Sonne über einem Maisfeld
  • Die Sonne knallt auf ein Maisfeld in Schleswig-Holstein. Der Klimawandel wird für Landwirte zum Problem. Was das für Versicherungen bedeutet.
  • Foto: dpa

Versicherungsexperte: „Wir müssen CO2 aus der Atmosphäre nehmen”

Sie gehören zu den wenigen Produkten, für die wir zahlen und doch hoffen, sie nie zu brauchen: Versicherungen. Im Schadenfall wird es dann aber für die Versicherungen ernst – schnell geht es um enorme Summen. Was bedeutet der Klimawandel für sie? Die MOPO hat Alexander Lührig gefragt. Der Hamburger ist Vorstandsvorsitzender bei „Allianz Agrar” mit Versicherungen für Landwirte unter anderem gegen Dürre, Frost oder Stürme, darunter auch im Alten Land. Warum der Klimawandel eins der drängendsten Probleme für die Versicherungsbranche ist.

Herr Lührig, spielt der Klimawandel in Ihrem Alltag eine Rolle?

Ja, der Klimawandel ist für uns maßgeblich. Dürre etwa verursacht absolut bei Landwirten mehr Schaden als Hagel, der klassische Risikofaktor. Um faire Produkte anzubieten, übersetzen wir den Klimawandel in Gefahren für den Landwirt – wie Frost, Starkregen, Sturm oder Trockenheit. Das heißt viele Analysestunden und Modellierungen, manchmal eine schlaflose Nacht, ein Grübeln, ob wir etwas übersehen haben. Es ist schwierig, weil beim Klimawandel Rückschlüsse aus der Vergangenheit allein nicht mehr reichen. Eine Versicherung lebt aber davon, dass sie ein Risiko kennt. Insofern ist der Klimawandel eins der drängendsten Probleme, das wir verstehen müssen.

Alexander Lührig ist Vorstandsvorsitzender bei Allianz Agrar – und hat der MOPO erklärt, welche Rolle der Klimawandel für Versicherungen spielt. Alexander Lührig/ Allianz Agrar
Alexander Lührig ist Vorstandsvorsitzender bei Allianz Agrar – und hat der MOPO erklärt, welche Rolle der Klimawandel für Versicherungen spielt.
Alexander Lührig ist Vorstandsvorsitzender bei Allianz Agrar – und hat der MOPO erklärt, welche Rolle der Klimawandel für Versicherungen spielt.

Wie beeinflusst das Ihr Leben? Gucken Sie noch Nachrichten?

Ja, ich setze mich sehr mit der Klima-Politik auseinander. Ich halte auch selbst Vorträge zum Thema, denn wir müssen die Leute wachrütteln. Privat habe ich einen generellen „Nachhaltigkeitsfilter“ und fahre konsequent Fahrrad. Aber es gibt auch Sachen, bei denen ich schwach werde. Wenn meine Tochter mit mir verreisen will, zum Beispiel. Generell mache ich mir große Sorgen. Ich will, dass es den Landwirten gut geht. Sie sind meine Partner. Aber Risiken brauchen eine gewisse Seltenheit, sonst funktioniert Versicherung nicht. Bei einer Erwärmung von vier Grad werden bestimmte Deckungen nicht mehr versicherbar. Dann wird es nur noch Rettungshilfen geben. Deshalb wünsche ich mir mehr Entschlossenheit und Tatkraft in der Politik.

Welche Maßnahmen wünschen Sie sich?

Die Atmosphäre ist mit CO2 vollgepumpt. Wir können nicht auf die Verfallszeit warten, sondern müssen etwas rausnehmen – etwas aus der volllaufenden Badewanne rauslassen, sozusagen. Ich glaube auch, dass man eine richtige Balance aus Ordnungspolitik und Technologieoffenheit treffen muss. Und ich mag Win-Win-Lösungen, wie die Agrivoltaik – Panele über dem Acker liefern Strom plus Hitzeschutz für die Pflanze. Das kann es auch für Mobilität geben. Wie bei der Fahrradstadt Kopenhagen.

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