• Anni Perka, Sängerin.
  • Foto: Diana Nasif

„Das Glück begleitet mich“: So kommen die Hamburger durch die Lockdown-Krise

Strenge Kontaktbeschränkungen bis Ende Januar und die Bundeskanzlerin spricht bereits von weiteren harten Wochen. Dazu geht es mit den Corona-Impfungen nur schleppend voran. Eine Entspannung der Situation scheint 2021 nicht so schnell in Sicht. Die MOPO hat Hamburger gefragt, ob sie noch können, was sie quält und woraus sie jetzt noch Kraft schöpfen.

„Den Top-Stars geht es doch genau wie uns“

Die Junx

Die JunX: Christopher Garbers (l.) und Gunnar Schmidt, Musiker.

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hfr

„Die Beschränkungen treffen uns alle hart. Daran versuchen wir jedes Mal zu denken, wenn uns als Musiker der Corona-Blues überkommt – und das kommt oft vor. Wir denken an all die vielen Unternehmer wie uns, die nicht von großen Ersparnissen zehren können und wirklich existentielle Not erleiden. Und das trotz der wirklich großen Hilfen der Politik. Am niederschmetterndsten ist dabei, dass wir ohne Schuld in diese Situation gekommen sind. Und wir denken an die vielen Kinder, denen trotz Homeschooling einfach eine Menge an Möglichkeiten durch die Lappen geht in ihrem jungen Leben.

Es hört sich vielleicht merkwürdig an – aber uns hilft derzeit der Gedanke daran, dass es den Top-Stars der Branche eigentlich genauso geht wie uns. Keiner kann Konzerte spielen, egal welche Liga man sich ansieht. Das bedeutet aber auch, dass wir alle in einem Boot sitzen. Und da heißt es: zusammen an einer Leine ziehen und nicht gegeneinander rudern! Wir haben Kontakt zu vielen Kollegen, gerade in dieser Zeit tauscht man sich viel intensiver aus – und viel ehrlicher. Wir glauben, dass am Ende der Pandemie vielleicht doch mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft herrscht, auch in der Künstlerbranche. Wir schöpfen Kraft aus dem Wissen, dass Musik immer gebraucht wird. Vor Corona, jetzt und erst recht danach!“

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„Corona zeigt uns, dass die Welt uns nicht gehört“

Frank Weber

Frank Weber, Leiter des Franziskus-Tierheims.

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„Man muss da ja durch, aber ich habe schon das Gefühl, dass der äußere Druck steigt. Die Menschen werden ungeduldiger. Das merkt man gerade bei den Anfragen für unsere Tiere, alle wollen schnell eine Antwort. Für mich ist es so, dass ich auch viel fürs Fernsehen unterwegs bin. Man hat zwar viel zu tun im Tierheim, aber das Unterwegssein, Menschen kennenzulernen und ihnen zu helfen, das fehlt mir schon. Im Moment sind einem die Hände gebunden. Dabei quält mich diese Ungewissheit über die Entwicklung des Virus.

Es haben sich jetzt auch viele Leute Tiere angeschafft, im Homeoffice, und ich hoffe einfach, dass sie das durchdacht haben. Wenn das dann wieder alles anläuft, dann befürchte ich, dass da jede Menge Tiere vor unserer Tür stehen. Die Leute sollten sich da schon bewusst sein, was für eine Verantwortung sie übernommen haben. Kraft schöpfe ich über meine Hunde und meine Tiere. Wenn ich raus in die Natur gehe. Ich denke dann immer, wie schön die Welt eigentlich ist. Diese ganze Geschichte zeigt uns, dass wir nur ein Teil dieser Welt sind und sie nicht uns gehört. Ich denke jetzt gerne an den Frühling. Da fängt es wieder an zu zwitschern, die Bäume werden wieder grün und es gibt wieder Licht.“

„Ich habe geheiratet – das Glück begleitet mich“

Annika Perka

Anni Perka, Sängerin.

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Diana Nasif

„Mir fällt immer mal wieder die Decke auf den Kopf und ich falle kurzzeitig in ein tiefes Loch. Am meisten quält mich, dass ich meine Freunde und die Familie nicht sehen kann. Es macht mir auch zu schaffen, dass ich seit über einem Jahr auf keiner Bühne mehr stand. Aber ich habe einen unglaublichen Rückhalt von der Familie und vor allem auch von meinem Mann. Wir haben erst im Sommer geheiratet und dieses positive Glücksgefühl begleitet mich seitdem. Dazu versuche ich, Energie in der Natur zu tanken, und freue mich über jeden einzelnen Sonnentag.“

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„Die Amüsiermeile St. Pauli bietet ein trauriges Bild ohne klare Perspektive“

Wilm

Sieghard Wilm, Pastor der St. Pauli-Kirche.

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„Ich spüre schon sehr meine Grenzen. Und Menschen um mich herum sind auch dünnhäutiger geworden. So vieles mussten wir in der Kirche absagen. Die Amüsiermeile St. Pauli bietet ein trauriges Bild ohne klare Perspektive. Das nagt an mir und meinen Kräften. Es quält mich, dass ich Menschen nicht nahe sein kann. Ein Telefonat oder eine Onlinekonferenz ersetzen eben nicht echte menschliche Zwiesprache. Und auch keine Umarmung. Im Kontakt mit Hilfesuchenden an der Tür bleibt immer der Zweifel: War das jetzt sicher genug? Aber ich schöpfe auch viel Kraft. Vor allem aus dem Gebet. Ich gebe immer wieder Lasten ab an jemanden, der Größeres trägt. Ich sorge aber auch selbst für schöne Momente. Ich habe noch niemals so viel gekocht und gebacken. Und ein Spaziergang bewirkt oft Wunder.“

„Aus dem Lächeln der alten Menschen schöpfe ich Kraft“

Mitra Kassai.

Mitra Kassai, Musikmanagerin und Geschäftsführerin von „oll inklusiv“.

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„Im Alltag ist es einigermaßen okay, mit den Regeln klarzukommen. Es wäre aber gelogen, wenn ich sage, es macht nichts mit mir. Dennoch halte ich es für wichtig, sich an die Vorgaben zu halten. Das Ausbrechen der Menschen, die sich nicht an die Vorgaben halten, weil Vergnügungssucht und Egoismus im Vordergrund stehen müssen, das quält mich am allermeisten. Ich bin voller Zuversicht, dass wir es in der Gesellschaft gemeinsam schaffen werden. Aktuell bin ich in einer Pflegeeinrichtung als Betreuerin tätig und aus dem Lächeln der hochaltrigen Menschen schöpfe ich die meiste Kraft. Es ist so wichtig, dass niemand zurückbleibt. Die Welt gehört uns allen.“

„Ich möchte meine Mutter wieder in den Arm nehmen“

Steffi lamprecht

Stephanie Lamprecht, Redakteurin bei der MOPO.

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„Der Lockdown nervt, aber ich kann noch. Nützt ja nix. Ich vermisse es aber, mit meiner besten Freundin im Aurel zu hocken und ein Zäpfle zu trinken. Und ich möchte meine Mutter in den Arm nehmen. Und mich mal wieder aufbrezeln. Aus dem Steckrübeneintopf meines Mannes, dem Kraulen der Katzen und dem Gedanken, dass es unmöglich für immer so bleiben wird, ziehe ich Kraft. Außerdem: Jeder, der ohne Existenzängste und verstorbene Verwandten durch diese Zeit kommt, kann doch froh sein.“

„Das Weckerklingeln macht keinen Spaß mehr“

Melanie Leonhard

Melanie Leonhard (SPD), Gesundheitssenatorin.

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dpa

„Als Gesundheits- und Sozialsenatorin hat man gerade ordentlich zu tun. Manchmal reicht die Energie eher nur von Tag zu Tag. Das Weckerklingeln macht auf jeden Fall keinen Spaß mehr. Es wäre gut und wichtig, wenn wir einen mittelfristigen Plan machen könnten: Wenn das passiert, machen wir in Hamburg jenes. Aber genau diese Planungssicherheit gibt es nicht. Dass wir häufig neu entscheiden und viel Ungewissheit aushalten müssen, ist wahnsinnig schwierig. Wer weiß schon genau, vor welche Herausforderung uns die Pandemie in zwei, drei Monaten stellt? Als Politikerinnen können wir planen, steuern, reagieren – aber am Ende haben wir nicht alles allein in der Hand. Woraus ich Kraft schöpfe? Erstens: Abends auf dem Sofa ein Kreuzworträtsel lösen! Und zweitens: Aus vielen aufmunternden Rückmeldungen, die es auch immer mal gibt. Die geben Motivation weiterzumachen, um die Stadt gut durch diese Zeit zu bringen. Dafür lohnt es sich, jeden Tag wieder neu loszulegen.“

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„Im Moment koche ich für meine Familie“

Kevin Fehling

Kevin Fehling, Sternekoch und Inhaber des „The Table“.

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dpa

„Ich bin ein sehr umtriebiger Mensch und es war sehr schwer, im Lockdown quasi eingeschlossen zu werden. Ich hoffe einfach, dass in Deutschland und der Welt die Impfungen schnell voranschreiten. Ich selbst möchte Corona auch nicht haben – man weiß schließlich nicht, wie man diese Krankheit übersteht. Aber ich war schon immer ein sehr positiv gestimmter Mensch. Deshalb freue ich mich sehr darauf, wenn ich mein Restaurant und meine Bar wieder öffnen kann. Im Moment koche ich zu Hause für meine Familie.“

„Ich bin zum Glück Optimist — und das Impfen gibt Hoffnung“

Anjes Tjarks

Anjes Tjarks (Grüne), Verkehrssenator.

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picture alliance/dpa

„Ich glaube, jeder von uns würde sich von Herzen wünschen: Lass diese Pandemie endlich vorbei sein. Persönlich geht es bei mir im Moment noch. Aber es ist alles schon sehr anders. Gerade das Home-Schooling stellt unser Leben auf den Kopf. Das ist einerseits sehr schön, weil ich meine Kinder viel länger sehen kann, andererseits ist es auch sehr anstrengend, ihnen, der Arbeit und auch dem Mittagessen gerecht zu werden. Und es fehlt mir etwas: Ich würde gerne wieder Menschen treffen, mit Handschlag begrüßen und umarmen. Ich bin zum Glück ein optimistischer Mensch. Das ist in dieser schwierigen Situation eine gute Grundlage. Und das Impfen gibt Hoffnung.“

„Schluss mit dem Rumgelodder“

Geli Tangermann

Geli Tangermann, Stv. Chefredakteurin der MOPO.

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Quandt

„Bis Silvester bin ich ganz gut gelaunt durch die Pandemie gekommen – aber mal ehrlich: Langsam geht auch mir die Puste aus. Welcher Wochentag war noch gleich? War es heute hell? Um nicht depressiv zu werden, halte ich mich neuerdings strikt an die 10.000-Schritte-Regel. Die müssen am Tag gemacht werden. Hilft! Und meine Lieblingsjoggingshose habe ich nach Silvester weggeworfen. Schluss mit dem Rumgelodder. Ab jetzt wird sich hergerichtet – für all das, was 2021 hoffentlich auch noch bringt.“

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