Rettig klärt auf: So läuft der Hrubesch-Deal mit dem HSV – Olaf Scholz zu Besuch
Das neue Abenteuer DFB hat für Horst Hrubesch begonnen. Offiziell schon am 7. Oktober, an dem der DFB bekanntgab, dass die HSV-Legende als Interimscoach für die erkrankte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg einspringt. So richtig aber startete die Arbeit für den 72-Jährigen an diesem Freitag.
In einer Pressekonferenz stellte Hrubesch seinen Kader für die Nations-League-Spiele gegen Wales (27. Oktober) und Island (31. Oktober) vor. Der frühere Stürmer vertraut dabei auf die bewährten Kräfte, muss allerdings auf Stammtorhüterin Merle Frohms (Gehirnerschütterung) verzichten.
Olaf Scholz besucht Frauen-Nationalmannschaft
Am Montag wird Hrubesch seine „Mädels“, wie er weiterhin zu sagen pflegt, in Frankfurt um sich versammeln. Am Dienstag steht dann ein besonderer Termin für Hrubesch und die Nationalspielerinnen auf dem Programm. Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich angekündigt. Um 17 Uhr wird er Hrubesch und seinem Team auf dem DFB-Campus einen Besuch abstatten.
Scholz, der zuletzt Ende Februar bei einem Länderspiel der Frauen vor Ort war, will damit die Wichtigkeit des Frauenfußballs unterstreichen. Der Kanzler hatte sich im Vorjahr für Equal Pay, also eine gleiche Prämienzahlung für Männer und Frauen, ausgesprochen, in diesem Juni aber betont, dass er sich bei der konkreten Ausgestaltung der Prämienzahlung nicht in die DFB-Belange einmischen werde.
Hrubeschs Ziel ist die Qualifikation für Olympia
Vor und nach dem Scholz-Besuch verfolgt Hrubesch vor allem ein Ziel. Er wolle den Spielerinnen den Spaß und die Freude am Spiel zurückgeben, sagte der Europameister von 1980. Die Auftritte bei der WM, als das deutsche Team in der Vorrunde gescheitert war, hätten ihn „irritiert“: „Die Spiele waren ordentlich, aber sie haben den letzten Schritt nicht gemacht. Ich will die Gründe dafür herausfinden.“ Entscheidend für sein Ja-Wort sei gewesen, dass „Olympia hinten draufsteht“, führte Hrubesch aus, dass die Qualifikation für die Spiele in Paris über allem stehen.
Dafür wird er voraussichtlich die vier Spiele, für die er vorgesehen ist (Anfang Dezember folgen die Nations-League-Duelle gegen Dänemark und in Wales), gewinnen müssen und gegen die Däninnen das 0:2 aus dem Hinspiel auch beim Torverhältnis wettmachen. Wenn das gelingen sollte, würden im Februar zwei Spiele warten, über die sich die deutschen Frauen für Olympia qualifizieren könnten. „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir das schaffen“, gibt sich Hrubesch optimistisch.
DFB-Bosse loben die Kooperation des HSV
Dass der Leiter der HSV-Nachwuchsabteilung hierfür freigestellt worden ist, sei nicht selbstverständlich, merkte DFB-Präsident Bernd Neuendorf an: „Der HSV hat sich hier sehr kooperativ gezeigt.“ DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig führte aus: „Wir bekommen mit dem HSV eine Tag-genaue Abrechnung hin. Jonas Boldt hat sich top verhalten und uns gesagt: ‚Ihr könnt ihn einsetzen, so lange es erforderlich ist.‘ Das ist ein großartiges Signal.“ Rettig, bekanntlich früher Geschäftsführer des FC St. Pauli gab dann auch einen kleinen Einblick in die Gespräche, die es mit Hrubesch gegeben hatte. „Wir haben uns beim ehemaligen Vizepräsidenten des FC St. Pauli getroffen. Horst kam in HSV-Kluft. Das hat mich schon ein bisschen in die Bredouille gebracht.“
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Übrigens: Ob die zurzeit krank pausierende Voss-Tecklenburg, die laut Gerüchten mit dem DFB nur noch über ihren Anwalt kommuniziert, nach der Hrubesch-Episode, die im Idealfall erst nach Olympia 2024 enden würde, das Amt der Bundestrainerin wieder übernimmt, ist zwar schwer vorstellbar, wurde von Neuendorf und Rettig aber keineswegs ausgeschlossen. „Wir wollen, dass sie sich gut erholt“, sagte Präsident Neuendorf und führte aus: „Wir werden keinen Druck ausüben, wenn es um die Gesundheit von Menschen geht.“ Gleichwohl werde man, so Rettig, „vorbereitet sein“, für den Fall das Voss-Tecklenburg nicht weitermache. Entsprechend führe man auch Gespräche.