„Kann schnell in die Hose gehen!“ Löchriger HSV kämpft sich im Pokal weiter
Am Ende wurde es eine Punktlandung – im doppelten Sinne. HSV-Trainer Tim Walter hatte das Abschlusstraining und die Busabfahrt zum DFB-Pokal-Spiel bei Rot-Weiss Essen am Samstag erkrankt verpasst. Einen Tag später reiste der 47-Jährige per Auto nach – und sah beim 4:3-Sieg beim Drittligisten, wie seine Mannschaft über lange 120 Minuten mächtig zu kämpfen hatte.
„Zufrieden“ sei er, befand Walter nach dem Abpfiff in den Katakomben des Stadions an der Hafenstraße, weil seine Mannschaft gewonnen habe. „Ich gewinne lieber 5:4 als 1:0“, gestand der Übungsleiter, den die Gegentore sechs bis acht im dritten Pflichtspiel der Saison dennoch mehr geärgert haben dürften, als er zugeben vermochte.
Tim Walter: „Ich gewinne lieber 5:4 als 1:0“
Die Führung durch Bakery Jatta (37.) glich Essen quasi postwendend durch einen Freistoßtreffer von Torben Müsel (42.) aus, auch auf den zweiten Treffer des Gambiers (54.) fand RWE in Person von Moussa Doumbouya (56.) direkt die passende Antwort. „Ein munteres Spielchen“, wie Walter es nach dem Spiel treffend formulierte, „vor wirklich tollen Zuschauern.“
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Genau 18.800 im ausverkauften Stadion bebten, erst Recht als Lucas Brumme in der 83. Minute das 3:3 erzielte und dem damit die späte Retourkutsche auf die dritte HSV-Führung durch Robert Glatzel (66.) gelang.
Jatta trifft doppelt, Glatzel einfach und Bénes wird zum Matchwinner
Spektakel pur an der Hafenstraße! „Das ist doch sehr ermutigend für alle, ins Stadion gehen, wenn der HSV kommt, weil Spektakel geboten wird“, sagte Walter mit dem Sieg im Rücken. Das sagte sich dank des späten Siegtores (117.) durch László Bénes leichter. „Solange wir gewinnen und ein Tor mehr als der Gegner schießen, bin ich zufrieden“, so Walter, dem während der 120 Minuten am Spielfeldrand durchaus die ein oder andere Zornesfalte anzusehen war. Immerhin: Die Flasche, stets in des Trainers Hand, sie wurde dieses Mal nicht geworfen. Auch, weil anders als in Karlsruhe (2:2) dieses Mal der HSV das letzte Wort hatte.
Ambrosius: „Mit drei Gegentoren ist keiner hier zufrieden“
Walter aber wird genau wissen: Die Probleme in der Abwehr wurden in Essen erneut durch die enorm effiziente Offensive aufgefangen, ein risikoreiches Unterfangen. Und so widersprach Verteidiger Stephan Ambrosius, in der Verlängerung eingewechselt, seinem Trainer. „Mit drei Gegentoren ist keiner hier zufrieden, aber so ist Pokal“, sagte der 24-Jährige: „So viel Zeit bleibt uns nicht mehr. Das kann schnell in die Hose gehen und wenn wir nicht immer so viele Tore schießen, dann verlieren wir. Die Zeit ist nicht gegeben. Wir werden hart daran arbeiten.“
Kommende Woche gastiert mit Hertha BSC das nächste Schwergewicht zum Topspiel im Volkspark. Nach zwei 0:1-Pleiten zum Auftakt schossen sich die Berliner am Samstag im Pokal gegen Jena den Frust von der Seele, siegten mit 5:0. Klingt ganz so, als stünde das nächste Spektakel schon vor der Tür. Walter wird‘s freuen.