„Bitte Papa, mach das nicht!”: Mann wollte Familie anzünden – Kindern flehten um Hilfe
Was er seiner Ex-Frau und seinen Kindern angetan hat, ist unvorstellbar grausam. Ein Mann (50) griff seine Ex-Frau (40) vor einem Jahr mit einem Rasiermesser an, übergoss sie und den Sohn (damals 10) mit Benzin – und zündete beide an. Seit November stand der Mann, der seine Familie auslöschen wollte, vor dem Hamburger Landgericht. Am Dienstag wurde ihm das Urteil verkündet: Lebenslang.
Die Tat in der Wohnung an der Luruper Hauptstraße (Lurup) am 1. Mai 2020 hatte in der ganzen Stadt für Entsetzen gesorgt. Die Frau hatte dem Angeklagten über WhatsApp erklärt, dass ihre Trennung endgültig sei – daraufhin drehte er durch. Auch die Tochter (damals 12) übergoss er mit Benzin. Sie konnte jedoch auf den Balkon flüchten und nach Hilfe rufen. „Mein Vater will meine Mutter umbringen, er hat sie in Brand gesetzt”, schrie sie laut des Richters am 1. Mai vergangenen Jahres über den Notruf ihres Handys.
Hamburg: Mann zündete Familie an, Tochter schrie Hilferuf ins Handy
Zuvor hatte der 50-Jährige an der Tür geklingelt, die sein Sohn freudig geöffnet hatte. Er erwartete, dass sein Vater ihn zum Spielen abholen würde. Als der Mann dann die Mutter des Jungen angriff, sprang er ihm auf den Rücken und brachte seinen Papa zunächst von der Tat ab. Doch anschließend holte der 50-Jährige Benzin aus seinem Rucksack und übergoss seinen Sohn und seine Ex-Partnerin. „Bitte Papa, mach das nicht!”, flehte der Zehnjährige bevor der Vater ein brennendes Feuerzeug an den Pullover des Kindes hielt. Der Junge wälzte sich anschließend geistesgegenwärtig auf dem Teppich und übergoss sich im Badezimmer mit Wasser.
Inzwischen war die Mutter ebenfalls auf den Balkon geflüchtet, aber kehrte wohl aus Sorge um den Sohn stark blutend zurück in die Wohnung. Der Angeklagte zündete sie dann auch an und übergoss sich anschließend selbst mit Benzin.
Hamburg: Frau und Sohn angezündet! Vater verurteilt
Mutter und Sohn überlebten die Attacke mit lebensgefährlichen Verletzungen, bei der Frau verbrannten 35 Prozent der Haut. Die Wohnung stand komplett in Flammen, Nachbarn wurde von der Feuerwehr über Drehleitern gerettet. Mutter und Kinder traten in dem Prozess als Nebenkläger auf.
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Das Gericht hat den Mann am Dienstag wegen Mordversuchs in Tateinheit mit gefährlicher und schwerer Körperverletzung sowie schwerer Brandstiftung schuldig gesprochen. Anders als von der Staatsanwaltschaft gefordert, stellte das Gericht nicht die besondere Schwere der Schuld fest. Der Angeklagte sei selbst von der Tat gezeichnet, entstellt und leide tagtäglich an Schmerzen, erklärte der Vorsitzende Richter Matthias Steinmann. Zum Prozessauftakt war der Angeklagte im Rollstuhl erschienen.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. (paul/dpa)