Neuer Aufsichtsratschef: Marcell Jansen ist jetzt der Big Boss des HSV!
Er kam als normales Mitglied des Aufsichtsrates im Volkspark vorgefahren und düste als Boss des Gremiums wieder nach Hause. Der vergangene Sonnabend wird in Marcell Jansens Vita künftig eine größere Rolle spielen, denn pro forma ist er nun der mächtigste Mann des HSV. Ein rasanter Aufstieg des 34-Jährigen, der damit zugleich der jüngste Boss aller Bundesligisten ist.
Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Nach dem großen HSV-Beben wird Jansen am Montag erstmals ausführlich Stellung beziehen, eine virtuelle Pressekonferenz mit dem neuen Aufsichtsratschef dient am Mittag als Austauschplattform. Jansen wird viel zu erzählen haben. Denn wohl noch nie machte ein Ex-HSV-Profi so schnell als Funktionär in seinem Klub Karriere.
Steile Karriere: Vor fünf Jahren war Jansen noch HSV-Profi
Ein Leben auf der Überholspur. Keine fünf Jahre ist es her, da gab Jansen mit nur 29 Jahren seinen Abschied vom Profifußball bekannt. Gladbach, Bayern und der HSV als Stationen, zwei Mal WM-Dritter (2006, 2010) und Vize-Europameister 2008, dazu 46 Länderspiele. So die Kurz-Vita. Und ein frühes Interesse an anderen Karrierewegen. Jansen gehören mehrere Unternehmen (u.a. das Restaurant „Kinneloa“ und das Lifestyle-Sanitätshaus „s’tatics“).
>> Hier lesen: Hoffmanns Aus: Darüber stolperte der mächtigste Mann beim HSV
Was immer blieb, war der HSV. Im Februar 2018 wurde Jansen in den Aufsichtsrat der HSV AG gewählt, im Januar 2019 zum jüngsten Präsidenten des Vereins. Nun der nächste Karriereschritt. Aber auch der letzte? Oder plant Jansen längst, wie es ihm vor allem Kritiker vorhalten, den Sprung auf den gut bezahlten Vorstandssessel, den Bernd Hoffmann räumen musste?
Jansen bestreitet Absichten, in den HSV-Vorstand aufzurücken
Mit diesen Vorhaltungen wird er leben müssen. Bis zuletzt bestritt Jansen vehement alle Absichten dieser Art. Nimmt man die Gespräche, die die MOPO mit Beteiligten führte, als Maßstab, ist eine rasche Inthronisierung Jansens in den Vorstand in der Tat nicht vorgesehen. Das allerdings könnte sich in einigen Monaten ändern, sollte sich herauskristallisieren, dass es in einem Zweier-Gremium mit Sportvorstand Jonas Boldt und Finanz-Boss Frank Wettstein Vakanzen gibt. Aber auch dann müsste die Wahl nicht zwingend auf Jansen fallen.
Denkbar ist dessen Schritt in den Vorstand auf kurz oder lang ganz sicher. Das liegt auch daran, dass Jansen grundsätzlich vom Naturell her eher ein Gestalter denn ein Kontrolleur ist. Und bestens vernetzt. Seine Nähe zu HSV-Investor Klaus-Michael Kühne ist bekannt. Boldt indes lernte er erst in Hamburg richtig kennen.
Draht zwischen Jansen und Boldt wird enger werden
Der Draht der beiden muss nun noch enger werden, Jansen wird sich in gewissen Dingen anpassen müssen. Dass er das kann, beweist er seit dieser Saison dort, wo er groß wurde – auf dem Platz. In der dritten Mannschaft des HSV, die in der Oberliga spielt, ist der frühere Nationalverteidiger plötzlich Stürmer. Seine starke Bilanz: 14 Treffer in 20 Spielen. Der Mann scheint zu wissen, wo man stehen muss.