Ronaldo und Eminem schauen zu: Furys peinlicher Ausrutscher in der Wüste
Als Tyson Fury in dieser packenden dritten Runde sensationell auf die Bretter ging, riss selbst Alexander Usyk ungläubig die Augen auf und packte sich an die Stirn. Von einer Sekunde auf die nächste war der millionenschwere Zirkus-Kampf gegen den Box-Novizen Francis Ngannou, eigentlich nur als Intermezzo auf dem Weg zum WM-Showdown gegen Usyk angedacht, zur peinlichsten Episode in Furys ruhmreicher Karriere geworden.
„Das war definitiv nicht geplant“, sagte ein verbeulter Fury nach zehn schweren Runden in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad: „Das war wahrscheinlich mein härtester Kampf seit zehn Jahren.“ Da spielte es auch keine Rolle, dass der WBC-Weltmeister den Schaukampf gegen den MMA-Star hauchdünn nach Entscheidung der Kampfrichter (96:93, 95:94, 94:95) gewann. Der Mann, der 2015 Wladimir Klitschko sensationell entthront hatte, war der Lächerlichkeit preisgegeben.
Alexander Usyk fordert Tyson Fury zu Kampf auf
Kaum jemand hatte Ngannou, 37 Jahre alt, im Vorfeld Chancen ausgerechnet. Ein K.o.-Sieg Furys wurde gemeinhin erwartet, da der Franko-Kameruner zwar als Weltmeister im Käfig mit seiner Schlagkraft dominiert, nach herkömmlichen Boxregeln jedoch nie gekämpft hatte. Doch es kam alles anders. „Er ist viel besser, als ich gedacht habe, und er hat mir einen guten Kampf geliefert“, so Fury.
Obwohl er nach dem 34. Sieg im 35. Profikampf (ein Remis) ungeschlagen bleibt und sein WM-Gürtel ohnehin nicht auf dem Spiel stand, dürfte dieser Kampf Furys Ruf geschadet haben. In den vereinbarten Fight gegen Usyk um den Status des unumstrittenen Schwergewichts-Champions geht er mit einer schweren Hypothek.
Sofort nach Kampfende kletterte der Ukrainer Usyk, Champion der Verbände WBA, WBO und IBF, in den Ring und bat Fury zum Staredown. Ob es so bald zum Duell kommt, ist nach Samstag fraglich. Die Rede war bislang vom 23. Dezember, es kann aber auch Januar oder Februar werden. Fest steht für Fury: „Das wird garantiert unser nächster Kampf.“
Boxen: Cristiano Ronaldo und Eminem unter Zuschauern
Auch Promoter Frank Warren ließ sich in Sachen Kampfdatum nicht locken, von Riad als Austragungsort zeigte er sich aber begeistert. Logisch, immerhin soll Fury für den Ngannou-Fight 50 Millionen US-Dollar kassiert haben. Nicht abzustreiten ist derweil, dass die saudischen Organisatoren nach wochenlanger Marketing-Kampagne ein Sportwashing-Event auf die Beine stellten, das sich nicht vor perfekt inszenierten US-Events zu verstecken braucht.
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Mit ihren Öl-Millionen boten die Gastgeber eine Eröffnungsfeier mit Musik-Acts von britischem Rap bis Latino-Pop – und lockten Zuschauer von Weltrang an den Ring. Saudi-Legionär Cristiano Ronaldo fieberte mit glitzerndem Schmuck um den Hals in der ersten Reihe mit, schräg hinter ihm saß Usyk, und zwei Plätze neben Ngannou-Coach Mike Tyson nahm US-Rapper Eminem Platz. Auch weitere Box-Legenden wie Ali-Bezwinger Larry Holmes oder Evander Holyfield waren dem Ruf der Wüste gefolgt.
Tyson Furys Sieg gegen Francis Ngannou wurde erwartet
Doch nachdem Fury mit goldener Krone auf dem Kopf zu Roy Orbisons „Pretty Woman“ eingelaufen war, landete der Favorit schnell in der Realität. Auch wenn der 35-Jährige über den gesamten Kampf gute Hände ins Ziel brachte und der Sieg letztlich in Ordnung ging, kam Ngannou immer wieder mit unorthodoxen Schlägen durch – wie eben in der dritten Runde, als er Fury mit einem linken Haken zum Kopf zu Boden schickte.
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Vom Niederschlag war Fury, der Ngannou nie an den Rand eines K.o. bringen konnte, merklich geschüttelt. So etwas hatte niemand kommen sehen – am wenigsten vermutlich Fury selbst. (aw/sid)