„Elend verreckt“: Bergträger stürzt an zweithöchstem Gipfel der Welt – niemand hilft
Mohammed Hassan starb kurz unterhalb des Gipfels des zweithöchsten Bergs der Welt. Und das wohl, weil dem pakistanischen Bergträger niemand half, nachdem er verunglückte. Weil den Alpinisten, die viel Geld für den Aufstieg auf den 8611 Meter hohen K2 zahlen, das Erreichen des Gipfels einfach wichtiger ist als ein Menschenleben? Diesen unfassbaren Verdacht legen Videoaufnahmen nahe.
In Pakistan wurde eine Untersuchungskommission gegründet, die jetzt ermittelt. Was sicher ist: Vor rund zwei Wochen drängten sich mehrere Bergsteiger vor der Schlüsselstelle „Flaschenhals“ auf 8.200 Metern. Knapp 200 Menschen wollten den Gipfel erreichen, das Zeitfenster war wegen des Wetters extrem klein. Dann gingen mindestens zwei Lawinen ab. Von den Bergsteigern überlebten alle – bis auf Mohammed Hassan.
Bergträger hing eine Dreiviertelstunde kopfüber am Seil
Starb er, weil niemand half? Der Verdacht liegt nahe. Laut „Der Standard“ hing der junge Familienvater nach seinem Sturz erst kopfüber in einem Fixseil. Und niemand tat etwas! Laut Augenzeugen wurde an der Absturzstelle ein neues Seil fixiert, damit die Leute weitergehen konnten, während Hassan darunter festhing. Erst nach einer Dreiviertelstunde sei der 27-Jährige hochgezogen worden.
K2, Bottleneck traverse. This section of the climb is INSANE. You spend several hours underneath a giant ice cliff in an exposed position at 8200m+, 1/3 normal oxygen levels & knowledge that many people slipped and fallen off from here. (1/2) pic.twitter.com/i0QFNM1kxb
— Everest Today (@EverestToday) August 5, 2023
Der Kameramann Philip Flämig hat das Szenario zufällig mit einer Drohne gefilmt. Bergsteiger Werner Steindl, der vor Ort, aber auf dem Abstieg war, hat die Aufnahmen gesehen und mit Augenzeugen gesprochen. Dem „Standard“ sagte der Österreicher, dass Mohammed Hassan noch gelebt habe, „während etwa 50 Leute an ihm vorbeigestiegen sind.“ Und weiter: „Er ist dort elendig verreckt. Es hätte nur drei, vier Leute gebraucht, ihn runterzubringen“. Mohammed sei unerfahren und schlecht ausgerüstet gewesen – in der „Berg-Hierarchie“ stehen pakistanische Träger weit unter den nepalesischen Sherpas.
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Jetzt werden Zeugen gehört, um den Fall aufzuklären. „Es ist bedauerlich, dass niemand anhielt, um dem sterbenden Mann zu helfen“, sagt Abu Zafar Sadiq, Präsident des pakistanischen Alpinclubs. Bergsteiger Steindl hat der Witwe von Mohammed nach eigener Aussage einen Scheck über 2500 Euro gebracht. Geld von seinem Auftraggeber habe die Familie nicht bekommen – weil der Job nicht beendet wurde.
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