Tim Walter in Kaiserslautern
  • Dass seine Mannschaft oft zu viele einfache Fehler macht, ist auch HSV-Trainer Tim Walter bewusst.
  • Foto: WITTERS

„Das, was wir gar nicht wollen”: Dieses Problem muss der HSV dringend lösen

Hätte, wenn und aber waren Trumpf nach dem 3:3 des HSV in Kaiserslautern. Was aber überwog nach diesem Remis? Die Freude über die tolle Moral, mit der die Hamburger einen Zwei-Tore-Rückstand aufholten? Oder die Fahrlässigkeit, mit der sie zuvor ihr frühes 1:0 verspielt hatten? Wieder mal offenbarten Tim Walters Profis zwei gleichermaßen krasse Gesichter. Das eine werden sie zügig und dauerhaft verhüllen müssen, ansonsten ist das Erreichen des Aufstiegsziels auch im sechsten Jahr in Folge stark gefährdet.

Daniel Heuer Fernandes konnte zumindest wieder lächeln, als er am Sonntagmittag kurz vor dem Rückflug zum Gate auf dem Frankfurter Airport schlenderte. Am Ende waren der Keeper und seine Kollegen doch eher froh. Zwölf Stunden zuvor hörte sich das allerdings noch ganz anders an, da war es nicht zuletzt der HSV-Torwart, der deutliche Worte gefunden hatte.

HSV verliert nach Führung erneut Kontrolle

Früh führte der HSV, durch Robert Glatzel (10.), alles lief nach Plan. „Und dann ist etwas passiert, das ich auch nicht erklären kann”, kritisierte Heuer Fernandes. „Wir haben komplett die Kontrolle abgegeben, keinen ruhigen Ballbesitz mehr gehabt.” Der Mut habe gefehlt, „wir sind viel hinterher gelaufen. Und das ist es, was wir eigentlich gar nicht wollen.”

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Aus dem Schlussmann sprach ein Stück weit Ratlosigkeit. Weil der HSV sich das Leben selbst schwer machte und insbesondere vor allen drei Gegentoren böse Fehler in der Defensive beging. Ein Muster, das sich vor allem auswärts in unschöner Regelmäßigkeit wiederholt. Aus den letzten vier Partien in der Fremde (Elversberg, Osnabrück, Wiesbaden, Lautern) holte der HSV zwei magere Punkte. Zu wenig, gemessen an den hohen Ambitionen.

Trost für den Kollegen: Miro Muheim (r.) versucht, Dennis Hadzikadunic aufzubauen. Imago/Thomas Frey
Trost für den Kollegen: Miro Muheim (r.) versucht, Dennis Hadzikadunic aufzubauen.
Trost für den Kollegen: Miro Muheim (r.) versucht, Dennis Hadzikadunic aufzubauen.

Das nagt trotz der erkennbar intakten Moral und des großen Willens seiner Profis auch am Trainer. „Wir werden weiter daran arbeiten müssen, weniger Fehler zu machen”, erklärte Walter und sah Parallelen zum 1:2 in Osnabrück vor sechs Wochen: „Auch da waren wir unachtsam und haben das Spiel hergegeben.” Mit dem Unterschied, dass der HSV diesmal durch Glatzels zweiten Treffer und Miro Muheims 45-Meter-Tor noch ausglich. Auch deshalb wertete Walter das Remis „gerade auswärts als Schritt in die richtige Richtung”.

Tim Walter will Fehler minimieren

Wo aber will der Trainer den Hebel ansetzen, um den Kampf gegen die Fehler-Teufel dauerhaft gewinnen zu können? Auffällig war auch in Kaiserslautern, dass dem HSV wie so oft in der Fremde zu viele Fehler im Aufbau unterlaufen. So ermöglichten die Hamburger der Heimelf zum Ende hin mehrere Großchancen und konnten von Glück sagen, dass es nicht ein viertes Mal schepperte. Im Überschwang der Emotionen, so der Eindruck, verliert der HSV noch zu oft den Kopf und bezahlt dann dafür.

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Die knapp 50.000 Fans am ausverkauften Betze waren trotzdem dankbar. Kaum ein unzufriedenes Gesicht sah man, als sich die Fans beider Lager auf den Heimweg machten. „Für die Zuschauer war es ein Spektakel, für die Trainer weniger schön”, sagte Walter, während Dirk Schuster das alles nicht treffender hätte zusammenfassen können. „Die Fans wünschen sich immer Spektakel und wollen attraktiven Fußball”, sinnierte Lauterns Trainer. „Aber im Endeffekt werden wir als Trainer daran gemessen, dass die Ergebnisse stimmen, dass die Punkteanzahl stimmt und auch die Tabelle.”

Walter nickte da leise vor sich hin. Auch er weiß: Spektakel ist schön, noch viel schöner aber wäre der Aufstieg.

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