Nach Eklat in Dresden: Der HSV stellt sich hinter Toni Leistner
Auf diese Schlagzeilen hätten beim HSV alle gerne verzichtet. Toni Leistners Schubser gegen einen Dresden-Fan nach dem 1:4 in der ersten Pokal-Runde sorgte bundesweit für Aufsehen. Trotz des Eklats stärken die Hamburger ihrem Abwehrmann den Rücken – so wie viele ehemalige Mitspieler.
„Wir haben die Aktion am Abend in Dresden aufgearbeitet, uns die vorhandenen Videosequenzen angeschaut und uns auch die Berichte der Augen- und Ohrenzeugen zukommen lassen“, sagte Sportvorstand Jonas Boldt (38) gestern nach der Ankunft des HSV-Trosses in Hamburg.
Mit im Bus saß auch Leistner, der sich noch am späten Montagabend entschuldigt hatte – und zudem erklärte, weshalb ihm die Sicherungen durchbrannten.
Dynamo-Fan beleidigte offenbar Leistners Frau
So soll der Dynamo-Fan Leistners Familie – allen voran seine hochschwangere Frau Josefin (25) – aufs Übelste beleidigt haben. Ohrenzeugen berichteten, dass es unter die Gürtellinie ging, geschmacklos wurde. So soll der „Fan“ gerufen haben, er wolle Leistners Ehefrau in den Bauch treten, damit diese eine Fehlgeburt erleide!
Das könnte Sie auch interessieren: Mit so vielen Zuschauern plant der HSV gegen Düsseldorf
Eine Entgleisung allerunterster Schublade und zu viel für Leistner, der sein Sky-Interview abbrach und wutentbrannt auf die Tribüne stürmte. „Wir haben ihm sehr deutlich mitgeteilt, dass wir den Vorfall nicht tolerieren, dass wir einen internen Umgang damit finden müssen und werden. Wir haben ihm aber auch versichert, dass er aufgrund seiner Handlung jetzt nicht von uns fallengelassen oder an den Pranger gestellt wird“, erklärte Boldt und stärkte seinem Neuzugang damit den Rücken.
Leistners Frau äußert sich auf Instagram
Josefin Leistner, die aktuell in Dresden die Geburt ihres zweiten Kindes erwartet, meldete sich am Tag nach dem Vorfall bei Instagram. Sie schrieb: „Was viele leider immer wieder vergessen: Auch hinter dem Profifußballer Toni Leistner steckt ein Mensch wie du und ich. Ein Papa und Ehemann. Was meiner Meinung gestern gezeigt wurde ist ein massives Problem der heutigen Gesellschaft. Die vermeintliche Anonymität im Netz, oder im Falle von gestern hinter hohen Fußballmauern, wird ausgenutzt um grundlos (!) fremde Menschen zu beleidigen und zu beschimpfen.“
Etliche ehemalige Teamkollegen sprangen Leistner in den sozialen Netzwerken zur Seite. Sebastian Polter (29), der mit dem Verteidiger zusammen bei Union Berlin spielte, schrieb: „Der Kauf einer Eintrittskarte berechtigt nicht, Leute so unter der Gürtellinie zu beleidigen.“ Der Stürmer weiter: „Meine Familie steht immer hinter dir und einer tollen Familie.“
Volle Rückendeckung für Leistner, der erst vor zwei Wochen aus England von den Queens Park Rangers zum HSV wechselte. Von den Teamkollegen wurde er direkt in den Mannschaftsrat gewählt, von Trainer Thioune zum stellvertretenden Kapitän ernannt. Ausgerechnet in seiner Heimatstadt Dresden gab er am Montag sein HSV-Debüt – es endete in einem Fiasko.
Angegriffener Dynamo-Fan äußert sich
Dass das Interview vor dem Eklat vor der gut gefüllten Tribüne stattfand, sorgte beim HSV ohnehin nicht für Begeisterungsstürme. Von Mindestabständen konnte keine Rede sein. Eine Szene mit vielen Verlierern. Der betroffene Fan, gegen den Dynamo jetzt vorgehen könnte, äußerte sich (anonym) bei „Tag24“, beteuerte, er habe nicht Leistners Familie beleidigt. Es seien nur „die üblichen“ Beschimpfungen gewesen.
Leistner und der Dresdner sprechen sich aus
Gestern Abend fand dann eine telefonische Aussprache zwischen Leistner und dem Dresden-Fan statt . „Wir haben die Sache untereinander geklärt“, teilte Leistner danach mit: „Er hat genau wie ich seinen Fehler eingesehen. Ich nehme seine Entschuldigung an.“
Leistner, gegen den der DFB-Kontrollausschuss ermittelt, absolvierte gestern – wie die restlichen Stammspieler – nach der Rückkehr ein individuelles Training im Stadion. Heute geht es für den Verteidiger wieder auf den Platz. Nach dem verpatzten Start will der 30-Jährige für sportliche Schlagzeilen sorgen. Das gelang ihm in Dresden überhaupt nicht.