Trennung von Agentur: Zoff um das HSV-Trainingslager in Portugal
Vom 12. bis 18. Januar bereitet sich der HSV im Hotel „Le Cascade“ auf die Rückrunde der Zweiten Liga vor.
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Rund eine Woche noch, dann scheint für den HSV wieder die Sonne. Im portugiesischen Lagos bereiten sich die Profis ab dem 12. Januar sieben Tage lang auf die Zweitliga-Rückrunde vor, an deren Ende der Aufstieg stehen soll. Klingt alles prima. Hinter den Kulissen aber gibt es Knatsch. Weil der HSV das Camp eigenhändig plante und den Vertrag mit seinem Partner „onside sports“ kündigte.
Der HSV und das Ende mit „onside“. Ein überraschender Schritt, denn erst im Januar 2019 schlossen der Zweitligist und die auf die Organisation von Trainingslagern spezialisierte Agentur einen Dreijahresvertrag. Davon aber nahm der HSV nun Abstand, kündigte fristgerecht zum Jahresende – und organisierte sein Portugal-Trainingslager weitestgehend selbst. Warum aber beendete der Verein die Zusammenarbeit mit dem gut vernetzten Hamburger Unternehmen, das neben Champions-League-Sieger FC Liverpool und Borussia Dortmund noch 32 andere Klubs betreut?
Im Sommer ging der HSV lieber nach Kitzbühel als nach Rotenburg
Die Diskussion über die Trainingslager begleitet den HSV bereits seit dem vergangenen Sommer. Damals cancelte der Verein den von „onside“ geplanten Abstecher nach Rotenburg an der Wümme, machte stattdessen lieber in Kitzbühel Station. Die Begründung: Trainer Dieter Hecking und Sportvorstand Jonas Boldt wollten frischen Wind in den Laden bringen, der Name Rotenburg sei durch zahlreiche HSV-Krisenlager negativ behaftet. „onside“ kümmerte sich dann auch um die Abwicklung der Tage in Österreich – zur Zufriedenheit des HSV.
Nun folgte die Trennung. Weil der HSV mit den von der Agentur eingereichten Quartier-Vorschlägen und der Organisation des Winter-Camps nicht zufrieden gewesen sein soll. Hauptkritikpunkt: Die Bedürfnisse des Vereins würden nicht ausreichend berücksichtigt werden.
HSV-Kündigung sorgt bei „onside“ für Unverständnis
Vorwürfe, die bei der etablierten Agentur für Stirnrunzeln sorgen. Nach MOPO-Informationen kursierte schnell ein anderer Verdacht. Der HSV, so die Vermutung, wolle künftig lieber wieder mit der konkurrierenden Agentur „Match IQ“ zusammenarbeiten – von der sich der Verein im Frühjahr 2017 noch im Streit getrennt hatte. Seinerzeit gab es Compliance-Vorwürfe gegen Ex-HSV-Vorstand Joachim Hilke.
Auf MOPO-Nachfrage bestritt der HSV diese Darstellung. Eine feste Zusammenarbeit mit „Match IQ“ sei nicht angedacht, der Verein wolle die Organisation von Trainingslagern stattdessen künftig wieder weitestgehend selbst durchführen. „Die Kündigung ist zunächst eine reine Formalie, da die Frist sonst verstrichen wäre“, so Sportvorstand Jonas Boldt. „Wir haben onside mitgeteilt dass wir uns intern anders aufgestellt haben und mehr das Heft in der Hand haben wollen. Wenn ein Dienstleister uns in Zukunft behilflich sein kann, dann schließen wir nicht aus, darauf zuzugreifen. Dies gilt selbstverständlich auch für die Dienste von onside.“
Gibt es in Portugal kein HSV-Testspiel zu sehen?
Den Profis des HSV wird der im Hintergrund schwelende Zoff um ihr Trainingslager egal sein. Plätze gut, Hotel gut – alles gut, so dürfte die Losung lauten. Nur einen Testspielgegner hat der HSV für die Tage in Portugal noch nicht gefunden. Tja, mit Agentur wäre das kein Problem gewesen, sagt die eine Seite, während die andere klarstellt: Wenn wir wollten, könnten wir – auch ohne Agentur.
Durchaus möglich, dass es im Winter-Trainingslager nun gar keine Partie gibt. Zumal der HSV vor der Abreise nach Portugal im Volkspark gegen Schalke (10.1.) testet und auf der Rückreise beim FC Basel Station macht (19.1.).