• Maja (23) und Lisa (24) studieren Koreanistik an der Uni Hamburg. 
  • Foto: Privat.

„Wie eine Geisterstadt“: Zwei Hamburger Studentinnen mitten in der Coronavirus-Hochburg

So haben sich die beiden ihr Auslandsjahr in Südkorea bestimmt nicht vorgestellt: Die Hamburger Studentinnen Maja (23) und Lisa (24) leben derzeit unter 3.601 Coronavirus-Infizierten (Stand 3. März) in Daegu in Südkorea. Sie haben der MOPO erzählt, wie ihr alltägliches Leben dort gerade aussieht und ob sie Angst davor haben, sich mit dem Virus anzustecken. 

Vorlesungen besuchen, Freunde treffen, Stadt und Land erkunden – so sah der Alltag von Maja und Lisa vor einigen Wochen noch aus. Sie studieren Koreanistik an der Uni Hamburg und sind im vergangenen September nach Daegu in Südkorea gegangen, um dort an einer Partneruniversität ihr Studium fortzusetzen – jetzt befindet sich die Stadt im Ausnahmezustand. 

Zwei Hamburger Studentinnen in der Coronavirus-Hochburg Daegu

In Südkorea sind bislang mit 5.186 Infizierten (Stand 3. März) weltweit die mit Abstand meisten Fälle außerhalb Chinas aufgetreten, die meisten konzentrieren sich auf Daegu. Hier steckte eine Frau Mitglieder einer christlichen Sekte an – daraufhin breitete sich der Virus in rasantem Tempo aus: Die Stadt im Südosten Südkoreas zählt aktuell 3.601 Infizierte (Stand 3. März) unter rund 2,5 Millionen Einwohnern. Im Land wurde die höchste Krisenalarmstufe ausgesprochen. 

Die Straßen in der Millionenstadt Daegu sind wegen der Ausbreitung des Coronavirus wie leergefegt.

Die Straßen in der Millionenstadt Daegu sind wegen der Ausbreitung des Coronavirus wie leergefegt. 

Foto:

/privat

„Von der Regierung wurde uns geraten, uns Zuhause aufzuhalten. Viele Läden sind geschlossen – es ist ein bisschen wie in einer Geisterstadt“, erzählt Lisa. Die Geschäfte machen längst nicht mehr nur aus Angst vor dem Coronavirus zu – es gibt schlichtweg keine Kundschaft mehr. „Vor allem für Restaurants, Cafés und kleinere Supermärkte lohnt es sich nicht mehr, aufzumachen. Die Regierung hat auch öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten geschlossen, bald soll es Online-Unterricht geben“, so die 24-Jährige.

Coronavirus soll besiegt werden

Auch die Uni können Lisa und Maja derzeit nicht besuchen. Eigentlich sind die Semesterferien seit dem 1. März vorbei, doch der Unibeginn wurde vorerst auf den 16. März verlegt. „Unser Leben ist zurzeit sehr eingeschränkt. Wir verbringen viel Zeit in der Wohnung, lernen oder sehen einfach fern“, erzählt Maja. Raus gehen die beiden nur noch zum Einkaufen oder um sich mal die Beine zu vertreten – immer mit einer Maske geschützt. 

Video: Coronavirus – was genau ist das eigentlich?

Offizielle Verbote von der Regierung gibt es nicht. Jeder darf sich frei bewegen, auch Ein- und Ausreisen sind erlaubt – es macht nur kaum jemand. „Wenn man sich die Medien in Südkorea anschaut, kriegt man schon mit, dass Angst und Unsicherheit da sind. Es gibt eigentlich kein anderes Thema mehr. Gleichzeitig gibt es aber auch eine große Entschlossenheit, den Virus hier zu besiegen. Die Menschen gehen selbst aktiv dagegen vor“, sagt Lisa. 

Hamburger Studentinnen haben keine Angst vor dem Coronavirus

Die koreanische Regierung tut viel, um gegen die Panik in der Bevölkerung vorzugehen: Sie versorgt die Menschen mit Informationen, versendet Notfallhinweise aufs Telefon. Soldaten der südkoreanischen Armee laufen in weißen Schutzanzügen durch die Stadt und versprühen Desinfektionsmittel an Bahnhöfen. Die Regierung zahlt alle Coronavirus-Tests, damit niemand aus finanziellen Gründen darauf verzichten muss. 

Die koreanische Regierung versendet Notfallhinweise zum Coronavirus aufs Handy.

Die koreanische Regierung versendet Notfallhinweise zum Coronavirus aufs Handy. 

Foto:

/privat

Die Angst der koreanischen Bevölkerung teilen die Hamburgerinnen nicht – die Unsicherheit hingegen schon. „Natürlich beunruhigt uns die Situation, da unser normales Leben eingeschränkt ist. Angst habe ich nicht wirklich“ sagt Maja. Lisa sieht das ähnlich: „Ich habe keine Angst davor, am Coronavirus zu erkranken. Ich finde bloß die allgemeine Situation beunruhigend, weil man auch nicht weiß, wohin das Ganze noch führt. Ich habe Angst, dass es so schlimm wird wie in Wuhan.“

Die Millionenstadt Wuhan in der Provinz Hubei in China verzeichnet die meisten Infizierten des Landes und ist momentan komplett abgeriegelt. Den Bewohnern wurde angeordnet, zuhause zu bleiben – sie dürfen das Haus ohne Erlaubnis nicht mehr verlassen. Die Ärzte-Teams vor Ort sind vollkommen überfordert mit der Situation.

Coronavirus: Reisen die beiden Studentinnen früher ab?

Seit September sind die Studentinnen in Daegu – und eigentlich hatten sie vor, bis August dort zu bleiben. „Wir stehen in ständigem Austausch mit der Uni Hamburg und werden über die aktuelle Lage informiert“, erklärt Lisa. Falls sich die Lage weiter zuspitzt und ihr Leben noch weiter eingeschränkt wird, werden die beiden wohl schon früher nach Hamburg zurückkehren.

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