Stefan Kruecken

Stefan Kruecken leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag. Foto: hfr

Kolumne: „Ich fürchte, ich muss Hamburg ein Opernhaus kaufen“

Was ich an amerikanischen Milliardären wie Elon Musk nicht verstehe, ist ihre zur Schau gestellte Unzufriedenheit. Ich meine: 200 oder 300 Milliarden Dollar und mehr Geld als die meisten Länder auf den Konten – aber noch immer dieses karl-heinzige Wutbürgertum wie hinter dem Jägerzaun von Senftenberg.

Unzufriedenheit, chronisch schlechte Laune, die Kettensäge rattert. Warum nur? Lief doch ganz gut, sollte man vermuten. Durch das System getanzt, mit dem jeweiligen Zeitgeist ausgeritten, alle Schlupflöcher entdeckt und Staatshilfen verbucht und am Ende dennoch: so wütend. Auf das System, das ihn so reich machte.

Ach leck mich doch, Elon, oder nein, lieber nicht, denn die Vorstellung ist abstoßend.

Was würde man selbst mit einigen Milliarden Euro tun?

Ich würde diese kleine Insel in Shetland kaufen, die ich neulich sah, darauf stehen ein Herrenhaus, in das es reinregnet, und ein Leuchtturm. Ich würde also das Dach reparieren, ein Boot kaufen, meine Frau und unsere Kinder und die Hunde und die Katzen einpacken, dazu tonnenweise Kaffee und noch mehr Bücher. Dann würde ich niemandem verraten, dass ich ein Boot habe.



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Ganz bestimmt würde ich die Fähre von Hamburg nach England wieder fahren lassen, die damals von den Landungsbrücken ablegte: „Prinz Hamlet“. Direkt von Sankt Pauli nach Harwich, also gar nicht mehr weit bis London. Wie wundervoll: Sankt Pauli nach Covent Garden, mit U-Bahn und Schiff und noch mal U-Bahn.


Stefan Kruecken hfr
Stefan Krücken

Der Autor: Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag (www.ankerherz.de). Vorher war er Polizeireporter für die „Chicago Tribune“, arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie „Max“, „Stern“ und „GQ“ von Uganda bis Grönland. Sein neues Buch „Das muss das Boot abkönnen“ gibt es im MOPO-Shop unter mopo.de/shop. Weitere Bücher gibt es im Ankerherz-Shop – zum Beispiel „Das kleine Buch vom Meer – Helden“ oder „Mayday – Seenotretter über ihre dramatischsten Einsätze“.

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Mit den Milliarden würde ich eine freundliche Armee von Akkordeonspielern engagieren und sie losschicken, um einsamen alten Leuten Lieder vom Meer zu spielen. Auf solche Ideen kommt man allerdings nicht als Milliardär, das ist zu wenig egozentrisch.

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Vielleicht würde ich Hamburg einfach ein Opernhaus schenken und es direkt neben das von Herrn Kühne bauen. Denn Opernhäuser kann man bekanntlich nie genug haben als Stadt – und Herr Kühne würde bestimmt so grimmig schauen, dass der Unterkiefer ausklinkt wie damals bei Jürgen Klopp, wenn der sich über eine Schiedsrichterentscheidung aufregte.

Und das wäre es mir wert, in meiner Milliardärswelt, in der es sonst alles gibt, also außer Zufriedenheit und guter Laune.

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