In diesem Schiff starben Hunderte Flüchtlinge.
  • In diesem Schiff starben Hunderte Flüchtlinge.
  • Foto: Hellenic Coastguard

Unglück in Griechenland: Wie konnte man dieses Boot weiterfahren lassen?

Die Luftaufnahme der griechischen Küstenwache zeigt ein schmuddeliges Fischerboot, das völlig überladen ist. Menschen drängeln sich auf den Decks. Einige winken dem Piloten zu. Niemand trägt eine Rettungsweste. Wie es im Inneren des Seelenverkäufers aussieht, kann man nur erahnen.

Man sieht dieses Foto und denkt sofort: Wie um alles in der Welt kann eine Küstenwache dieses Schiff weiterfahren lassen?

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78 Leichen sind gefunden worden zum Zeitpunkt, als ich diese Kolumne schreibe. 104 Männer wurden gerettet. Nur Männer haben anscheinend überlebt. Keine Frau. Kein Kind. Sie berichten Reportern der BBC von knapp hundert Kindern, die sich im Schiffsinneren befunden haben sollen.

Unter den Geretteten sollen neun Schlepper sein, die das Schiff in Ägypten starteten und in Libyen einen Zwischenstopp einlegten, um weitere Flüchtlinge an Bord zu nehmen.

Wie viele Menschen sind gestorben? Vierhundert? Sechshundert? Noch mehr? Wie mögen ihre letzten Stunden ausgesehen haben, zusammengepfercht in der Hitze und Dunkelheit unter Deck. Mit dieser Angst, dem Gestank, den Schreien. Es ist bekannt, dass manche Schleuser ihre Passagiere einschließen, um sie besser unter Kontrolle zu haben. Das Boot kenterte 50 Seemeilen südwestlich der Halbinsel Peloponnes nach einem Maschinenschaden. Ein anderes Schiff soll sich genähert und der Crew Wasser übergeben haben. An Bord brachen deshalb angeblich Kämpfe aus, die das Boot nach 15 Minuten kentern ließen.

Dazu hätte es nicht kommen müssen

Stundenlang war bekannt, dass dieses überladene Schiff unterwegs war. Andere Schiffe boten Hilfe an. Die Coast Guard rechtfertigt sich, in dem sie sagt, dass der „Kapitän“ des Schiffes Italien als Ziel angab. Seit wann hat ein Schlepper – also ein niederträchtiger Krimineller – das Recht, eine solche Ansage zu machen?

Der Fall ist zu erschütternd, um ihn einfach 5000 Meter tief auf dem Grund des Calypsotiefs ruhen zu lassen, der tiefsten Stelle des Mittelmeers, wo das Schiff nun liegt. „Welches Protokoll verlangt nicht die Rettung eines überladenen Bootes kurz vor dem Untergang?“, sagte Ex-Ministerpräsident Alexis Tsipras bei einem Besuch im Hafen.

Protest nach Bootsunglück in Griechenland Petros Giannakouris
Protest nach Bootsunglück in Griechenland
Protest nach Bootsunglück in Griechenland

Ich habe auch Fragen: Hat womöglich jemand weit oben in der Befehlskette angeordnet, das Boot weiter fahren zu lassen? Und warum? Weil man nicht so viele Flüchtlinge im Hafen aufnehmen wollte? Es wird eine Untersuchung geben.

Das Land steht unter Schock und hat Staatstrauer angeordnet. Der Wahlkampf wurde ausgesetzt und in Athen und Thessaloniki demonstrierten Tausende, um besseren Schutz für Flüchtlinge zu fordern. Und wegen, nennen wir es doch, was es ist: unterlassender staatlicher Hilfeleistung auf See.

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