David Fischer und Dominik Raneburger
  • Dominik Raneburger (r.) spielt den Enkel des Künstlers, David Fischer einen Heimatforscher, der Opas Nazi-Geheimnis aufdecken will
  • Foto: Baraniack

Worpswede und der Mann, der durch das Jahrhundert fiel

Die lebensgroße Bronzeskulptur einer nackten jungen Frau dominiert das Bühnenbild und die Geschichte: Marie wurde in den 1930er-Jahren vom Worpsweder Künstler Paul Kück nicht nur für die Ewigkeit, sondern auch konkret in dessen Scheune festgehalten, angekettet und vergewaltigt. Doch das versteht das Publikum im Schauspiel nach Moritz Rinkes Bestseller-Roman „Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel“ erst im zweiten Teil des Abends.

Und das ist gut so, denn es hält die Spannung in der von Mathias Schönsee inszenierten Uraufführung aufrecht. Ähnlich spannend, wenn auch unfreiwillig, entpuppt sich das Who is Who-Rätsel: Im ersten Teil des Abends ist es nämlich unmöglich, tatsächlich auftauchende und nur genannte männliche Personen auseinander zu halten, dank mehrerer Rückblenden, Doppelbesetzungen sowie Namensgleichheiten.

Nazi-Größe aus Bronze

Erst nachdem man die Darsteller halbwegs sortiert hat, kann man auch der Story folgen: Der Worpsweder Künstler Kück hat nicht nur Marie, sondern auch Nazi-Größen in Bronze gegossen. Nun soll er posthum als Künstler des Jahres geehrt werden, kurz „KdJ“ – eine gelungene Anspielung Moritz Rinkes auf Nazi-Sprech. Doch das geht natürlich nur, wenn der vor Jahrzehnten im Garten vergrabene, metallene Reichsbauernführer samt erhobenem rechten Arm für immer verschwindet.

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Darum muss sich nun der Enkel des Geehrten kümmern, der eigentlich das allmählich im Sumpf versinkende Haus seines Großvaters retten will, und nicht dessen aufploppende Moorleiche. Ein toll aufspielendes Ensemble in einem unnötig verunklarten Bausatz-Theaterstück.

Bis 11. November, Altonaer Theater, Karten 20 bis 39 Euro, Tel. 39 90 58 70

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