Von Schleppern gezogen fährt das Museumsschiff «Rickmer Rickmers» auf der Elbe im Hamburger Hafen zu einem Liegeplatz der Werft
  • Das Museumsschiff „Rickmer Rickmers“. (Archivfoto)
  • Foto: picture alliance/dpa/Bodo Marks

Bürokratie-Irrsinn: Verliert Hamburg seine Traditionsschiffe?

Sie sind ein Touristenmagnet und für die Hamburger ein Ort maritimer Sehnsucht – die Traditionsschiffe im Hafen. Jetzt gerät der Fortbestand der alten Segler, Dampfer oder Kutter in akute Gefahr. Der Grund: Neue bürokratische Bestimmungen zur Schiffssicherheit!

Manche von ihnen sind über hundert Jahre alt. Schiffe wie der „Lotsenschoner No. 5 Elbe“ stammen noch aus der Ära des Holzschiffbaus. Andere wie die „Rickmer Rickmers“ haben abenteuerliche Geschichten hinter sich und wurden zum Wahrzeichen der Hansestadt Hamburg.

Ein Heer aus Ehrenamtlichen kümmert sich um den Erhalt der Traditionsschiffe

Dass es diese Schiffe noch gibt, ist nur dem Heer aus Ehrenamtlichen zu verdanken, die ihre Freizeit damit verbringen, die Wasserfahrzeuge zu hegen, zu pflegen und den Betrieb für Ausfahrten aufrecht zu erhalten. So führt der ehemalige Stückgutfrachter „Cap San Diego“ regelmäßig die Ein- und Auslaufparade beim Hafengeburtstag an.

Die ehrenamtliche Crew der „Cap San Diego“ Berlin&Cramer
Die ehrenamtliche Crew der „Cap San Diego“
Die ehrenamtliche Crew der „Cap San Diego“

Doch ob das so bleibt, ist fraglich. Denn: Zu Beginn des kommenden Jahres soll die bereits 2018 erlassene Schiffssicherheitsverordnung endgültig zur Anwendung kommen. Eine fünfjährige Übergangsfrist läuft aus. Der Dachverband der deutschen Traditionsschiffe (GSHW) fürchtet, dass das die Zahl der alten Kähne deutlich reduzieren könnte.

Immer schärfere Sicherheitsvorschriften

„Die Sicherheitsvorschriften sind hoch und werden immer höher“, kritisiert der GSHW-Vorsitzende Jan-Matthias Westermann. Ab Januar würden die Fort- und Ausbildungskurse, die eigentlich für die Berufsschifffahrt gelten, auch für die ehrenamtlich arbeitenden Crewmitglieder zur Pflicht. Außerdem müssten die Patente alle fünf Jahre erneuert werden.

„Schon seit Jahren machen wir darauf aufmerksam, dass unter den Mannschaften ganz viele nur kurzfristig eingesetzte Freiwillige sind. Auch Studenten sind dabei“, sagt Westermann. Die Behörden würden auch nicht sehen, dass Ausbildungsplätze nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stünden. „Man muss Sorge haben, ob eine solche Ausbildung überhaupt angeboten werden kann.“

Das wird teuer: Traditionsschiffe müssen umgerüstet werden

Bei der Umsetzung technischer Vorschriften gibt es laut Westermann zwar die Möglichkeit von Fristverlängerungen, dennoch seien die Probleme immens. So sehe die neue Verordnung vor, dass zur Stärkung der Leckstabilität Schotte in die Rümpfe der Traditionsschiffe eingebaut werden müsse. „Das verändert den Charakter der Schiffe und kostet unglaublich viel Geld“, betont Westermann.

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Der GSHW-Vorsitzende weist darauf hin, dass die Crews der Traditionsschiffe auch nach wie vor mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen hätten. Es gebe einen enormen Reparaturstau, weil es so schwierig sei, die eigentlich versprochenen Fördergelder abzurufen. Westermann fordert: „Man muss den Topf öffnen!“ Außerdem appelliert er an die Behörden, die Umsetzung der Ausbildungsvorschriften auszusetzen oder zu erleichtern.

Westermann: „Wir werden Vorschläge machen, wie die Rahmenbedingungen angepasst werden können, damit die Traditionsschiffe erhalten bleiben.“

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