• Was bringt die Zukunft? Kommende Woche soll sich klären, ob Dieter Hecking Sportvorstand des 1.FC Nürnberg wird.
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Woche der Entscheidung: Der Ball liegt jetzt bei HSV-Trainer Dieter Hecking

Spätestens am Ende dieser Woche soll die Entscheidung stehen: Bleibt Dieter Hecking Trainer des HSV? Oder versucht es der Verein nach dem verpassten Bundesliga-Aufstieg mit einem neuen Übungsleiter? Die Tür für Hecking steht grundsätzlich offen. Aber: Er wird die Bosse mit Argumenten überzeugen müssen, um hindurch gehen zu dürfen.

Waren es nun die Corona-Regeln oder doch ein gewaltiger Schuss Gleichgültigkeit, der da mitschwang? Ganze zwei Fans hatten sich am Montagvormittag in den Volkspark verirrt, um den HSV-Profis die letzte Aufwartung dieser Saison zu machen. Um 10 Uhr hatte sich die Mannschaft im Stadion getroffen, Leverkusen-Leihgabe Joel Pohjanpalo war der Erste, der rund 20 Minuten später davon brauste. Seine Kollegen, die nun keine mehr sind, folgten nach und nach. Ein geräuschloser Abgang, ganz anders als das gewaltige Getöse, mit dem die HSV-Saison beim 1:5 gegen Sandhausen tags zuvor zu Ende ging.

HSV-Trainer Hecking düste am Montag in seine Heimat

Die Profis fuhren zügig vom Hof. Ihr Trainer aber blieb deutlich länger. Anschließend machte sich Hecking dann auf den Weg nach Hause. In Ohndorf (bei Bad Nenndorf) wird der Coach ein wenig entspannen, ehe es in den Gesprächen mit der HSV-Führung um seine Zukunft geht. Das soll nach MOPO-Informationen nicht vor Mittwoch der Fall sein und dürfte dann auch mehrere Tage in Anspruch nehmen.

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Die Frage, die über allem steht: Finden der HSV und sein Trainer, dessen Vertrag am heutigen Dienstag endet, einen Konsens für die Zukunft? Oder geht die Liaison nach einem Jahr harmonisch aber bestimmt zu Ende?

HSV-Sportvorstand Boldt will „ein klares Ergebnis“

„Wir wissen schon recht gut, was wir wollen“, sagt Sportdirektor Jonas Boldt im Namen des HSV-Vorstands. Nun stehe es auch Hecking zu, „das jetzt ein paar Tage sacken zu lassen und zu überlegen, welche Schlüsse er aus allem zieht“. Klar sei: „Wir brauchen kein schnelles Ergebnis, sondern ein klares Ergebnis. Ich bleibe aber bei meiner Meinung, dass wir in dieser Konstellation sehr gut zusammen gearbeitet haben. Wir werden uns jetzt zusammensetzen und die Saison gemeinsam analysieren.“

Mitentscheidend wird dabei sein, ob Hecking die zur neuen Saison schlechteren Rahmenbedingungen mittragen will. Große Sprünge kann sich der HSV nicht erlauben, die Gehaltskosten für den Kader sollen von aktuell 30 Millionen Euro auf unter 25 Millionen gesenkt werden. Damit ist klar, dass kostspielige Transfers nicht drin sind.

Hecking wünscht sich Verstärkungen für den Aufstieg

Hecking, diese Vorzeichen halten sich hartnäckig, wird nicht darauf hoffen können, dass die Klubführung ihm die erhofften Verstärkungen präsentiert. Der Trainer soll klare Vorstellungen darüber haben, wie er den Kader verändern möchte. sich deutlich mehr Mentalität und Erfahrung für sein Aufgebot wünschen – nur so sehe er einen möglichen Aufstieg im kommenden Jahr als realistisch an.

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Doch diese Vorstellungen könnten ein Problem sein. Denn die sportliche Führung des HSV möchte größtenteils auf den Kader dieser Spielzeit vertrauen und ihn eher punktuell verändern. Auch, weil dem Verein finanziell die Hände gebunden sind. Stattdessen soll der neue Trainer, ob nun Hecking oder ein anderer, die vorhandenen Potenziale freikitzeln. Der Verkauf von Leistungsträgern wie Tim Leibold (Stuttgart soll Interesse zeigen) oder Jeremy Dudziak (besitzt eine Ausstiegsklausel für die Bundesliga in Höhe von drei Millionen Euro) könnte nebenbei finanziellen Spielraum verschaffen, würden aber auch zugleich neue Löcher hervorrufen.

Ist Hecking mit den Plänen der HSV-Bosse einverstanden?

Offen, wie Hecking auf die Pläne der Bosse reagieren wird. Allerdings wäre es ein Trugschluss, zu glauben, der Trainer könne allein über seine Zukunft beim HSV befinden. Denn die Vereinsführung erwartet auch Antworten  von dem 55-Jährigen. Darauf, wie es zu dem sportlichen Totalschaden kam. Warum sich Talente wie Adrian Fein, Bakery Jatta oder Rick van Drongelen in der Rückrunde nicht sukzessive entwickelten, sondern nachließen. Kurzum: Hecking wird Argumente für sich liefern müssen, warum er der richtige Trainer für einen weiteren Anlauf mit dem HSV ist. Und warum seine Stärke, den Profis durch seine ruhige Art Druck zu nehmen, in der letzten Saisonphase überhaupt nicht mehr griff. Boldt fasst es so zusammen: „Es muss alles auf den Tisch.“

Der Ball mag bei Hecking liegen. Von einem Elfmeter ohne Torwart kann aber keine Rede sein.

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