• Seit Ende Februar hospitiert Football-Coach Patrick Esume beim HSV. Im NDR Sportclub bezog er nun deutlich Stellung zum Thema Rassismus.
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Towers-Boss und HSV-Coach: Willoughby und Esume über Rassismus: „Nicht wegschauen!”

Durch den gewaltsamen Tod von George Floyd ist in den USA erneut eine Rassismus-Debatte entbrannt, die jetzt auch nach Deutschland rüber schwappt. Weltweit gehen Menschen auf Demos, um ihre Solidarität mit der „Black Lives Matter“-Bewegung zu zeigen.

„Ich hab einen bunten Haufen gesehen“, berichtet Hamburg-Towers-Geschäftsführer Marvin Willoughby über die Proteste in Hamburg beim NDR-Sportclub. Es habe ihn sehr gefreut, dass nicht nur betroffene Personen für dieses Thema einstehen würden.

Marvin Willoughby: Es ist wichtig „nicht wegzuschauen”

Zwar habe der Rassismus in Deutschland nicht die tödlichen Ausmaße wie in den USA, aber dennoch sei es unfassbar wichtig „nicht wegzuschauen, sondern genau hinzuschauen und zu sprechen“, denn jeder der behauptet „das Thema Polizeigewalt gegen Minderheiten oder Rassismus an sich gibt es nicht, der guckt nicht hin“, wird der Ex-Profi deutlich.

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Der Geschäftsführer der Hamburg Towers Marvin Willoughby (l.) und Football Coach Patrick Esume (r.) trafen sich bei der „Hamburger Sport Gala” vor einem Jahr.

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Auch der per Video-Call zugeschaltete Football-Coach und HSV-Hospitant Patrick Esume bestätigt dies: „Natürlich erfahren wir den kleinen Rassismus, den erfahren wir überall. Ich will nicht sagen täglich, aber schon ziemlich oft.“

Auch rassistische Gewalt wäre kein rein amerikanisches Problem. In diesem Zusammenhang verwies er auf zwei Vorfälle in Dessau, bei denen zwei Schwarze ihr Leben verloren hatten.

Coach Esume: „Müssen aufpassen, nicht da hin zukommen, wo die USA jetzt steht”

„Die schwarze Community ist natürlich ziemlich klein hier, deshalb gibt es keinen großen Aufschrei, es gibt nicht die große mediale Aufmerksamkeit“, führt Esume weiter aus. „Wir sind noch nicht so groß im Sport, wir sind noch nicht so groß im Entertainment. Aber ich finde, das macht es noch wichtiger, dass wir da ganz genau drauf gucken, damit wir nicht irgendwann dahin kommen, wo die USA jetzt steht.“

In den Vereinigten Staaten war es vor vier Jahren Football-Star Colin Kaepernick, der die Rassismus-Debatte abermals entflammte, als er während der Nationalhymne zum Protest niederkniete.

Von Präsident Trump und der NFL hagelte es Kritik. Zumindest NFL-Boss Roger Goodell zeigte zuletzt einsichtig und entschuldigte sich dafür den Ernst der Lage nicht früher erkannt zu haben.

Willoughby und Esume beklagen fehlende „Substanz” in den Ausssagen von NFL-Boss Goodell

Doch so richtig glücklich sind weder Esume noch Willoughby mit den Aussagen des Liga-Bosses. „Man darf eines bei Roger Goodell und der NFL nicht vergessen“, führt Coach-Esume aus. „70 Prozent ihrer Angestellten, der Spieler, sind schwarz. Das heißt: Natürlich musst du dich um deine Angestellten kümmern, weil ohne schwarze Spieler keine NFL.“

Was ihm persönlich fehlte, war eine Entschuldigung direkt bei Colin Kaepernick, „der darunter gelitten hat und seine Karriere hergegeben hat.“ Der Quarterback ist seit seinen Protesten immer noch ohne Job – das läge sicher nicht an den sportlichen Qualitäten von Kaepernick, versichert NFL-Experte Patrick Esume.

Esume: Kaepernick-Aus in der NFL nicht wegen mangelnder Qualität

„Auch wenn viele behaupten, so gut war er gar nicht. Der stand im Super Bowl, das ist das größte Spiel, was du im Football auf diesem Planeten spielen kannst, also er hat auf jeden Fall die Qualitäten besessen“, berichtet er aus Trainersicht.

Daher beklagt auch Marvin Willoughby die fehlende „Substanz“ in den Aussagen des NFL Bosses und fordert: „Es muss was passieren. Es muss in der Gesellschaft was passieren. Es muss in der NFL definitiv was passieren und das hoffe ich, dass Leute dafür verantwortlich gemacht werden, dass da was passiert.“

Willoughby kann Sorgen von Nowitzki nachvollziehen

Ähnlich bewegt von dem Thema ist auch Willoughbys ehemaliger Mitspieler Dirk Nowitzki, der seit über zehn Jahren in den USA lebt. Er sprach davon, dass er Angst um die Zukunft seiner Kinder habe.

„Dirk hat da was mit mir gemeinsam“, erklärt Willoughby. „Dass unsere Kinder beide nicht blond und blauäugig sind, sondern dass sie mit Color, mit Farbe auf der Haut aufwachsen werden und es ist schon traurig, dass ich ihm sagen müsste, wenn ich heute mit ihm sprechen würde: Ja, ich mach mir auch sorgen um deinen Sohn, wenn er die Straße hochgeht in Amerika.“

Auch die Towers zeigen Haltung

Doch nicht nur in Amerika sprechen sich Sportler gegen Rassismus aus. Auch bei den Hamburg Towers gibt es eine klare Haltung. Zwar erwarte Willoughby von niemandem, dass er sich an den Protesten beteilige, aber „ich weiß, dass bei mir im Verein Spieler sind, die ihre Meinung haben und ihre Meinung kundtun. Das begrüße ich sehr und da wird niemand von uns sanktioniert werden.“

Zuletzt hatte BBL-Geschäftsführer Stefan Holz noch für Kontroversen gesorgt, als er verlauten ließ, dass man keine „politischen Äußerungen“ der Spieler gutheiße. Allerdings musste er schnell zurückrudern.

Willoughby: „No Justice, no peace” ist ein Zeichen der Verzweiflung und Trauer

„Also die Problematik wurde auch von der Führung der BBL erkannt, dass sich über Rassismus zu äußern oder sich darüber zu echauffieren kein politisches Statement ist, sondern ein Grundwert, den wir alle haben sollten“, stellt der Geschäftsführer der Towers klar.

„Vielleicht muss man für einige Leute erklären, dass wenn da steht ‚No Justice, no peace‘, das ist keine Drohung, das ist Verzweiflung, das ist Trauer“, erzählt der Ex-Basketball-Profi.

Willoughby fordert Gleichheit für friedliches Zusammenleben

„Es muss auf den Tisch, es muss für die Leute gesprochen werden, die und das ist das Problem an der Sache, nicht in der Mehrheit sind und die Macht der Masse haben, sondern die kleine Minderheit sind, über die schnell hinweggegangen wird”, fordert Willoughby.

„Das kann es nicht geben, wenn wir nicht hinkriegen, hier auf der Welt in Frieden zu leben. Wenn einer unterdrückt wird, können wir keinen Frieden haben.“

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