Großkontrolle am Hauptbahnhof: „Niemand braucht Angst zu haben, hier durchzugehen“
250 Kräfte der sogenannten Sicherheitsallianz aus Bundespolizei, Landespolizei und den Sicherheitsdiensten der Deutschen Bahn und Hochbahn waren am Mittwoch am und im Hauptbahnhof präsent und haben dabei auch Kontrollen durchgeführt. Und das nicht, wie sonst häufig, am Abend, sondern mitten am Tag. „Wir wollen unberechenbar bleiben“, so Bundespolizei-Sprecher Woldemar Lieder zur MOPO.
Für die Allianz ging es vorrangig darum, Sicherheit auszustrahlen, gerade wegen der zuletzt negativen Berichterstattung rund um das gestiegene Gewaltpotenzial am Hauptbahnhof. „Wir versuchen transparent zu machen, dass wir da sind, dass die Behörden hier gemeinsam agieren und es auch keine Grenzen in der Zuständigkeit gibt“, so Lieder. „Niemand braucht Angst zu haben, hier durchzugehen.“
„Nur so kriegen wir das Problem gelöst“
An jeder Ecke stehe jemand und könne Hilfe geben. Für die Behörden wichtig: das gemeinsame Auftreten aller vier Sicherheitspartner. „Und dass wir unberechenbar bleiben wollen“, sagt Lieder. Damit meint er, dass es jederzeit zu solchen Schwerpunkteinsätzen kommen kann, „unregelmäßig zu unterschiedlichen Tages- und Uhrzeiten, unter der Woche und am Wochenende“. Man müsse an einem Strang ziehen. Lieder: „Nur so kriegen wir das Problem gelöst.“
Bereits am Samstag hatte es einen Schwerpunkteinsatz gegeben, bei dem 14 Strafanzeigen gefertigt und mehrere Platzverweise ausgesprochen wurden. Am Mittwoch kontrollierte die Allianz dann 165 Menschen, durchsuchte 105 Personen und nahm drei von ihnen fest. Sechs hatten Drogen dabei, drei verbotene Waffen, darunter ein sogenanntes Einhandmesser. Zudem gab es zwölf Fahndungstreffer. Laut Lieder sei die Rückmeldung der Bürgerinnen und Bürger positiv gewesen: „Die fanden das gut, dass wir zurückhaltend, aber da waren und Präsenz gezeigt haben.“
Doch die von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) vorangetriebene Sicherheitsoffensive stößt auch auf Kritik. Die Präsenz löse das Problem nicht, sagt ein Mitarbeiter einer Einrichtung, die sich um Bedürftige in Hamburg sorgt. „Nur weil man die Süchtigen und Obdachlosen aus dem Sichtfeld räumt, sind sie immer noch da.“
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Das sieht auch Jan Reinecke so, Landeschef beim Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK): „Die Ursachen wird man mit diesen Maßnahmen nicht in den Griff bekommen. Sie liegen mitunter in der Verelendung, es geht um Menschen in prekären Verhältnissen, die keine Perspektive haben.“ Er sieht die Sozialbehörde in der Pflicht, die hier aber „versagen“ würde. Die Polizei reibe sich nur an den Symptomen auf. Gebraucht würden mehr Wohnraum und mehr Therapieplätze für die Betroffenen. „Das wäre ein wesentlicher Schritt, die Probleme einzudämmen“, sagt Reinecke.