„Lost Place“ in Hamburg: Verlassen und verfallen: Das Geisterhaus von Airbus
Finkenwerder –
Einzelhäuser mit verrammelten Fenstern, verrottete Hütten, Garagen-Ruinen und ein geheimnisvoller Bunker: An diesem Lost Place gehen Tausende jeden Tag vermutlich achtlos vorbei – das Areal Neßdeich 190 befindet sich nämlich direkt am Haupteingang von Airbus in Finkenwerder. Doch schon bald soll hier für 60 Millionen Euro etwas Neues entstehen.
Noch bis August 2019 lebten Menschen in den Häusern auf dem fast 15.000 Quadratmeter großen Areal gegenüber dem Geburtshaus des Schriftstellers Gorch Fock. Ein Baustoffhändler ging hier ebenfalls bis vor einigen Jahren noch seinem Gewerbe nach. In der kurzen Zeit des Leerstands aber hat sich die Natur schon vieles zurückgeholt, Schlingpflanzen ranken sich an Lampen und Geländern hoch.
Heute ist das Hamburger Immobilienunternehmen „Property Team“ Eigentümer des Grundstücks. Die Firma will hier einen ganz neuen Haupteingang zum Airbus-Werksgelände mit einem Dienstleistungszentrum errichten.
Geisterhaus von Airbus in Hamburg: Neubau kommt
Dort soll auch ein Besucherzentrum mit Supermarkt und weiteren Nutzern gebaut werden. Ursprünglich war die Fertigstellung schon zur Jahreswende 2023/24 geplant, doch wegen Corona wird es eine Verzögerung geben, so „Property Team“-Vorstand Andreas Harder zur MOPO.
Und dann gibt es am Airbus-Eingang am Rand des verwilderten Grundstücks noch einen kleinen Rundbunker. Diese sind so etwas wie eine Finkenwerder Spezialität. In keinem Hamburger Stadtteil gibt es so viele davon wie auf der Elbinsel. Ursprünglich soll es einmal 35 Bauten dieser Art gegeben haben. Derzeit stehen noch 30 Exemplare. Viele werden heute als Abstellraum genutzt. Öffentlich zugänglich ist keiner.
Dieser Bunkertyp war während des Zweiten Weltkriegs für dünner besiedelte Stadtteile vorgesehen. In dichter besiedelten Gebieten wie Eimsbüttel, Hamm oder Rothenburgsort herrschten sogenannte „Bunkerhäuser“ vor, Hochbunker, die bis zu 1200 Menschen Platz boten.
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In den kleinsten Rundbunkern wiederum fanden nur 25 Personen Schutz, größere Bauten dieser Art waren für 100 Menschen vorgesehen. Es gab zwei Varianten: Die eine war mit einer Wandstärke von 1,10 Metern und einer 1,40 Meter dicken Betondecke auch bei Bombeneinschlägen in der Nähe relativ sicher. Der zweite Typ „Schutzraum“ verfügte dagegen lediglich über 60 Zentimeter dicke Wände und bot so nur Schutz vor Bombensplittern und herabstürzenden Trümmern.