F1-Star gegen Geisterrennen: Vettel ignoriert Finanznöte der Rennställe
Ellighausen –
Sebastian Vettel (32) ist ein schlauer Bursche, doch in der Corona-Krise ist der Zimmermannssohn auf dem Holzweg. Der Ferrari-Star kritisiert die überlebenswichtigen Geisterrennen zum WM-Start und blendet dabei die finanzielle Notlage des Motorsports aus.
Sebastian Vettel: „Ein Rennen ohne Zuschauer ist fad, ist nicht richtig“
„Ich wäre kein Fan davon. Ein Rennen ohne Zuschauer ist fad, ist nicht richtig, insofern sollte man keine Schnellschüsse machen, warten und keine Geisterrennen abhalten“, sagte Vettel in einer von Ferrari organisierten Videokonferenz.
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Worauf die Verantwortlichen um Formel-1-Boss Chase Carey (66) und FIA-Präsident Jean Todt (74) warten sollten, sagte er nicht. Vettel findet einfach: „Es wäre ein komisches Gefühl. Und es ist auch im Fernsehen nicht das Gleiche, wenn man keine Zuschauer vor Ort hat.“
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Zak Brown: „Ich sehe vier Teams verschwinden“
Doch mit dieser wohlfeilen Äußerung blendet Vettel die Corona-Realität aus. Dabei weiß er als bekennender Zeitungsleser wohl, dass die Corona-Pandemie „schrecklich und prägend“ sei. Und er weiß ebenfalls, dass sein Arbeitgeber und die anderen Autohersteller und Formel-1-Teams Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken mussten und auf die TV-Gelder für die Geisterrennen angewiesen sind.
Williams steht angesichts der Millionenverluste bereits vor der Pleite. Und McLaren-Teamchef Zak Brown (48) befürchtet: „Ich sehe vier Teams verschwinden, wenn die Situation nicht richtig gehandhabt wird.“
WM-Start in Österreich als Geisterrennen
Deshalb beschworen die zehn Teamchefs eine seltene Einigkeit. Nach der corona-bedingten Absage der ersten neun Saisonrennen ließen sie Carey und Todt freie Hand bei der Neugestaltung des Rennkalenders.
Sie einigten sich nun auf einen WM-Start auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg (5. Juli). Den stuft Vettels alter Teamchef Christian Horner (46) wegen des nahen Flugplatzes als optimal ein, um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten.
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Zwei Geisterrennen in Silverstone?
Danach soll es in Silverstone (18./19. Juli) sogar zwei Geisterrennen geben, um sicher auf die von F1-Sportchef Ross Brawn (64) angepeilten 15 bis 18 Rennen zu kommen. Erst dann erhalten die Teams die dringend benötigten TV-Millionen. All das weiß Vettel: „Es geht auch ums wirtschaftliche Überleben. Es gibt keine perfekte Antwort. Die ersten Rennen werden wohl Kompromisse sein.“
Die Zeit bis zum ersten Geisterrennen in Spielberg kann er nun jedenfalls produktiver nutzen als im heimischen Fitnessstudio oder Garten. Auf Drängen seiner Freunde hat sich der bekennende E-Sport-Muffel einen Simulator gekauft. „Den muss ich aber erst noch installieren.“
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Sebastian Vettel schließt Simulator-Duell mit Charles Leclerc aus
Ein künftiges Duell mit Ferrari-Feind Charles Leclerc (22), der zuletzt den virtuellen Australien-GP gewann, schließt Vettel aber aus: „Blamieren will ich mich ja auch nicht. Ich strebe keine virtuelle Karriere an.“