Spornschildkröte
  • Diese Spornschildkröte wurde einfach ausgesetzt.
  • Foto: Christian Erdmann

„Übelste Tierquälerei“: Schildkröte bei Hamburg ausgesetzt – Tropentier erfriert

Dieser Fall von Tierquälerei im Norden macht sprachlos: Eine in ihrer Art bedrohte Spornschildkröte wurde in einem Waldgebiet in Ellerbek (Kreis Pinneberg) einfach ausgesetzt. Das Tier starb an Erfrierung.

Eine Spaziergängerin fand die Schildkröte am Freitagmittag in einem Gebüsch in unwegsamen Gebiet neben einem Wanderweg, als sie mit ihrem Hund Gassi ging. Die Frau alarmierte den Tierschutzverein Pinneberg, der wiederum das Wildtier- und Artenschutzzentrum Sparrieshoop informierte.

„Das ist übelste Tierquälerei. Diese Schildkröten gehören zu den besonders geschützten Arten“, macht sich Christian Erdmann, Leiter des Wildtier- und Artenschutzzentrum, gegenüber der MOPO Luft. Die „Bild“ berichtete zuerst.

Schildkröte ausgesetzt – wegen der Energiekosten?

Spornschildkröten, die drittgrößte Schildkrötenart weltweit, sind eigentlich in der Sahelzone Afrikas beheimatet – und mögen es entsprechend warm. „Ich vermute, dass irgendjemand die Energiekosten zu hoch wurden, denn die Tiere brauchen Wärme. Das arme Ding ist in dem Gebüsch elendig erfroren“, so Erdmann.

Christian Erdmann, Leiter des Wildtier- und Artenschutzzentrum in Sparrieshoop, steht hinter der verendeten Schildkröte. Christian Erdmann
Christian Erdmann, Leiter des Wildtier- und Artenschutzzentrum Sparrieshoop, steht hinter der toten Schildkröte.

Dass so etwas passiert, wundert Erdmann nicht. „Jeder kann sich so ein exotisches Tier einfach im Internet bestellen – und braucht dazu noch nicht einmal einen Herkunftsnachweis oder andere Papiere. Eine Registrierungspflicht gibt es auch nicht.“ Erst kürzlich war Erdmann auf einer Reptilienmesse in Hamm und hat dort mit einem Fernsehteam die Missstände aufgedeckt – Tiere konnten von ausländischen Verkäufern ohne Beratung zu Spottpreisen erworben werden.

Und was unternehmen die Behörden? „Die haben uns gesagt, dass alles ordnungsgemäß abläuft. Dabei hatten wir den Beweis im Video aufgenommen. Aber das ist das Problem: Die Gesetze in Deutschland sind viel zu lasch“, meint Erdmann.

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Die Spornschildkröte liegt jetzt in einem Käfig auf dem Grundstück des Wildtier- und Artenschutzzentrums – denn der Körper ist von Maden befallen. „Ich vermute, dass die Maden das tote Fleisch der Schildkröte bis August nächsten Jahres gefressen haben. Der Panzer kommt dann bei uns zu Anschauungszwecken in den Seminarraum“, sagt Erdmann. Er schätzt, dass das 20 Kilogramm schwere Tier gut 40 Jahre alt war – in freier Wildbahn können die Spornschildkröten bis zu 110 Jahre alt und 80 Kilogramm schwer werden.

Dass der oder die Täter gefasst werden, glaubt Erdmann nicht. „Den Kadaver melde ich dem Veterinäramt. Das Ordnungsamt wird dann eine Strafanzeige gegen Unbekannt stellen.“

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