Experten verraten: So verhandeln Sie Ihr Gehalt trotz Corona richtig
Viele Branchen leiden unter Entlassungswellen und ausbleibendem Wachstum. Gehaltsverhandlungen sind ohnehin ein verzwicktes Thema und die Folgen der Corona-Krise verstärken diese Unsicherheiten. Verhandlungsexperten geben Tipps und Taktiken, wie die Gehaltserhöhung trotz Corona klappen kann.
Wer einen neuen Job antritt oder sich dem Jahresgespräch nähert, fragt sich wahrscheinlich, ob die aktuelle Wirtschaftslage Verhandlungsspielraum zulässt. Experten warnen vor vorgeschobenen Ausreden und raten zu einer guten Vorbereitung.
Trotz Corona: So verhandeln Sie Ihr Gehalt richtig
Gehaltscoach Sandra Schuhmacher empfiehlt, immer erst zu schauen in welcher Branche man sich befindet, da nicht alle unter der Krise leiden. Auch Verhandlungsexpertin Claudia Kimich rät, die Gehaltsverhandlungen nur zu verschieben, wenn die eigene Branche wirklich flach liegt. Sie warnt vor „Corona-Ausreden“, wie sie es nennt: Alle Parteien würden dazu neigen, die Krise vorzuschieben, um sich vor Gehaltsverhandlungen zu drücken. Viele ließen sich von der allgemeinen Unsicherheit und den Kollektiv-Ängsten einschüchtern.
Gute Vorbereitung: Klare Ziele, Grenzen und Wünsche festlegen
Wer sich auf eine Verhandlung vorbereitet, sollte positive Wünsche statt negative Ängste formulieren, erklärt Kimich. Man solle sich die eigenen Ängste und deren Ursprung bewusst machen, um das notwendige Selbstvertrauen zu entwickeln.
Auch die Trainerin Anja Henningsmeyer betont die Relevanz einer guten Vorbereitung für den Verhandlungserfolg. Sich eine gute Ausgangslage zu schaffen bedeute, sich klare Ziele und Grenzen zu setzen. Ein klaren Minimum und Maximum der Gehaltsvorstellung helfe den Verhandlungsspielraum zu bestimmen.
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Wer dagegen kein klares Verhandlungsziel verfolge oder Konsequenzen aus den selbstgesetzten Grenzen ziehe laufe in Gefahr, mit sich selbst zu verhandeln. Laut Henningsmeyer ist es fatal mit nur einer Forderung in die Verhandlungen zu gehen: Neben Gehalt ließen sich auch weitere Werte wie Verantwortlichkeiten, Arbeitsgeräte, Homeoffice und mehr verhandeln.
Krise verlangt Empathie bei der Verhandlung
Verhandlungen unterscheiden sich in Krisenzeiten nicht groß, betont die Trainerin. Immer ginge es um den Versuch, Interessenskonflikte in einen Ausgleich zu bringen. Das gelinge am besten, wenn man sich für die Lage des anderen interessiere. Die Krise verlange lediglich mehr Empathie. Hebelsätze, wie „Was braucht der Verhandlungspartner besonders? Sind meine Dienste unverzichtbar für ihn?“; seien hilfreich, um Interessen, Probleme und Wünsche des Gegenübers auszumachen. Auch das firmeneigene Leitbild könne Aufschluss darüber geben, welche Werte für den Arbeitgeber relevant sind und der Arbeitnehmer bieten sollte.
Leistungslogbuch führen: Besonders im Homeoffice
Laut Gehaltscoach Schuhmacher hilft es, ein Leistungslogbuch zu führen. Besonders bei denen, die nur im Home-Office arbeiten würden Aufzeichnungen helfen, den eigenen Wert beim Arbeitgeber klar darzustellen. Wer Ereignisse, Erfolge und Prozesse bei der Arbeit festhalte, könne sich bei der nächsten Bestandsaufnahme im Team gut positionieren.
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Wenn es am Ende trotzdem nicht mit der Gehaltserhöhung klappt sollte man das nicht persönlich nehmen, sagt die Expertin. Aus jeder Enttäuschung könne man etwas fürs nächste Mal lernen. „Nach der Gehaltsverhandlung ist wieder vor der Gehaltsverhandlung“, so Schuhmacher. (vst)