Wechsel-Gedanken? Das sagt HSV-Profi Königsdörffer dazu
Soviel steht fest: Sollte Ransford Königsdörffer am Samstag treffen, wird er auch jubeln. Von einem Torjubel-Verbot gegen seinen Ex-Klub Hertha BSC hält der HSV-Angreifer nichts. „Gegen Hertha kann ich jubeln, nur gegen Dynamo Dresden würde ich es lassen“, sagt der 21-Jährige. Womit dann schon einiges gesagt wäre über das Verhältnis zu seiner einstigen Jugendliebe Hertha.
Das Duell ist speziell, Königsdörffer hat es schon länger im Blick. „Ich habe noch nie in meiner Karriere gegen Hertha gespielt“, stellt er fest und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Mit zwölf Jahren wechselte Königsdörffer vom SC Charlottenburg zur Hertha, blieb fünf Jahre lang und galt als vielversprechendes Talent. Dann aber wurde er nach zwei Knie-Operationen gnadenlos aussortiert. Business as usual, in seiner härtesten Form. Die Hertha-Bosse trauten ihm den Sprung in den Profibereich schlicht nicht zu.
Königsdörffer: „Schade, dass Hertha nicht an mich geglaubt hat“
Vier Jahre später steht Königsdörffer gestählt und mit breitem Kreuz auf dem Rasen des Trainingsgeländes im Volkspark und ist in der Lage, ohne größere Emotionen über seine schwerste Zeit als Fußballer zu sprechen. Natürlich hat er das alles nicht vergessen „Ich verstehe es auch aus deren Sicht“, sagt er nun. „Klar finde ich es schade, dass Hertha nicht an mich geglaubt hat. Aber ich hatte eine schwere Verletzung, dann kam die zweite. Irgendwie wusste ich da schon, dass ich den Verein wahrscheinlich verlassen muss.“ Sein Resümee: „Einerseits war es traurig, aber ich konnte auch mal etwas anders machen und auf eigenen Beinen stehen. Ich bin niemandem böse.“
Königsdörffer nutzte die Chance des Neuanfangs. Über Dynamo Dresden landete er im Vorjahr beim HSV und feierte sein Debüt in Ghanas Nationalteam. Nach 31 Zweitligaeinsätzen (mit acht Toren) in der Vorsaison, zählte er in den ersten beiden Partien dieser Saison zur HSV-Startelf. „Ich würde sagen, dass ich mich entwickelt habe“, sagt der Offensivmann selbstbewusst, bekennt aber: „Ich mache noch viele Fehler und muss mich weiter verbessern.“
Wieviel Berlin aber steckt noch in dem Berliner Jungen? Reichlich! Seine Familie lebt weiterhin im Wedding. „Ich bin immer noch oft da und fühle mich wohl“, bestätigt der HSV-Profi. Die Hertha hat er im Blick, „aber ich bin kein Fan“. Ex-Profi „Zecke“ Neuendorf, jetzt Sportlicher Leiter der Berliner, war zwei Jahre lang Königsdörffers Jugend-Trainer. Mit Profi-Coach Pal Dardai gab es nur wenig Kontakt. Dafür spielte er mit Marton, einem der drei Dardai-Söhne aus Herthas aktuellem Profi-Kader, zusammen: „Ab und zu haben wir noch Kontakt.“
Transfer noch diesen Sommer? „Man muss immer alles offen halten“
Möglich, dass Königsdörffer gegen seine frühere Liebe aber mit der Joker-Rolle vorlieb nehmen muss. Die Konkurrenz ist groß, zuletzt überzeugte Konkurrent Bakery Jatta im Pokal in Essen (4:3) mit zwei Treffern. Königsdörffer weiß: „Wer nicht liefert, der spielt nicht, und wenn du lieferst, spielst du. Also hat man alles in der eigenen Hand.“
Klar ist: Königsdörffer braucht viel Spielzeit – auch, um sich für den Afrika-Cup im Januar zu empfehlen. „Ich stehe mit unserem Nationaltrainer in Kontakt, er ruft hin und wieder an“, erzählt der Stürmer, der sich zu Beginn der Sommer-Vorbereitung auch mit Wechselgedanken befasst haben soll. Man wolle halt immer viel spielen, sagt er achselzuckend. „Das war in der letzten Saison nicht so oft bei mir der Fall. Jetzt liegt es an mir, das zu ändern, und dann werden wir sehen, wie es weitergeht. Man muss immer alles offen halten, aber Stand jetzt denke ich nicht an einen Wechsel im Sommer.“
Stand jetzt. Weil Königsdörffer weiß, wie schnell es im Fußball gehen kann, diese Lektion hat er bei der Hertha gelernt.