Angelhaken-Drama um eine kleine Schildkröte
Es sind Bilder, die ans Herz gehen: Sie zeigen eine kleine Schildkröte, die einen Angelköder verschluckt hat. Der Haken hat sich tief in ihren Rachen gebohrt und sitzt gefährlich nahe hinter dem Auge. Ein Tierarzt des Hamburger Tierschutzvereins gab nun alles, um ihr das Leben zu retten.
Wem die kleine Schildkröte einmal gehört hat, ist unbekannt. Vermutlich wurde sie ausgesetzt. Das verletzte Tier wurde mit dem Angelhaken im Maul aufgefunden und vom Hamburger Tierschutzverein von 1841 (HTV) betreut. Das Schicksal des Reptils teilen viele Artgenossen: Der Verein weist darauf hin, dass immer mehr Schildkröten von ihren Besitzern ausgesetzt würden.
Immer mehr Schildkröten werden ausgesetzt
Während 2021 zwischen den Monaten Januar bis August insgesamt 24 Panzerträger ausgesetzt wurden, seien es in diesem Jahr laut Tierschutzverein schon 27 gewesen. Die geruhsamen Tierchen seien dabei oft großen Gefahren ausgesetzt, warnen die Tierschützer. So wie jetzt die kleine Wasserschildkröte.
Zwei sogenannte Drillings-Haken, an denen jeweils drei Einzelhaken hängen, hätten sich im Gaumen des Findelkindes verankert. Auch Zunge und Wange waren durchbohrt. Was HTV-Tierarzt Danilo Saß besonders beunruhigte: Einer der Haken saß unmittelbar hinter dem Auge! Die Gefahr, dass das Tier sein Augenlicht verlieren würde, war groß.
„Vermutlich wollte sie sich mit einem Abwehrbiss gegen den Haken verteidigen, und er hat sich so verfangen“, mutmaßt der Tiermediziner. Saß setzte die Schildkröte unter Vollnarkose, operierte die Metallstücke vorsichtig heraus und versorgte die Wunden.
Jede sechste Fundschildkröte hat einen Angelhaken am Körper
Bei dem nicht ganz ungefährlichen Eingriff fand Danilo Saß sogar noch einen weiteren, älteren Haken! Er befand sich in der Speiseröhre der Schildkröte. Wie der Tierschutzverein mitteilte, hat das Tier den Eingriff überlebt und befindet sich auf dem Weg der Besserung.
Das könnte Sie auch interessieren: Nach Aufnahmestopp im Tierheim: Diese Tiere will Hamburg jetzt an Halter zurückgeben
Der Fall zeige, welches Schicksal besonders den an Gewässern ausgesetzten Schildkröten drohe, warnt der Verein. Etwa jedes sechste der aufgefundenen Schildkröten trage einen Angelhaken im oder am Körper. Bei nicht wenigen landeten die Metallteile im Magen.
„Genau aus diesem Grund werden bei uns alle Fundschildkröten geröntgt“, erklärte Tierarzt Saß.