Hamburg
Wer Harry Potter auf der Bühne spielen will, muss vorher zur Schule gehen, richtig?
Ja, das stimmt. Wir lernen tatsächlich – wie in Hogwarts – zaubern. Dafür haben wir einen wunderbaren Coach, Julian Button, selbst deutscher Vizemeister im Zaubern. Er bringt uns nicht nur die Magie bei, sondern zeigt uns auch, wie man mit ihr tolle Geschichten erzählt.
Fürs Publikum ist das Stück ein einziger großer Zauber. Für alle auf der Bühne harte Arbeit. Was sind die größten Herausforderungen?
Für mich ist die größte Herausforderung, zum ersten Mal einen Vater zu spielen und dabei in ganz andere emotionale Töpfe greifen zu dürfen als gewohnt. Ich begegne Ängsten, von denen mir gar nicht bewusst war, dass die in mir schlummern. Zum Beispiel: Wie wird man ein guter Vater?
Wie nah sind Sie diesem erwachsenen Harry heute?
Wahrscheinlich näher als mir lieb ist. (lacht) Ich erkenne oft meine „mit dem Kopf durch die Wand“-Mentalität in ihm wieder. Aber genauso auch seinen Sinn für Gerechtigkeit. Einen starken Willen und ein Durchhaltevermögen in schwierigen Situationen darf ich mir, glaube ich, auch auf die Fahne schreiben.
Was würden Sie ihm abends in der Kneipe zu seinen Ängsten und Zweifeln sagen? Und zu diesem von ihm tief empfundenen Unvermögen, ein guter Vater zu sein?
Ich glaube, ich würde ihn als Erstes fragen, was abseits der tausenden von Seiten, die uns ja vorliegen, in Hogwarts passiert ist. Die Dinge, die nur zwischen den Zeilen zu lesen sind und die seine Geheimnisse bilden. Kapitel, die noch nicht erzählt wurden. Außerdem würde ich ihn bitten, ehrlich in sich hinein zu hören und die Frage zu beantworten, wie es ihm geht, wenn er seine Kinder betrachtet. Was er dabei fühlt. Und ihn dann an meine Brust drücken.
Josef Ellers spielt im Theaterstück Harry Potter
Die deutsche Version des „Stein der Weisen“ feiert gerade 25-jähriges Jubiläum. Was ist Ihrer Meinung nach so faszinierend an der Geschichte, dass Menschen auch nach einem Vierteljahrhundert noch völlig davon in Bann gezogen werden?
Es ist eine unfassbar detailreiche Welt mit Figuren, die uns ans Herz wachsen. Junge Menschen, die all ihren Ängsten trotzen, um für das Richtige einzustehen. Solche Charaktere inspirieren. Außerdem erscheint diese Welt zum Greifen nah. Da leben Zauberer und Hexen unter uns in der realen Welt – und es gibt diese kleine Hoffnung in jedem von uns, dass auch in uns solche Zauberkräfte schlummern. Was sie auch definitiv tun. Man vergisst nur eben oft, welche Kraft Dankbarkeit oder ein respektvoller Umgang haben. Oder der mächtigste Zauber überhaupt: Liebe.
Zum Schluss noch: Was sind die drei magischsten Hamburger Orte für Sie als Neu- Hamburger?
Ich liebe den Hafen. An der Elbe zu sitzen und den vielen übergroßen Frachtern zuzusehen, wie sie entladen werden und schließlich vollgepackt wieder in See stechen, inspiriert mich. Definitiv ein magischer Ort. Dann: Die Grindelhochhäuser, in denen ich wohne, denn sie schenken mir Luft und lassen mich in ein Hamburg der 50er Jahre eintauchen. Und zu guter Letzt: Die Kneipe „Hummel & Quiddje“ auf St. Pauli. Ein Ort, an dem du ganz du selbst sein kannst.
„Harry Potter und das verwunschene Kind“: Mehr!-Theater, Montag spielfrei, diverse Uhrzeiten, hier gibt’s alle Infos und Tickets (ab 59,90 Euro)