Spitzenreiter St. Pauli bleibt hungrig: „Uns hält auch ein Rückstand nicht auf“
Am Ende konnte er mit dem Remis leben. „Definitiv“, sagte Fabian Hürzeler, doch St. Paulis Coach wäre nicht er selbst, wenn nicht das „aber“ folgen würde. Ein 2:2 bei einem starken SC Paderborn ist wahrlich nichts, wessen man sich schämen müsste, der Anspruch der Hamburger jedoch ist in dieser Saison ein anderer. Der FC Sankt Nimmersatt, immer noch ungeschlagen, immer noch Erster, will mehr. Denn „ein Punkt ist immer zu wenig“, unterstrich Kapitän Jackson Irvine.
Dabei war auch der Auftritt in Ostwestfalen ein weiterer Schritt nach vorne in der Entwicklung. Zum einen, weil in Eric Smith ein entscheidender Akteur angeschlagen hatte passen müssen. Und zum anderen, weil die Hoffnung von SCP-Coach Lukas Kwasniok, St. Pauli zu decodieren, eine Halbzeit lang Realität zu werden schien – und dann doch alles ganz anders kam.
„Es war das bisher schwerste Spiel der Saison, besonders in der ersten Hälfte“, urteilte Nikola Vasilj. Das Traumtor von Muslija (8.) spielte den Hausherren, die selbst Hürzeler mit einer sehr passiven Ausrichtung überrascht hatten, in die Karten. Es war der erste Rückstand für Braun-Weiß in dieser Saison, was sich naturgemäß nicht nur für Hürzeler „scheiße“ angefühlt hat. Aber: „Uns hält auch ein Rückstand nicht auf“, befand Marcel Hartel. Die zweite Hälfte lieferte Beweis genug.
Hürzeler: „Die beste Halbzeit, die wir gespielt haben“
„Das war mit die beste Halbzeit, die wir gespielt haben in der Saison“, lobte Hürzeler, der in der Kabinenansprache nur vermeintliche Kleinigkeiten angesprochen und die Spieler aufgefordert hatte, „intensiver zu arbeiten“. Die Kiezkicker dominierten mit Wiederanpfiff nach Belieben, glichen durch den abermals bärenstarken Johannes Eggestein aus (48.) und gingen durch Jackson Irvines Abstauber in Führung (78.). Bilbijas Ausgleich zum Endstand (82.) fiel aus dem Nichts und – was besonders ärgerlich war – nach einem Konter. „Da müssen wir cleverer sein“, kritisierte Irvine.
Sein Trainer hatte die Ursache dafür in „einer gewissen Lockerheit, einer gewissen Lässigkeit“ gefunden, „weil wir vielleicht gedacht haben, da passiert eh nichts mehr.“ Und so habe man es verpasst, sich zu belohnen. „Wir müssen einfach effektiver sein bei der Auswertung der Torchancen und besser in der Konterabsicherung beziehungsweise die einfachen Fehler vermeiden.“ In Schönheit sterben wolle man eigentlich gar nicht.
Irvine: „Wir sind bereit für den KSC!“
Und so blieb für Kapitän Irvine zwar der Stolz auf die Leistung in der zweiten Hälfte, „aber wir müssen unsere Lehren ziehen“. Derweil steig Hürzeler mit einem „unbefriedigendem Gefühl“ in den Bus. „Weil wir die klar bessere Mannschaft waren und es nicht schaffen, das ins Ergebnis umzumünzen.“ Aber man müsse auch ehrlich sein und feststellen, dass man in Durchgang eins nicht hatte umsetzen können, was auf der Agenda gestanden hatte. „Das darf uns in dieser Form nicht passieren, da müssen wir kritisch mit uns selbst sein, wenn wir solche Spiele gewinnen wollen.“
Und das wollen sie beim FC St. Pauli im Oktober 2023. Schon am nächsten Samstag am Millerntor gegen den KSC, wie Jackson Irvine klarstellte: „Wir werden bereit sein!“