• Die Sternbrücke über der Kreuzung Stresemannstraße/Max-Brauer-Allee soll durch ein neues Modell ersetzt werden.
  • Foto: Imago/Frank Brexel

„Städtebauliches Desaster“: Geplanter Neubau der Sternbrücke sorgt für Entsetzen

Sternschanze –

Die geplante Mega-Sternbrücke in Altona soll wohl trotz Widerstand aus der Bevölkerung gebaut werden. Das verkündete Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) am Montag. Dagegen regt sich erneuter Protest: Für den Denkmalverein Hamburg ist das ein „städtebauliches Desaster“.

Für die von der Deutschen Bahn entworfene 21 Meter hohe und 100 Meter breite Stabbogenbrücke sollen unter anderem die Clubs und Bars unterhalb Brücke sowie 44 Bäume zwischen Schulterblatt und Sternbrücke weichen. Der Denkmalverein Hamburg veröffentlichte unter anderem auf Facebook deutliche Kritik an dem geplanten Neubau und bezeichnete ihn als „städtebauliches Desaster“.

Sternbrücke in Hamburg: Kritik an Neubau

Kristina Sassenscheidt, Geschäftsführerin des Denkmalvereins, formuliert in der MOPO die Kritik noch einmal genauer: „Man muss kein Experte von Städtebau und Architektur sein, um zu sehen, dass an dieser Stelle etwas Unpassendes passend gemacht werden soll.“ Die neue Mega-Brücke bedeute einen gewaltigen Maßstabssprung und beeinträchtige zusätzlich den Umgebungsschutz sämtlicher umliegender Denkmäler.

Was bedeutet das? „In der Umgebung der Sternbrücke gibt es einige denkmalgeschützte Gebäude“, erklärt Sassenscheidt. „Deren kleinteiliges Gefüge darf nicht einfach durch derartig heftige Maßstabssprünge gestört werden. Aber auch das Stadtbild insgesamt würde durch die geplanten Abrisse von sieben Altbauten und die Riesenbrücke massiv beeinträchtigt werden.

Tjarks spricht von Hemmschuh für die Mobilitätswende

Sassenscheidt sieht Anjes Tjarks als grünen Verkehrssenator in der Pflicht, die auf den Ausbau des Autoverkehrs konzipierte neue Brücke als falsche Planung anzuerkennen. „Diese Brücke wurde vor Jahren schon von Andreas Rieckhof vorangetrieben, um den Autoverkehr auszubauen“, fährt Sassenscheidt fort. SPD-Politiker Rieckhof war bis 2020 Staatsrat in der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation im Zuständigkeitsbereich Verkehr. Tjarks habe die Brücke bei seinem Amtsbeginn daher schon auf dem Tisch gehabt.

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Der Verkehrssenator hatte in einer digitalen Pressekonferenz am Montag bekräftigt, an den Plänen festhalten zu wollen. „Man muss leider feststellen, dass die aktuelle Sternbrücke ein Hemmschuh für die Mobilitätswende in Hamburg ist. Der Platz unter der Brücke ist sehr stark begrenzt, was dazu führt, dass es keinen Radweg an der Stresemannstraße gibt, die Fußwege äußert bescheiden und die Wartebereiche für die Kunden des 3er Busses inakzeptabel sind. Eine Sanierung der Brücke würde die Situation durch den zu errichtenden Anprallschutz sogar noch weiter verschlechtern“, so Tjarks.

Neue Sternbrücke in Hamburg: Ärger um Höhe

Für Sassenscheidt und auch die „Initiative Sternbrücke“ keine nachvollziehbare Argumentation. „Der ADFC hat dazu eine alternative Verkehrsskizze entworfen“, so die Initiative auf ihrer Website. Demnach könnten die beiden inneren Spuren für den Kfz-Verkehr benutzt werden und die beiden äußeren Spuren zu Rad- und Busspuren gemacht werden. Vorrangweichen für Busse könnten einen besseren ÖPNV garantieren und den geplanten „Hamburg-Takt“ voranbringen. „Man kann wunderbar die Verkehrswende mit der alten Brücke machen“, sagt Sassenscheidt abschließend. Die Petition des der Initiative Sternbrücke zur Erhaltung der Brücke haben über 5000 Menschen unterschrieben.

Für sie ein besonderer Dorn im Auge: Die Aussage der Deutschen Bahn, die geplante Brücke sei 21 Meter hoch. „Das ist nur die Konstruktionshöhe“, sagt sie. „Von der Straße bis zum Scheitel gemessen sind es 26 Meter. Diese missverständliche Zahl wird offenbar bewusst von den Verantwortlichen in der Debatte eingesetzt.“

Sanierung der Sternbrücke erstmal vom Tisch

Auch die Hamburgische Architektenkammer (HAK) bedauert laut eigener Aussage die Entscheidung für den Neubau in der Sternschanze. „Entscheidungsgrundlage dürfen dabei nicht nur verkehrliche, sondern müssen auch städtebauliche, freiräumliche und architektonische Kriterien sein“, sagte Karin Loosen, Präsidentin der HAK.

Die Sanierungsoption, für die sich die Initiative Sternbrücke stark macht und sich auf ein Gutachten aus dem Jahr 2018 beruft, ist erstmal vom Tisch. Laut Verkehrsbehörde sprächen fünf weitere Gutachten gegen den nachhaltigen Erfolg einer Sanierung. Die jetzigen Planungen sehen einen Baustart für die neue Brücke im Jahr 2023 vor, vier Jahre später soll sie in Betrieb genommen werden. Die 125 Millionen Euro teilen sich die Stadt Hamburg und die Deutsche Bahn.

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