Frankreich bangt: Tour de France verschoben, Formel 1 wohl als Geisterrennen
Paris –
Frankreich ist eine große Sportnation, die Menschen verehren ihre Wettkämpfe wie nationale Heiligtümer. Doch jetzt crasht das Coronavirus auch die freudig erwartete Doppel-Sommer-Party mit Tour-de-France-Start (27. Juni) und Formel-1-Rennen in Le Castellet (28. Juni). Nach der Ankündigung von Staatspräsident Emmanuel Macron (42), Events vor Publikum bis Mitte Juli zu untersagen, folgte die Verschiebung der Tour de France. Und in der Formel 1 sind Geisterrennen unausweichlich.
Die Tour wird um zwei Monate verschoben. Das Radrennen wird nun vom 29. August bis 20. September abgehalten. „Nach der Ansprache des Präsidenten und im Rahmen des Kampfes gegen die Verbreitung von Covid-19 stimmten die Organisatoren der Tour de France mit dem Radsport-Weltverband überein, die Tour zu verschieben“, hieß es in einem Statement der ASO.
Tour de France bisher nur wegen Weltkriegen ausgefallen
Die Tour startet in Nizza und endet nach 3287 Kilometern in Paris. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte am Ostermontag verkündet, dass „Veranstaltungen mit großem Publikum frühestens Mitte Juli abgehalten werden“ könnten. Während Fußball-EM, Olympia und Wimbledon schon abgesagt oder verlegt wurden, hatten die Tour-Organisatoren lange um eine Austragung gekämpft.
In ihrer 117-jährigen Geschichte ist die Tour de France bisher nur wegen der beiden Weltkriege (1915 bis 1918 und 1940 bis 1946) ausgefallen.
Tour de France so spät wie nie
Jetzt findet die Frankreichrundfahrt so spät im Jahr wie noch nie statt. „Ich möchte, dass die Tour de France im Sommer stattfindet – und zwar nicht im Interesse der Tour. Findet sie nicht statt, bedeutet es, dass das Land in einer katastrophalen Situation ist“, so Tour-Chef Christian Prudhomme. Vorerst konnte er nun eine Absage verhindern.
Wann der Giro d’Italia (geplant im Mai) ausgetragen werden, ist fraglich, die Spanienrundfahrt soll in den Oktober verschoben werden.
Formel 1 will im Juni loslegen
Die Formel 1 will dennoch im Juni in Frankreich starten. Formel-1-CEO Chase Carey (66) will nach der Absage der ersten neun Saisonrennen in Le Castellet in die neu strukturierte Saison mit dann 15 bis 19 der ursprünglich 22 Rennen starten.
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Carey kann wegen der TV-Gelder mit Geisterrennen in Le Castellet, Spielberg (5. Juli) und eventuell sogar in Silverstone (19. Juli) leben. Jetzt streiten schon acht Veranstalter (außer Monaco, das komplett ausfällt) und ihre Titelsponsoren um die wenigen freien Wochenenden im Rest-Jahr. Die Macher in Le Castellet wollen in Kürze kommunizieren, wie sie die Macron-Anordnung umsetzen.
Formel 1: Auch GP von Belgien in Spa findet nicht wie geplant statt
Sollten sie sich gegen ein Geisterrennen entscheiden, müsste der Frankreich-GP auch noch in die enge Europa-Saison integriert werden. Wenn das am 3. Mai geplante Holland-Comeback in Zandvoort am 23. August nachgeholt wird, bliebe nur noch der 13. September in der Woche nach Monza.
Das Termin-Puzzle wird weitergehen, denn auch der Große Preis von Belgien wird nun nicht wie geplant stattfinden können. In Belgien wurden Großveranstaltungen wegen des Coronavis am Mittwoch bis zum 31. August untersagt – das Rennen auf dem legendären Ardennen-Kurs ist eigentlich für den 30. August geplant. Ob ein Grand Prix ohne Zuschauer eine Möglichkeit wäre, blieb zunächst offen.