Nach tragischem Tod im Eishockey: Ex-Nationalspieler plädiert für Halsschutz
Zwei Tage nach dem tragischen Tod von Adam Johnson war Stefan Ustorf noch immer angefasst. Am Sonntag, sagte der ehemalige Nationalspieler, „hatte ich zum ersten Mal Angst, ein Eishockeyspiel anzuschauen“. Vor dem Spiel bei Red Bull München war auch der Blick des Sportdirektors der Nürnberg Ice Tigers zunächst auf den Videowürfel in der Olympia-Eishalle gerichtet gewesen – auf ein Foto des verstorbenen ehemaligen Augsburger DEL-Profis.
Dem 29 Jahre alte Johnson wurde am Samstag beim Spiel der Nottingham Panthers gegen die Sheffield Steelers durch eine Schlittschuhkufe der Hals aufgeschlitzt – er starb an den Folgen des Unglücks. Kein Wunder also, dass nicht zuletzt Ustorf mulmig wurde: Der heute 49-Jährige hatte einst selbst während seiner Zeit in Nordamerika eine messerscharfe Kufe an den Hals bekommen – was hätte passieren können, wurde ihm aber erst „zwei, drei Tage später bewusst“.
Deutsche Eishockey Liga berät über Halsschutz
Würde er heute noch spielen, sagte Ustorf, „dann auf jeden Fall mit Halsschutz“. Tatsächlich war er am Montag schon „auf der Suche nach Möglichkeiten“, wie tragische Unfälle wie jener von Johnson bei seinen Ice Tigers verhindert werden können. Schnittfesten Schutz gibt es bereits, etwa für die Handgelenke oder die Knöchel, aber auch für den Hals: Letzterer ist im Nachwuchsbereich in Deutschland bis zum Alter von 20 Jahren vorgeschrieben.
Gut möglich, dass der Halsschutz schon bald auch in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zur Pflicht wird. Das Thema steht auf der Tagesordnung für die Sitzung der Sportlichen Leiter der 14 Klubs Ende November, wie Spielbetriebsleiter Jörg van Ameln dem SID bestätigte. „Vom Büro aus können wir das nicht bestimmen“, sagte er, „aber wenn sich alle Klubs einig sind, ist das als Pflichtausrüstung einzuführen“ – ob die Spieler nun wollen oder nicht.
Ustorf ist sich „absolut“ sicher, dass er gutheißen wird, dass die Spieler einen Halsschutz tragen. Bislang ist das Anlegen freiwillig. Einwände der Profis, die sich mit einer Veränderung ihrer Ausrüstung nicht immer anfreunden können, erwartet der Nürnberger Sportchef nicht: Auch das Plexiglasvisier am Helm habe sich ja durchgesetzt. Und nun habe ein Spieler auf dem Eis sein Leben gelassen. „Das macht man jetzt zur Regel – und fertig“, sagte er.
Adam Johnson konnte als erster Profi nicht gerettet werden
Spektakuläre Fälle, in denen Kufen schwere Verletzungen verursachen, gibt es immer wieder, auch Ustorf hat schon einen mitbekommen. Richard Zednik, sein Mannschaftskollege beim NHL-Klub Florida Panthers, wurde im Februar 2008 vom Schlittschuh eines gestürzten Mitspielers so schwer am Hals verletzt, dass ihn eine Notoperation retten musste. Auch in vergleichbaren Fällen war medizinisches Personal so schnell zur Stelle, dass das Schlimmste verhindert werden konnte.
Das könnte Sie auch interessieren: Land unter! DFB-Pokal-Spiel des FC Bayern droht die Absage
Dass bestens geschulte Betreuer oder Ärzte für den eher seltenen Fall der Fälle vor Ort sind, hält Ustorf für wichtig. Noch wohler würde er sich in Zukunft freilich fühlen, wenn er ein Eishockeyspiel anschauen könnte, bei dem alle Spieler einen Halsschutz tragen. (aw/sid)