„Menschenverachtende Statements“: Öffentlich-Rechtliche trennen sich von Reporter
„Was erwarten Leute?“: Nach einem relativierenden Tweet zum Großangriff der islamistischen Hamas gegen Israel haben der Bayerische Rundfunk (BR) und der deutsch-französische Kultursender Arte die Zusammenarbeit mit dem Journalisten Malcolm Ohanwe beendet.
„Wenn die Zunge der Palästinenser systematisch abgeschnitten wird, wie sollen sie sich mit Worten wehren? Wenn das Wahlrecht der Palästinenser unterbunden wird, wie sollen sie sich mit Kreuzen wehren? Wenn ihre Bewegung eingeschränkt wird, wie sollen sie sich mit Demos wehren? Was erwarten Leute?“, hatte Ohanwe am Samstag bei X (vormals Twitter) geschrieben.
Im Netz sorgte die Äußerung direkt für massive Kritik: „Ich hoffe wirklich sehr, dass spätestens jetzt alle Redakteure im öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Reißleine ziehen, und nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten“, schrieb beispielsweise der Chefredakteur der Jüdischen Allgemeinen, Philipp Peyman Engel.
Öffentlich-rechtliche Sender distanzieren sich von Malcolm Ohanwe
Arte äußerte sich bereits am Samstagabend zu Ohanwes Aussagen: Man distanziere sich „in aller Schärfe von Malcolm Ohanwes menschenverachtenden Statements, die nichts mit unserem Verständnis von Journalismus zu tun haben“, hieß es in einer Stellungnahme auf X. Der Sender habe Ohanwe gebeten, „alle Arte-Bezüge von seinem X-Profil zu entfernen.“
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Der Bayerische Rundfunk (BR) zog am Sonntagvormittag Konsequenzen und kündigte an, künftig nicht mehr mit Ohanwe zusammenarbeiten zu wollen: „Der BR distanziert sich in aller Schärfe von Malcolm Ohanwes menschenverachtenden Statements, die nichts mit unserem Verständnis von Journalismus zu tun haben. Seinen Twitteraccount betreibt er privat. Malcolm Ohanwe arbeitet freiberuflich. Der BR beauftragt ihn nicht mehr“, hieß es auf X.
Ohanwe, Jahrgang 1993, hatte beim BR volontiert, arbeite als freier Journalist, Reporter und Moderator für den Sender und weitere Rundfunkanstalten – unter anderem Arte, das ZDF und die Deutsche Welle. Ohanwes politische Äußerungen hatten in der Vergangenheit mehrfach für Kritik gesorgt. So schrieb beispielsweise 2021 die „Jüdische Allgemeine“, Ohanwes Postings müssten als „dezidiert israelfeindlich gewertet werden“. (due)