Ist Putin wirklich tot? Das steckt hinter den Meldungen
Mal ist es Krebs, dann Parkinson oder ein Herzinfarkt: Gerüchte über die schlechte Gesundheit von Wladimir Putin dominieren seit Kriegsbeginn die russische Öffentlichkeit. Jüngst stellen sich aber immer mehr Russ:innen die Frage: Lebt er überhaupt noch? In den sozialen Netzwerken kursieren wilde, bizarre Gerüchte um ein mögliches Ableben des Kreml-Chefs. Zuletzt dementierte Putins Sprecher zwei Falschmeldungen in einer Woche. Ein reichweitenstarker Telegram-Account gilt als Hauptvertreiber der falschen Nachrichten. Doch wer steckt dahinter? Vermutet wird teils der Kreml selbst – aber warum?
„Bei ihm ist alles in Ordnung“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am 24. Oktober nach Berichten über angebliche Herzprobleme Putins. „Das ist wie üblich eine Ente“, so Peskow weiter. Nur wenige Tage später sah er sich dann erneut zu einem Dementi gezwungen – und nannte neuerliche Gerüchte über einen angeblichen Tod Putins „absurden Informations-Quatsch.“ Behauptet worden war, dass es in Russland einen Putschversuch gebe und Putin in seiner Residenz in Waldai gestorben sei. Die Ärzte hätten die Wiederbelebung gestoppt und den Tod des Präsidenten erklärt.
Kreml: Peskow dementiert Putin-Tod
Ausgegangen war die mit noch weiteren Details gespickte Version von Putins letzten Minuten von einem extrem reichweitenstarken, aber nicht verifizierten Telegram-Account mit dem Namen „SVR General“, der fast 500.000 Abonennt:innen hat. Der Account selbst bezeichnet sich als „General des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR“. Weitere Geschichte des Kanals: Ein Putin-Doppelgänger habe nun das Ruder in Russland übernommen. Die teils bizarren Beschreibungen über „Putins 2.0“: „Er ging heute seiner Lieblingsbeschäftigungen nach – Treffen mit Gouverneuren. Die Zweitbesetzung fühlt sich sehr wohl im Umgang mit Menschen.“
Die Geschichten verbreiteten sich in Windeseile dann auf Plattformen wie X und in anderen Online-Medien. Komplett ungefiltert dominierte vor allem die Falschmeldung von Putins Tod schnell das Netz in Russland, das derzeit sowieso so viel wie noch nie von Falschmeldungen durchtränkt ist. Beim russischen Google-Pendant Yandex stiegen die Suchanfragen zu Putins Tod vergangene Woche um 3000 Prozent an.
Nachrichten bezüglich Putins schlechter Gesundheit gehören auf „SVR General“ schon lange zum Alltag: Rückenprobleme, Parkinson, Krebs oder das Herz. Doch wer posaunt diese Fake-News auf „SVR General“ in die Welt? Niemand weiß es wirklich. Ob ein Bot oder ein Mensch, ist unklar. Es gibt verschiedene Theorien: Mehrere Medien berichten, dass sich hinter dem Kanal ein Generalleutnant im Ruhestand und Kreml-Insider mit engen Verbindungen zu Putins innerem Kreis verbergen soll. Auch ein Ex-Professor für Internationale Beziehungen aus Moskau, der von der russischen Machtzentrale selbst gesteuert werden soll, wird hinter „SVR General“ vermutet. Verschiedene Experten, unter ihnen der russische Historiker Jewgeni Ponasenkow, vermuten hinter den Meldungen eine gezielte Kampagne des Kreml – aus verschiedenen Gründen.
Experten vermuten den Kreml selbst hinter Fake News
So sei es das Ziel, dem Volk vorzugaukeln, dass der Präsident krank sei und bald sterben könnte: Sich gegen das Regime auflehnen, lohne sich deswegen gar nicht. Auch ein bewusster Stresstest des Kreml gilt als möglicher Grund: Wer aus dem politischen Establishment ergreift nach einer Nachricht über Putins schlechten Gesundheitszustand oder Tod welche Maßnahmen?
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Der ukrainische Geheimdienst sieht das ähnlich. So sagte dessen Sprecher Andriy Yusov im ukrainischen Radiosender „NV Radio“: „Der Hauptzweck von Fake News besteht darin, zu untersuchen, wie die Gesellschaft zahlenmäßig und dynamisch reagiert, wie die Reaktionen von Einzelpersonen, der Elite und den Medien sind.“ Zu den Gerüchten um Putins Gesundheit sagt Yusov, dass dies zum „Spielbuch des Kreml“ dazugehört – um auf alle Eventualitäten und inneren Gefahren vorbereitet zu sein. Dazu gehört auch das dann immer wieder vehemente Dementieren.