„Soll ich ihr die Kehle aufschlitzen?“: 13-Jährige stundenlang gequält
In Neubrandenburg hat eine Gruppe Kinder eine 13-jährige über Stunden geschlagen und gedemütigt – in aller Öffentlichkeit. Ihre Tat filmten sie und verbreiteten anschließend das Video. Das Opfer bat Passanten verzweifelt um Hilfe, doch die gingen einfach weiter. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln nun gegen die untätigen Augenzeugen.
Es ist ein schockierender Anblick: In einem Video vom vergangenen Sonntag ist zu sehen, wie eine 13-Jährige von zwei anderen Mädchen mit Fäusten ins Gesicht geschlagen wird – am hellichten Tag und mitten in einem Wohngebiet. Als diese schon am Boden liegt, treten die beiden Mädchen dem Opfer mehrfach in den Bauch. Ein weiteres Kind fragt: „Hast Du das Messer noch? Soll ich ihr die Kehle aufschlitzen?“
Neubrandenburg: Jugendliche quälen 13-jähriges Mädchen
Später im Video ist zu sehen, wie zwei Passanten direkt an der Gruppe vorbeikommen. Das Opfer bittet verzweifelt um Hilfe: „Entschuldigen Sie, die haben mir hier zusammengeschlagen, können Sie mir helfen?“ Die unfassbare Antwort: „Nein.“ Daraufhin gehen die beiden weiter. Doch damit nicht genug: Auch weitere Zeugen sollen nicht eingeschritten oder die Polizei informiert haben.
Das Martyrium des jungen Mädchens zog sich offenbar über Stunden hin: Währenddessen wurde sie verfolgt, bedroht, geschlagen und getreten. Auch in eine Schlammpfütze wurde die 13-Jährige gestoßen. Die Gruppe ließ erst von ihr ab, nachdem ein Anwohner laut aus dem Fenster rief und drohte, herunterzukommen.
Die mutmaßlichen Täter können nicht belangt werden
Bei den Tatverdächtigen handelt es sich um vier Jungen und Mädchen zwischen elf und 13 Jahren. Eine Polizeisprecherin sagte dem NDR, die Kinder hätten mehrere Videos gemacht und diese anschließend in den sozialen Medien verbreitet.
Die Eltern des Opfer erstatteten zwei Stunden nach der Tat Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung. Alle mutmaßlich Beteiligten sind jedoch unter 14 Jahre alt. Damit sind sie noch nicht strafmündig. Nach Erkenntnissen der Ermittler kannten sich die Kinder untereinander und hatten sich verabredet. Die Polizei habe nach der Tat mit Eltern und Kindern gesprochen und diese auf die strafrechtliche Bedeutung der Taten hingewiesen. Die Polizei ermittelt jedoch gegen die erwachsenen Passanten wegen unterlassender Hilfeleistung.
Bürgermeister: „Schauen Sie nicht weg!“
Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) regierte entsetzt: „Die Gewalttat der Schülerinnen und das Zusehen anderer erschüttern mich zutiefst.“ Menschenverachtende Kommentare und das Filmen gäben dieser Tat eine noch schlimmere Dimension. „Dies ist nicht Neubrandenburg und ich rufe alle Bürgerinnen und Bürger zu mehr Zivilcourage auf. Schauen Sie nicht weg, rufen Sie die Polizei und mischen Sie sich ein, falls dies möglich ist.“ Er wolle schnellstmöglich Gespräche an der betreffenden Schule führen, so Witt.
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Anfang 2023 hatte es im schleswig-holsteinischen Heide einen ähnlichen Vorfall gegeben. Vier jugendliche Mädchen im Alter von 14 bis 17 Jahren wurden später vom Jugendgericht in Meldorf mit Arbeitsauflage verwarnt. Sie hatten ein 13 Jahre altes Mädchen im Februar geschlagen und gedemütigt und das gefilmt. Vor Gericht gaben sie die Tat zu. (doe/dpa)