• So sollte das Olympia-Gelände auf dem Grasbrook aussehen
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Fünf Jahre Nein zu Olympia: Ein neuer Stadtteil in Hamburg entsteht trotzdem

Für die einen war es eine unfassbare Pleite, für die anderen ein Moment höchster Erleichterung. Was vor fünf Jahren in Hamburg geschah, hat den Blick auf den Spitzensport in Deutschland verändert. Olympia an der Elbe? Nein, danke! Die Tür für Spiele ist wohl für sehr lange Zeit zu.

Das Referendum um die Bewerbung für die Olympischen Spiele 2024 in Hamburg hat vor fünf Jahren die Hoffnung auf Belebung des deutschen Spitzensports zerstört. 48,4 Prozent der Hamburger, die am 29. November 2015 ihre Stimme abgaben, waren für eine Olympia-Bewerbung, 51,6 Prozent dagegen. Nach dem Abstimmungs-Crash bekannte DOSB-Präsident Alfons Hörmann erschüttert, dass „der olympische Gedanke und Deutschland im Moment nicht zusammenpassen“.

Scholz und Hörmann

Bedröppelte Mienen bei Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz und DOSB-Chef Alfons Hörmann nach dem Resultat des Referendums

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imago/Lars Berg

„Es war ein schöner Tag“, sagt Mehmet Yildirim, Sportpolitischer Sprecher der Linken in der Hamburger Bürgerschaft, fünf Jahre danach. „Es war ein trauriger Tag“, meint Nikolas Hill, damals Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft: „Die Stadt ist danach in ein Loch gefallen, aus dem sie bis heute nicht herausgekommen ist.“

Hamburg 2024: Olympia sollte die Stadtentwicklung beschleunigen

Olympia in Hamburg war von Politik und Wirtschaft als Katalysator für die Stadtentwicklung gedacht. Der Sprung über die Elbe gen Süden mit neuen Wohnvierteln sollte gelingen. Die Metropole – damals noch ohne Elbphilharmonie – wollte in der Welt bekannter werden und internationale Großunternehmen anlocken. 

Volkspark

Im Volkspark war das offizielle Motto „Feuer und Flamme für Spiele in Hamburg“ zu lesen

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imago/Sven Simon

11,2 Milliarden Euro waren für das Projekt veranschlagt worden, wovon der Bund 6,2 Milliarden übernehmen sollte. Dazu hatte sich dieser aber nie bekannt. So wurde die ungeklärte Finanzierung das stärkste Argument für die Olympia-Gegner. „Wir haben geschafft, dass Hamburg nicht auf einem Milliarden-Schuldenberg sitzen geblieben ist“, bilanziert Yildiz: „Uns ist erspart worden, dass die Mieten in der Stadt extrem steigen.“  

Olympia in Hamburg: „Wir haben die Bedenken der Menschen unterschätzt“

„Wir haben die Bedenken der Menschen unterschätzt“, gesteht Christoph Holstein, damals wie heute Hamburger Sport-Staatsrat. Angst vor Terror nach den Anschlägen in Paris, die Kostenexplosion bei der Elbphilharmonie sowie Doping und Korruption im Sport, dazu die Gigantomanie Olympias – das vergrätzte viele Menschen.

Millerntor

Am Millerntor waren eher die Olympia-Gegner beheimatet 

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imago/Oliver Ruhnke

Holstein sieht die zwölf Millionen Euro Planungskosten für Olympia aber keineswegs in den Sand gesetzt. Active City heißt jetzt das Zauberwort, mit dem seither 40 bis 50 Millionen Euro in die Sportinfrastruktur der Stadt investiert wurden.

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„Da haben wir mehr rausgeholt, als wir mit Olympia hätten erreichen können“, meint Holstein. Hill entgegnet: „Active City ist ein Mehrwert, aber kein Ersatz für Olympia und dessen nachfolgende Dynamik.“

Olympiastadion

Das Hamburger Olympiastadion sah nur virtuelle Besucher

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gmp | bloomimages

Die Bebauung des Kleinen Grasbrook, wo einst das Olympiastadion stehen sollte, läuft jetzt auch ohne Olympia und Bundesgelder an. Ein neuer Stadtteil mit 3000 Wohnungen, 16.000 Arbeitsplätzen und U-Bahn-Linie entsteht. Hill stellt dennoch ernüchtert fest: „Die Olympischen Spiele haben für die Menschen nicht mehr die Bindungskraft, die sie früher einmal hatten.“ (mp/dpa)

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