Pal Dárdai Trainer von Hertha BSC beim Auswärtsspiel in Hamburg
  • Hertha-Coach Pal Dardai geht nicht von einem schnellen Wiederaufstieg aus.
  • Foto: imago/Jan Huebner

Wutrede! Hertha-Coach Dardai spricht von „Mobbing“ und hakt Aufstieg ab

Vor dem vierten Spieltag der Zweiten Liga hat Berlins Trainer Pal Dardai sich über den medialen Umgang mit seiner Person, seinen Söhnen und Hertha BSC echauffiert. Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Greuther Fürth (Sa., 13 Uhr) sprach der 47-Jährige von einer „Form von Mobbing“ und bezog sich insbesondere auf einen Bericht der „Bild“.

Am Mittwoch wurde ein Artikel der „Bild“ veröffentlicht, in dem über Unstimmigkeiten in der Kabine in Berlin berichtet wurde. Einige Profis seien beunruhigt über die Situation um den derzeit suspendierten Torhüter Marius Gersbeck und die Tatsache, dass mit Marton, Palko und Bence drei Söhne des Trainers im Team stehen.

Dardai: „Wenn ein Kind von mir bevorzugt wird, räume ich sofort die Trainerposition“

Dem widersprach Dardai vehement: „Wahrscheinlich braucht der Schreiber Klicks. Ich kann nur eine Sache sagen: Vom ersten Tag an habe ich gesagt: Wenn ein Kind von mir bevorzugt wird und einem Spieler fällt das auf, dann soll er das bei mir oder bei der Führung melden. Ob anonym oder persönlich bei mir. Dann räume ich sofort die Trainerposition.“

Er könne keine schlechte Stimmung im Team erkennen, sondern dass der Zusammenhalt trotz der drei Niederlagen zum Beginn der Saison deutlich gewachsen sei. „Am besten fragt ihr die alten Spieler. Die werden es euch am ehesten sagen. Vier, fünf, sechs ältere Spieler haben angefangen jede zweite Woche essen zu gehen, um über die Situation zu reden, wie sie helfen können, was sie machen können. Komischerweise war Marton Dardai dabei. Wenn meine Söhne in der Kabine stören würden, dann hätte sie Marton nicht eingeladen. Zu Hause höre ich, dass Marton sagt, dass sie in seiner Wohnung mit ein paar Spielern gekocht haben. Da waren alte Spieler dabei, auch andere Dardais.“

Dardai: „Meine Söhne haben es eher schwerer“

Statt einem Vorteil hätten es seine Söhne sogar eher schwerer, meint Pal: „Ich rede mit ihnen ungarisch und sehr hart. So wie mein Vater mit mir.“ Bislang stand Marton in allen vier Pflichtspielen in der Startelf, Palko in drei. Bence wurde dreimal eingewechselt.

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Dem Trainer wird die negative Berichterstattung allmählich zu viel. „Für mich geht das langsam in Richtung Mobbing. Wahrheit ist Wahrheit. Wenn man Unwahrheiten schreibt, dann ist das eine Lüge. Wenn jemand Lügen schreibt, muss der Arbeitgeber prüfen, warum er Unwahrheiten schreibt. Meine Kinder sind nicht für Spionage aufgezogen, ich brauche das nicht. Der Schreiber des Artikels kennt offensichtlich auch unser Verhältnis nicht“, sagte Dardai senior, der offensichtlich sehr verärgert war.

Leistner übernimmt Kapitänsbinde von Richter

Aus Kostengründen musste sich Hertha von weiteren teuren „Altlasten“ trennen. Unter der Woche verließen Suat Serdar (Hellas Verona/Leihe), Dodi Lukebakio (FC Sevilla) und Marco Richter (FSV Mainz 05) den Verein. Damit einher geht jedoch auch ein Verlust an Qualität, auch wenn Lukebakio nach dem Abstieg kein Spiel mehr für Hertha bestritt. Richter war im offensiven Mittelfeld gesetzt – und er war Kapitän.

Intern zeigte sein Wechsel Wirkung. „Der erste Tag danach war ein Tick zu leise“, sagte Dardai. Ein Spieler wie Richter sah keine Perspektive mehr bei Hertha, den Spielern sei dadurch eine Wahrheit bewusst geworden: „Die Lage ist wirklich ernst hier.“

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Die Kapitänsbinde werde in Zukunft Ex-HSV-Profi Toni Leistner übernehmen, mit 33 Jahren einer der erfahrensten Spieler im Kader. Dardai: „Er ist angekommen als Typ und Mensch, als wäre er schon 20 Jahre hier.“ Sollte der Innenverteidiger am Wochenende aufgrund seines in Hamburg zugezogenen Nasenbeinbruchs fehlen, „dann habe ich noch Zeit zum Überlegen.“

Herthas Toni Leistner (r.) und László Bénes hatten sich nach dem Abpfiff wieder lieb. WITTERS
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Die Hertha hat dank der Verkäufe von Richter und Lukébakio ihre Einnahmen auf über 30 Millionen Euro erhöht, dem gegenüber stehen Ausgaben von nur 3,6 Millionen Euro. Trotzdem betonte Dardai, dass die finanziellen Mittel auf dem Transfermarkt begrenzt seien. Neben einem defensiven Mittelfeldspieler würde er auch in der Offensive gern nochmal nachlegen. „Natür­lich wäre es schön, einen Zehner zu holen. Aber ich glaube, das ist unmög­lich.“

Hertha-Sportdirektor Weber: „Die Gemengelage ist komplex“

Der frühere Leipziger Diego Demme (SSC Neapel) gilt als Wunschkandidat, soll den Berlinern laut Bild aber nun abgesagt haben. „Die Gemengelage ist komplex“, sagte Sportdirektor Benjamin Weber ganz allgemein über die Transferbemühungen. Man sei immer noch ein großer Verein. Aber: „Wir müssen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Auge behalten.“

Das Investorengeld jedenfalls „ist weg, ich weiß nicht wo es ist“, sagte Dardai, „aber es ist nicht die jetzige Führung. Wir kämpfen für diesen Verein.“

Aufstieg vielleicht in „drei, vier Jahren“

Herthas böser Absturz hat nach drei Spielen in Liga zweieinen Tiefpunkt erreicht. Null Punkte, null Tore – viel schlechter geht es nicht. Zuletzt war man beim 0:3 beim HSV chancenlos. „Der Start war nicht gut“, sagte Weber vor dem Heimspiel gegen Fürth. Der 43-Jährige ist um seine Arbeit nicht zu beneiden. Nach jahrelanger Misswirtschaft und Fehlplanung muss Weber retten, was zu retten ist – und gleichzeitig einen Neuaufbau strukturieren. Die größte Baustelle ist der Kader.

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Gegen Fürth müssen die Spieler für ihren Klub um Tore, Punkte und bessere Argumente auf dem Transfermarkt kämpfen. Der direkte Wiederaufstieg dagegen ist derzeit kein Thema. „Es kann drei, vier Jahre dauern mit dem Aufstieg“, sagte Dardai und sprach von einem „Übergang“.

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