Robert Habeck
  • Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne, 2.v.r.) beim Seekabel-Richtfest in Wilhelmshaven
  • Foto: picture alliance/dpa

„Et dreiht“ sich was zwischen „Zigeunerschnitzel“ und Seekabel

Selten hat eine Kolumne für so viele Reaktionen gesorgt wie die letzte Folge „Trüffelpommes von Kühlungsborn“. Neben reichlich Zustimmung gab es auch die übliche „Fanpost“, diesmal verbunden mit dem Vorwurf, ich „hetze“ gegen Ostdeutsche.

Nun spielte die Szene der älteren Damen, die mit dem Prosecco zur Generalabrechnung über die „Idioten aus der Politik“ ausholten, tatsächlich am Ostseestrand. Die Beobachtung, dass hierzulande das Gejammer beinahe Kunstform erreicht hat, wollte ich aber nicht regional eingrenzen. Womöglich stammten die Damen aus Hamburg oder Kassel oder Castrop-Rauxel. 


Stefan Kruecken hfr
Stefan Krücken

Der Autor: Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag (www.ankerherz.de). Vorher war er Polizeireporter für die „Chicago Tribune“, arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie „Max“, „Stern“ und „GQ“ von Uganda bis Grönland. Sein neues Buch „Das muss das Boot abkönnen“ gibt es im MOPO-Shop unter mopo.de/shop. Weitere Bücher gibt es im Ankerherz-Shop – zum Beispiel „Das kleine Buch vom Meer – Helden“ oder „Mayday – Seenotretter über ihre dramatischsten Einsätze“.

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„Ost-Bashing“ also, wegen der Erwähnung des Ostseestrandes. Bei manchen im Osten hat sich eine Mentalität breitgemacht, in der jede Kritik oder nur der Verdacht darauf mit maximaler Mimosigkeit erwidert wird.

Alles schlechtzureden, für manche ein Lebenselixier

Alles schlechtzureden, das ist für manchen Lebenselixier, für andere längst Geschäftsmodell. Nehmen wir Peter Hahne, einst Grüßonkel im ZDF-Hauptstadtstudio, der es nun mit obskurer Wutbürger-Prosa auf Platz 1 der Besteller-Liste schaffte. Stilistisch tippt Hahne wie ein mies programmierter KI-Bot mit XXL-Packung Satzzeichen, inhaltlich schafft er es nie aus der Telegram-Gruppe heraus, die er zuorgeln will.

Wohin diese ewige Miesepetrigkeit in einer Demokratie und einer Marktwirtschaft führt, lässt sich im Rahmen einer Kolumne gar nicht beschreiben. Was dagegen hilft? Überhaupt durchzudringen mit positiven Nachrichten, das wird immer schwieriger.

Hier kommen positive Nachrichten

Vermutlich ist das einer der Gründe, warum Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nach Wilhelmshaven reiste, um eine Schaufel in die Hand zu nehmen. Mit dem Bau eines 725 Kilometer langen Seekabels wurde begonnen. Ab 2028 soll es auf dem Grund der Nordsee das deutsche und das britische Energienetz miteinander verbinden. Strom aus Offshore-Windenergie kann dann in beiden Ländern eingespeist und verkauft werden.

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Vor Borkum entsteht derweil der größte deutsche Windpark in der Nordsee. „He dreiht“ (friesisch für „Er dreht“) kann 1,1 Millionen Haushalte mit Strom aus natürlichen Quellen versorgen – und wird mit keinem Cent staatlich unterstützt. Und noch eine Meldung der vergangenen Tage: Hamburgs Hafen ist der erste in Europa, der Landstrom für Containerfrachter anbietet. Was die Luftqualität verbessern wird, eine EU-Vorgabe vor der Frist umsetzt und in internationalen Medien respektvoll kommentiert wird, taucht bei uns kaum auf. 

„Et dreiht“, es dreht sich was im Lande. Für manche dreht es sich um das „Recht“, weiterhin „Zigeunerschnitzel“ sagen zu dürfen und gegen eine fiktive „Woke“-Diktatur anzureiten. Für andere drehen sich Dinge zum Besseren. Jeder hat die Wahl.

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