Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg kennt die grünen Verkaufsstrategien der Hersteller.
  • Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg kennt die grünen Verkaufsstrategien der Hersteller.
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Öko-Optik, Recycle-Gewissen, Überbetonung: So durchschauen Sie grüne Werbung

Grün, natürlich, nachhaltig: Überall beim Einkaufen begegnet man Produkten, die mit Werbebotschaften vor allem eins versprechen: ein gutes Gewissen. Sie können einfach konsumieren wie bisher, wird suggeriert, mit unseren Produkten geht das umweltfreundlich. „Unzählige Bilder, Label und Beschriftungen strömen auf Verbraucher ein und greifen das Bedürfnis auf, sich umweltschonender zu verhalten“, sagt Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg. Das Problem: Kunden können sich dem kaum entziehen, doch wie viel Nachhaltigkeit wirklich in einem Produkt steckt, ist aus den cleveren Werbe-Strategien oft nicht ersichtlich – und rechtliche Vorgaben gibt es kaum. Der MOPO hat der Verbraucherschützer die häufigsten Strategien der Hersteller erklärt und Tipps für den Alltag gegeben.

So erkennen Sie Werbestrategien der Hersteller:

Leere Worthülsen: „95-Prozent-Formel natürlichen Ursprungs“ steht auf einem Duschgel – doch das sagt nichts darüber aus, ob ein Stoff schädlich ist oder nicht. Auch aus Begriffen wie „klimafreundlich“, „umweltschonend“, „nachhaltig“, verantwortungsvoll produziert“ oder „regional“ ist nichts Handfestes abzulesen, denn sie sind nicht geschützt.

Öko-Optik: Braune Papier-Optik, Erdfarben oder viel Grün wecken umweltfreundliche Assoziationen – ohne etwas über Produkt und Material auszusagen. Besonders irreführend ist das bei Verbundverpackungen, die noch nicht einmal recycelt werden. Achtung auch beim Online-Shopping: Auch Internetseiten haben oft eine „grüne“ Aufmachung.

Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg. Patrick Sun
Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Verpackungsangabe: „50 Prozent recyceltes Plastik” steht auf einer Schinkenpackung. Das mag sein, doch über ein Produkt selbst wird keine Angabe gemacht. Die negativen Folgen von Massentierhaltung auf Umwelt, Tiere und Menschen etwa bleiben dadurch unberührt.

Das Recycle-Gewissen: Etwas ist recyclebar – der Müll also kein Problem? Nur, dass etwas technisch möglich ist, heißt noch nicht, dass es auch passiert. „Tempo“ etwa, die den Slogan verwenden, weist darauf sogar selbst hin. Zudem verlieren Kunststoffe beim Recyceln in der Regel Qualität und eine Abwärtsspirale beginnt. Plastik und Müll zu vermeiden und Mehrweg zu nutzen, ist ökologischer.

Überbetonung: Wie ein Scheinwerfer wird der Fokus auf einen einzigen Aspekt gelenkt: Bei Kleidung zum Beispiel mit einem Schild „25 Prozent recycelte Baumwolle”. Doch davon wird ein günstiges T-Shirt noch nicht nachhaltig: Unter welchen Bedingungen wurde die Baumwolle angebaut? Wie behandelt, wo produziert und wie weit transportiert? Und was ist mit den restlichen 75 Prozent?

Einweg: Einwegglas als Verpackung? Ökologisch ist das noch lange nicht. Zwar funktioniert das Recycling bei Glas gut, doch Herstellung und Einschmelzen sind extrem energieintensiv. Glas sollte deshalb möglichst im Mehrweg und mehrfach verwendet werden.

Drei Tipps für den Alltag:

Recherchieren, wo es Sinn macht: Bei jedem Einkauf zu recherchieren ist für viele kaum machbar. Jorde empfiehlt deshalb, sich zumindest bei gezielten, größeren Käufen schlau zu machen – und bei den Produkten, die regelmäßig im Einkaufswagen landen.

Auf Transparenz achten: Achten Sie darauf, ob und welche Inhaltsstoffe genannt werden. Wenn es keine Detailangaben gibt, sollte man skeptisch werden, so Jorde. Helfen kann auch die App Codecheck, die die Inhaltsstoffe bewertet.

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Die richtigen Siegel: Das Umweltbundesamt empfiehlt fünf Siegel: EU-Energielabel (Elektrogeräte), Bio-Siegel (Lebensmittel), EU Ecolabel (Verschiedenes), Blauer Engel (Verschiedenes) und Grüner Knopf (Kleidung). Auch GOTS wird für Textilien empfohlen. Mehr Infos gibt‘s auf label-online.de oder siegelklarheit.de.

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