• Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD)
  • Foto: picture alliance/dpa

„Lernt was Anständiges“: Hamburger Senator stinksauer wegen Kretschmann-Video

Die Kultur gehört zu den Branchen, die in Hamburg am meisten unter der Corona-Pandemie leiden. Kein Wunder, dass Kultursenator Carsten Brosda (SPD) jetzt der Kragen geplatzt ist, als er ein Video gesehen hat, das Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gepostet hat. Es verbreitet die Botschaft an Kulturschaffende: Hättet ihr bloß was Anständiges gelernt.

In dem Video der Baden-Württembergischen Landesregierung ist Profi-Balletttänzer Mike zu sehen, der nun mit einem Medizinstudium begonnen hat – wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie. „Man hat dann von heute auf morgen auf einmal gar nichts. Dann verlässt dich die Kunst, dann verlässt dich so eine Stabilität“, sagt er darin. 

Als ehemaliger Medizinischer Fachangestellter fasste er einen Entschluss: „Mir war klar: Du hast jetzt einen Auftrag und kannst der Gesellschaft etwas anderes geben.“ Und er sinniert: „Corona war eigentlich der Hauptgrund dafür, dass ich angefangen habe, Medizin zu studieren. Eine Krise, die mir vorher alles genommen hat, hat mir eigentlich alles gegeben.“

Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda sauer wegen Video

Der kurze Film ist Teil der Kampagne „Wellenbrecher“, der Regierung von Ministerpräsident Kretschmann. Darin sollen junge Menschen positiv und konstruktiv zu einem corona-konformen Verhalten ermuntert werden.

Hamburgs Kultursenator stößt der Film ganz übel auf. Auf Twitter schimpft er: „Das Video, das MP Kretschmann verbreitet, ist auf so vielen Ebenen neben der Spur, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll. Eine Gesellschaft, die sich nicht um Kunst und Kultur kümmert, verarmt!“

Auf Twitter erfährt der Kultursenator Zustimmung. „Eine derartige Degradierung der Kunst zeigt die Bildungsferne mancher Politiker. Gerade in Krisen braucht auch der Geist Zuversicht, braucht es kulturelle Reflexion, um nicht in Populismus und Resignation zu versinken“, schreibt eine Twitter-Nutzerin.

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Erst kürzlich hat der Kultursenator die Corona-Politik kritisiert. In einem Gast-Beitrag für die „Zeit“ setzte sich der Senator dafür ein, dass nicht der Eindruck entstehen dürfe, die Religion sei wichtiger als die Kultur. Brosda schrieb in dem Beitrag, es gebe „Entscheidungen, die im Kleinen nachvollziehbar sind und doch im größeren Rahmen drängende Fragen aufwerfen.“

MP Kretschmann

Winfried Kretschmann (Grüne), Ministerpräsident von Baden-Württemberg

Foto:

Sebastian Gollnow/dpa

Als Beispiel nannte er die Erlaubnis von Gottesdiensten, obwohl alle anderen Veranstaltungen abgesagt wurden. Viele Menschen würden heutzutage nicht mehr nur in Kirchen nach Sinn und Trost suchen, sondern auch an vielen Kulturorten, so der Senator. 

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