Hamburger baut Bio-Blumen und -kräuter an – warum das ein harter Kampf ist
Ob Möhren, Brot oder Milch – bei Lebensmitteln achten bereits viele Hamburger darauf, Bio-Produkte zu kaufen. Aber bei Blumen wird noch kaum darauf geguckt, wie sie gedüngt wurden und ob Spritzmittel zum Einsatz gekommen sind. Dabei können etwa Bienen durch Pestizide stark geschädigt werden. Henning Beeken aus Kirchwerder hat den Schritt gewagt und seinen Blumen- und Kräuteranbau auf Bio umgestellt – und das ist gar nicht so einfach. Auch wegen der Kunden.
Verbene, Geranien, Zier-Salbei und Schneeflocke stehen in Töpfchen hübsch drapiert vor dem Eingang zum historischen Hofgebäude auf dem idyllisch gelegenen Hof Eggers am Kirchwerder Mühlendamm in den Vier- und Marschlanden. Daneben Kräuter wie Oregano und Gemüsepflanzen wie Aubergine und Tomate.
Auf dem blühenden Thymian tummeln sich emsige Hummeln. Auf den ersten Blick unterscheiden die Pflanzen sich nicht von anderen, doch sie sind alle in Bioland-Qualität gezogen worden. Und das gibt es bisher noch recht selten.
Der Vorteil: Die Pflanzen sind nicht mit chemischen Pflanzenschutzmitteln gespritzt und auch nicht mit Stickstoff gedüngt worden. „Mancher Pflanzenschutz schadet eben auch Bienen, so selektiv können die Mittel gar nicht wirken“, sagt Beeken. Als er den Gartenbaubetrieb Beeken von seinem Vater übernahm, arbeitete er zunächst auch einige Jahre mit konventionellem Anbau. Er kennt sich also gut mit beiden Wegen aus.
Henning Beeken vom Hof Eggers: Er züchtet Bio-Blumen
„Im Gartenbau wird einfach regelmäßig gespritzt, schon prophylaktisch“, so Beeken, der in Berlin Gartenbau studiert und dann lange im Ausland gearbeitet hat. Im Bio-Bereich werde zwar auch gespritzt, aber mit harmlosen Mitteln wie Alkaliseife, die die Läuse einfach verklebe. Zudem kommen im klassischen Anbau pflanzliche Hormone zum Einsatz, die das Wachstum der Pflanzen drosseln und sie kompakt halten.
Auch die hohe Menge an Stickstoff-Düngung beim konventionellen Anbau sieht der Gartenbau-Ingenieur kritisch, da der Dünger in die Gewässer gelange und sie überdünge.
Für Beeken ist die Umstellung auf Bio-Anbau auch wichtig gewesen, weil es für die Mitarbeiter gesunder ist. „Es ist nicht angenehm, wenn du mit Schutzanzug und Maske ins Gewächshaus musst, um Gift zu spritzen.“
Pflanzen in Bio-Qualität sind allerdings teurer als andere. Denn allein schon das Substrat, in dem sie wachsen ist teurer. „Aber die Pflanzen wachsen darin auch besser und man muss nicht nachdüngen.“ Das ist auch für die Kunden am Ende gut, die Pflanzen haben kräftigere Wurzelballen und gedeihen auf dem Balkon später besser. Und: Die Substrate enthalten deutlich weniger Torf als herkömmliche Erden, was für den Klimaschutz gut ist.
Hamburg Kirchwerder: Hof Eggers hat Café und Restaurant
Krankheitsfälle und Schädlinge sind im Bio-Anbau erheblich schwerer in den Griff zu bekommen, es kann sogar zu Komplett-Ausfällen von Pflanzungen kommen. „Im konventionellen Anbau könnte man einfach spritzen.“ Beeken nutzt stattdessen alternative Mittel, wie Brennessel- oder Schachtelhalm-Extrakte.
Der Bio-Anbau und die Regionalität der Pflanzen sind für den Landwirt und seine Ehefrau Norma eine Nische, in der sie ihre kleine Gärtnerei in die Zukunft führen wollen. Die Kräuter-Töpfe haben deshalb extra eigene Schildchen mit dem Hof-Namen darauf, so dass die Kunden in den Gartencentern gezielt zu Pflanzen vom Hof Eggers greifen können. Ihre Blumen vermarkten sie seit drei Jahren auch über Blume 2000.
Im kleinen Maßstab verkauft das Paar, das zwei Kinder hat, seine Blumen und Kräuter auch online über Blumenkisten, die verschickt werden. Allerdings machen die mehr Arbeit als sie Erlöse erzielen. „Man braucht wirklich Durchhaltevermögen“, sagt Beeken nach zwei Jahren reinem Bio-Anbau. Die interessierten Kunden müsse man erst einmal finden und einen stabilen Kundenstamm aufbauen.
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„Und jetzt wo alles teurer geworden ist, ist das Bio-Thema eh problematisch.“ Denn viele Kunden achten stärker auf den Preis und greifen zu günstiger Ware. Auch die Bioläden in Hamburg bekommen das stark zu spüren. Und Beeken merkt es auf dem Hof Eggers zudem beim Fleischverkauf, denn auch das ist natürlich Bio-Qualität, wie alle Erzeugnisse des Hofes.
Aber zum Glück sind die Beekens nicht ausschließlich auf den direkten Verkauf ihres Fleisches angewiesen. Sie bieten es auch lecker als Bratwurst, Geschnetzeltes oder zu Burgern verarbeitet in ihrem Hof Café an. Und das Ambiente dort ist einmalig auf dem Hof Eggers, den es seit dem 14. Jahrhundert in Kirchwerder gibt. Ein schönes Ziel für einen Wochenend-Ausflug mit dem Rad oder dem Auto.