Leere Ränge, Tennisbälle: Das steckt hinter den Fan-Protesten beim St. Pauli-Spiel
Das Stadion war mit 21.290 Zuschauer:innen gut gefüllt, und trotzdem erinnerte zumindest die Startphase der Partie des FC St. Pauli bei Eintracht Braunschweig (1:1) von der Stimmung her an – Gott hab sie selig! – Corona-Zeiten des Fußballs. Stimmung? Fehlanzeige!
Zumindest aus Hamburger Sicht war im Vorfeld klar, dass es so oder ähnlich kommen würde. Weil Braunschweig einen Topspielzuschlag für die Begegnung erhoben hatte und die Preise für Stehplatztickets über die 20-Euro-Hürde sprangen, hatten die Ultras angekündigt, in den ersten fünf Spielminuten vor dem Eingang der Fankurve auszuharren und dann erst das Stadion zu betreten.
Stimmungsboykott der Fans von St. Pauli und Braunschweig
So kam es dann auch, wobei selbst einige St. Pauli-Verantwortliche erstaunt waren, dass nahezu alle Gäste-Fans dem Aufruf von Ultrá St. Pauli gefolgt waren. Nur einige wenige Menschen verloren sich im Block, vor dem ein „Fußball muss bezahlbar bleiben“-Plakat hing, bis der angekündigte Zeitrahmen verstrichen war.
Auf der Gegenseite war die Eintracht-Kurve zwar rappelvoll, aber mit dem identischen Ansinnen unterwegs. „Choreo abgesagt wegen Topspielzuschlag“ stand in großen Lettern zu lesen, und auch den Support stellten die Braunschweiger zunächst ein. Was zur Folge hatte, dass in der Anfangsphase der Partie jedes Wort, das auf dem Platz gerufen wurde, vernehmbar war. Und die zarten Versuche von Haupt- und Gegentribüne, ihre Mannschaft zu unterstützen, erinnerten vom Volumen her eher an Bezirks- denn Bundesliga.
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Nach fünf Minuten kehrte dann bis zum Schlusspfiff die Normalität zurück. Wobei beide Fangruppen noch einen im Köcher hatten. In der Braunschweiger Kurve prangte die Tapete mit der Aufschrift „Letzter Warnschuss! Topspielzuschlag abschaffen“.
Und aus der St. Pauli-Ecke flogen zu Beginn der zweiten Halbzeit hunderte Tennisbälle auf den Platz, was eine kurze Unterbrechung zur Folge hatte. Mit dem Werfen von gelben Filzbällen protestierten Fans unter anderem schon gegen die in zwischen abgeschafften Montagsspiele (u. a. Frankfurt, 2018, und Nürnberg, 2019), gegen die Förderung von E-Sport (Bern vs Basel, 2018) und gegen ärgerliche Spielverlegungen (Leverkusen vs Köln, Mai 2023).