Überfall auf Großbäckerei: Zeugen schildern dramatische Szenen – „kannten sich aus“
Die Tat ist über Wochen hinweg Gesprächsstoff in Lübeck. Bei einem Überfall auf das Firmengelände einer Bäckerei werden rund 217.000 Euro geraubt. Jetzt stehen vier mutmaßliche Täter vor Gericht. Sie sollen über Insider-Informationen verfügt haben.
„Die Männer kamen aus der Wäscherei und stürmten in die Halle, der erste von ihnen hatte eine Waffe in der Hand.“ Mit diesen Worten schilderte ein Lagerist am Mittwoch vor Gericht, wie er den Überfall auf eine Lübecker Großbäckerei im April dieses Jahres erlebt hat. „Ich rief den Kollegen noch zu, sie sollten weglaufen, aber sie waren wohl zu überrascht“, sagte der erste von zehn Zeugen, die das Gericht am Mittwoch befragte.
Die vier Angeklagten dagegen schwiegen am Mittwoch. Ihre Mandanten wollten sich zu den Vorwürfen zunächst nicht äußern, erklärten ihre Verteidiger gleich zu Prozessbeginn. Zu ihren persönlichen Verhältnissen würden sie jedoch später aussagen.
Lübeck: Vier Männer aus Hamburg wegen Überfall auf Bäckerei vor Gericht
Nach der Tat flüchteten die mutmaßlichen Räuber zunächst. Drei von ihnen wurden nach Abgaben der Staatsanwaltschaft rund zwei Wochen nach der Tat in Hamburg von Spezialkräften der Polizei festgenommen. Der vierte Tatverdächtige stellte sich im Mai der Polizei.
Den vier Männern aus Hamburg im Alter zwischen 24 und 35 Jahren wird vorgeworfen, am 12. April 2023 die Produktionshalle einer Bäckerei im Roggenhorster Weg in Lübeck überfallen zu haben. Drei von ihnen sollen in der Halle mehrere Zeugen überwältigt und auch bedroht haben. Der vierte Mann soll unterdessen draußen mit dem Fluchtauto gewartet haben. Aus einem der drei Tresore der Firma sollen sie mehr als 217.000 Euro geraubt haben.
„Am Tag zuvor wäre es fast doppelt so viel gewesen wegen der Osterfeiertage“, sagte der Geschäftsführer der Bäckerei am Mittwoch. Ob allerdings die Versicherung den entstandenen Schaden vollständig ersetzt habe, wisse er nicht. „Das müssen Sie den kaufmännischen Geschäftsführer fragen“, sagte er. Ob das Gericht ihn als Zeugen laden will, blieb zunächst offen.
Überfall auf Bäckerei: Tresor sei zur Tatzeit offen gewesen
Der Tresor habe zur Tatzeit offen gestanden, weil er gerade dabei gewesen sei, Geldtaschen mit Hartgeld aus dem Tresor zu nehmen, sagte ein Geldtransporteur im Zeugenstand aus. „Ich hockte gerade vor dem offenen Tresor, als drei Männer in die Halle stürmten und mich zu Boden stießen“, sagte er. „Dann haben sie mir die Waffe abgenommen und mir befohlen, mit dem Gesicht zum Boden liegen zu bleiben und mich nicht zu bewegen.“ Die Täter seien schnell gewesen und hätten genau gewusst, was sie taten. „Die kannten sich aus.“
Schon kurz nach der Tat hatten Ermittler den Verdacht geäußert, dass die Täter über Insiderinformation verfügt haben müssten, weil sie die zeitlichen und räumlichen Abläufe in der Firma kannten. Bislang haben sich jedoch keine Hinweise darauf ergeben.
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Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt. Nach gegenwärtigen Planungen des Gerichts könnte am 1. Dezember ein Urteil verkündet werden. (dpa/mp)