NBA: Vor den Playoffs: Lakers kriseln, Papa Schröder wieder voll da
Die ungewöhnlichste Hauptrunde der NBA-Geschichte ist vorbei und die Teams schalten in den Playoff-Modus. Die Erfahrungen der Vergangenheit helfen in Corona-Zeiten aber nur bedingt – frenetisch pfeifende Heim-Fans und lange Reisen spielen in der NBA-Blase schließlich keine Rolle.
Schon bevor am Montag die heiße Phase auf den Titel beginnt, gab es in Orlando interessante Geschichten und unerwartete Hauptdarsteller. Ein kleiner Überblick.
NBA: Lakers kriseln, Papa Schröder wieder voll da
Für einen Meisterschaftskandidaten lief die Acht-Spiele-Aufwärmphase in Orlando ziemlich mies. Die Los Angeles Lakers um Superstar LeBron James haben zwar früh den ersten Platz in der Western Conference fix gemacht, kommen aber nur auf eine Ausbeute von drei Siegen bei fünf Niederlagen.
Die Dominanz zum Zeitpunkt der Saisonunterbrechung im März suchen die Kalifornier noch – und wenn man den Gerüchten glaubt, auch die Chemie untereinander. Zumindest machte James vor ein paar Tagen Andeutungen, dass Dinge außerhalb des Platzes nicht laufen, wie sie sollten – ins Detail gehen wollte der 35-Jährige nicht.
In Runde eins der Playoffs bekommen es die Lakers mit den Memphis Grizzlies oder den Portland Trail Blazers zu tun. Kyle Kuzma, der zuletzt deutlich besser in Form war als noch im Winter, sagte: „In den Playoffs siehst du, wer Basketball liebt – und wer nur den Lifestyle.“
Der Super-Rookie: Zion Williamson (20)
Schon vor seinem ersten NBA-Spiel stellten Fans und Experten die Fähigkeiten und das Potenzial von Zion Williamson auf eine Stufe mit LeBron James. Wegen einer Verletzung dauerte es bis zum Debüt für die New Orleans Pelicans fast drei Monate – bis der 20-Jährige das nächste mal in einer Partie der NBA aufläuft, könnte nun ähnlich viel Zeit vergehen. Die Pelicans kamen nie in eine Form, die aus der theoretischen auch eine realistische Chance auf die Playoffs hätte machen können und sind raus. Nach derzeitigem Stand will die NBA im Dezember die nächste Saison starten. So lange gibt es Williamson nur in Highlight-Clips im Netz zu sehen.
Die Deutschen: Dennis Schröder & Co.
Dennis Schröder ist ganz offiziell einer der besten Einwechselspieler der NBA, konnte seinen Oklahoma City Thunder bislang aber nicht in gewohntem Maße helfen. Für die Geburt seiner Tochter verließ er die Blase, bewies aber nach seiner Rückkehr beim 103:107 zum Abschluss der Hauptrunde gegen die LA Clippers mit 17 Punkten wieder seine Klasse. Nun geht es in der K.o.-Runde gegen die Houston Rockets. Daniel Theis zeigte als Stammspieler bei den Boston Celtics gute Leistungen mit wertvollen Punkten, auch Maxi Kleber hat seinen Platz in der Rotation der Dallas Mavericks an der Seite von Luka Doncic zurecht und sicher.
Für Flügelspieler Isaac Bonga war die Zeit in Florida zwar bei sieben Niederlagen in acht Spielen frustrierend, seine Rolle als Stammspieler der Washington Wizards aber brachte ihm viel wertvolle Erfahrung und Lob der Teamkollegen. Moritz Wagner kam meist von der Bank und bekam die größte mediale Aufmerksamkeit nicht für seine Leistung, sondern für die Kopfnuss, die ihm NBA-Topstar Giannis Antetokounmpo verpasste.
Neuerungen bei der NBA
Viel positive Kritiken gibt es für die außergewöhnliche Spannung im Kampf um den achten und letzten Playoffplatz einer Conference zu erreichen. Dabei besitzt auch das neuntplatzierte Team noch die Möglichkeit auf so genannte Play-In-Spiele, sollte es in Reichweite der achtbesten Mannschaft sein. Im Osten wurde das nie zum Thema, zu schwach waren die Wizards ohne viele Stammkräfte – im Westen aber waren vier Teams bis zum letzten Tag mit Chancen. Am Wochenende duellieren sich nun die Portland Trail Blazers mit den Memphis Grizzlies. Um langweilige und bedeutungslose Partien in den folgenden Jahren zu verhindern, ist das Konzept nach Meinung vieler Journalisten und Experten eine gute Idee für die Zukunft.
Anti-Rassismus-Proteste bei der NBA
Die Spieler und Schiedsrichter knien weiterhin in der überwältigenden Mehrheit bei der Nationalhymne, tragen beim Aufwärmen und auf der Bank T-Shirts mit dem Slogan „Black lives Matter“ (Schwarze Leben zählen) und zumeist auch Botschaften auf dem Trikot. Die Intensität, mit der die Profis auf das Thema aufmerksam machen, hat allerdings etwas nachgelassen. In den ersten Tagen gab es kaum ein Interview, bei dem die Basketballer – gefragt oder ungefragt – auf Ungerechtigkeiten hingewiesen haben. Inzwischen geht es meist um Sportliches. Präsent bleibt der Protest dennoch.
MVP – der „Most Valuable Player Award“
Die Spiele in der Blase fließen in die Auszeichnung für den wertvollsten Spieler der NBA-Hauptrunde (MVP) nicht mehr ein, für die acht Partien vor den Playoffs hat sich die Liga kurzerhand eine eigene Auszeichnung überlegt. Nominiert für den regulären MVP-Award sind LeBron James (Los Angeles Lakers), der Grieche Antetokounmpo (Milwaukee Bucks) und James Harden (Houston Rockets) – die eindrucksvollsten Leistungen in Florida zeigten aber andere.
Damien Lillard von den Portland Trail Blazers etwa beeindruckte mit insgesamt 154 Punkten in den vergangenen drei Spielen, der erst 23 Jahre alte Devin Booker führte die Phoenix Suns zu einer bisher unerreichten Team-Bilanz von acht Siegen in acht Spielen und verpasste mit seiner Mannschaft nur knapp die Playoffs. Und Spielmacher Doncic gibt es ja auch noch – der Star-Spieler der Mavericks macht verrückte Dinge in einer Regelmäßigkeit, die beeindruckt. Dass er das auch in seinen ersten NBA-Playoffs gegen die Clippers zeigen wird, zweifelt Mavericks-Coach Rick Carlisle nicht an: „Er ist ein Typ für die großen Momente. Er wird es gut machen.“