Schottische Insel mit Bergen
  • Gruinard Island (Schottland): Im Zweiten Weltkrieg experimentierte Großbritannien hier mit Biowaffen.
  • Foto: imago/Panthermedia

Gruselige Vergangenheit: Großbrand auf der Todesinsel

Auf der Insel des Todes hat es gebrannt. Augenzeugen vom Festland beschreiben die Bilder einer Flammenwand als „apokalyptisch“ und als ein „Höllenfeuer“. Der Verdacht liegt nahe, dass ein Großbrand dieser Ausdehnung kein Zufall ist. Vermutlich wurde er gelegt.

Es ist ein neues Kapitel in der Gruselgeschichte von Gruinard Island, der „Anthrax Insel“ oder „Todesinsel“, wie sie genannt wird. Mit gutem Grund: 1942 startete das britische Militär hier die streng geheime „Operation Vegetarian“. Der Weltkrieg wütete, Hitlers Truppen waren überall auf dem Vormarsch, und britische Wissenschaftler experimentierten in der Einsamkeit der schottischen Highlands mit Biowaffen.

Bombe mit Milzbranderregern gezündet

Auf Gruinard Island, einem keine zwei Quadratkilometer kleinen Inselchen vor einem der menschenleersten Abschnitte der Nordwestküste, fanden sie den scheinbar idealen Ort für ihre Versuche. Sie setzten 60 Schafe auf dem seit Jahrzehnten unbewohnten Eiland aus und zündeten eine Bombe mit Milzbranderregern. Anthrax, ein gefürchtetes Bakterium, das selbst bei Behandlung fast immer tötet. Nach drei Tagen waren die Tiere elendig verendet. 


Stefan Kruecken hfr
Stefan Krücken

Der Autor: Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag (www.ankerherz.de). Vorher war er Polizeireporter für die „Chicago Tribune“, arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie „Max“, „Stern“ und „GQ“ von Uganda bis Grönland. Sein neues Buch „Das muss das Boot abkönnen“ gibt es im MOPO-Shop unter mopo.de/shop. Weitere Bücher gibt es im Ankerherz-Shop – zum Beispiel „Das kleine Buch vom Meer – Helden“ oder „Mayday – Seenotretter über ihre dramatischsten Einsätze“.

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Doch noch schlimmer: Der Boden von Gruinard Island war verseucht. Im Bericht der Forscher ist davon die Rede, dass man Städte für Jahrzehnte unbewohnbar machen könne. 100 Kilo Anthrax reichten demnach aus, um eine Stadt mit drei Millionen Einwohnern auszulöschen. Die Insel wurde zum Sperrgebiet erklärt. Betreten: tödlich.

Die BBC enthüllte in den 1960ern, was hier geschah

In den 1960ern enthüllten Journalisten der BBC, was sich hier während des Zweiten Weltkriegs zugetragen hatte. Ein Aufschrei ging durchs Land. Jahrzehnt um Jahrzehnt verstrich. Niemand durfte Gruinard Island betreten. 1986 zahlte die britische Regierung dann einem Unternehmen viel Geld, um Gruinard Island zu dekontaminieren, mit Unmengen Formaldehyd und Meereswasser. Erneut setzte man Testschafe aus. Sie grasten friedlich und fielen nicht tot um. 

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Nach insgesamt 48 Jahren strenger Quarantäne gab man die Insel wieder frei und überschrieb sie den Erben der einstigen Besitzer. Doch der Fluch der Todesinsel blieb haften. Kaum ein Einheimischer wagte sich in die Nähe, nicht mal von der Wasserseite. Manche Wissenschaftler fürchten, dass Reste der resilienten Anthrax-Bakterien überlebt haben könnten. Bis heute zieht die Insel nur „Dark Tourists“ an, also Reisende, die ein Faible für düstere Orte pflegen. 

Hat es deshalb nun gebrannt? Wollte jemand sicherstellen, dass wirklich nichts auf dieser Insel überlebt? 

Die Gruselgeschichte geht jedenfalls weiter. 

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