Dominik Großefeld, Wirt vom „Silbersack“ sieht die 2G-Regelung noch kritisch.
  • Dominik Großefeld, Wirt vom „Silbersack“ sieht die 2G-Regelung noch kritisch.
  • Foto: Marius Röer

2G oder nicht? „Uns wird die Verantwortung in die Schuhe geschoben“

Ab Samstag können Hamburgs Gastronomen, Event- und Kulturbetreiber darüber entscheiden, ob sie in ihrem Betrieb nur noch Geimpfte und Genesene (2G) empfangen – oder wie bisher bei der 3G-Regelung bleiben und auch getestete Gäste begrüßen. Mit 2G fallen allerdings einige Beschränkungen wie die Sperrstunde weg. Die MOPO hat sich mal umgehörtmit gemischten Ergebnissen.

Jani Angelidis fällt die Entscheidung nicht schwer. Der Wirt von „Nostalgia bei Sotiris“ in Ottensen hat festgestellt, dass von seinen Gästen bereits sehr viele geimpft sind und ihm regelmäßig ihre Impfausweise vorzeigen. „Ich habe einen kleinen Laden und werde das umsetzen, was der Senat beschlossen hat“, sagt er. „Wenn es möglich sein sollte, dann könnten Getestete bei mir die Außenplätze bekommen.“

Jani Angelidis, Wirt aus Ottensen, würde gerne die 2G Regelung für sein Lokal umsetzen. Florian Quandt
Jani Angelidis, Wirt aus Ottensen, würde gerne die 2G Regelung für sein Lokal umsetzen.
Jani Angelidis, Wirt aus Ottensen, würde gerne die 2G-Regelung für sein Lokal umsetzen.

Dominik Großefeld vom „Silbersack“ auf dem Kiez sieht die Entscheidung des Senats skeptischer. „Ich schaue am Samstag, wie es weitergeht, weil viele elementare Dinge vom 2G-Modell sind mir noch gar nicht klar“, sagt er der MOPO. „Ich habe zwei Beschäftigte, die erst Anfang September vollgeimpft sind, die können dann solange nicht arbeiten. Ich kann aber in der Zwischenzeit nicht die Aushilfskräfte einstellen, weil ich rechtlich zuerst die Festangestellten aus der Kurzarbeit rausholen muss.“

Dominik Großefeld, Wirt vom „Silbersack“ sieht die 2G-Regelung noch kritisch. Marius Röer
Dominik Großefeld, Wirt vom „Silbersack“ sieht die 2G-Regelung noch kritisch.
Dominik Großefeld, Wirt vom „Silbersack“ sieht die 2G-Regelung noch kritisch.

Ihn beschäftigen zudem die Kontrollen, die die Barbetreiber dann durchführen sollen. „Als Privatperson bin ich gar nicht dazu berechtigt, einen Lichtbildausweis zu kontrollieren“, sagt er. „Dann gibt es wieder ewig viele Diskussionen.“ Außerdem seien Impfpässe leicht zu fälschen – er könne im schlimmsten Fall dann seine Lizenz verlieren. „Für Herrn Tschentscher mag das alles gut und schön sein in seiner Welt“, sagt er abschließend. „Aber es bildet nicht die Realität ab, denn von der Gastronomie hat er keine Ahnung.“

Auch Johannes Riffelmacher vom „Salt and Silver“ auf St. Pauli äußert sich distanziert. „Wir müssen erst mal schauen und halten bis dahin die Füße still“, sagt er. „Aber wir sind sehr enttäuscht davon, dass uns von der Politik die Verantwortung in die Schuhe geschoben wird.“ Ihn wurmt es, dass er als Gastronom entscheiden muss, ob er zukünftig noch Getestete bedienen möchte oder nicht.

Johannes Riffelmacher vom „Salt and Silver“ ist enttäuscht, dass die Verantwortung bei den Gastronomen hängen bleibt. Florian Quandt
Johannes Riffelmacher vom „Salt and Silver“ ist enttäuscht, dass die Verantwortung bei den Gastronomen hängen bleibt.
Johannes Riffelmacher vom „Salt and Silver“ ist enttäuscht, dass die Verantwortung bei den Gastronomen hängen bleibt.

„Dann müssen wir mit den Gästen wieder rumdiskutieren, viele wären dann auch enttäuscht, wenn wir uns für 2G entscheiden, einige enttäuscht wenn wir bei 3G bleiben.“ Er plädiert für eine einheitliche Regelung, schließlich sei er kein Politiker oder Virologe.

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So ähnlich sieht das Frehn Hawel, Head of Communications der Karsten Jahnke Konzertdirektion. „Wenn das die Vorschrift ist, um einen regelmäßigen Kulturbetrieb zu bekommen, ist das ein Anfang“, sagt er. „Allerdings steht Hamburg ziemlich alleine da. Für uns als Tournee-Veranstalter ist das keine Grundlage, denn dafür müsste das bundesweit gelten.“

2G-Regelung: Schiebt die Politik Verantwortung ab?

Es sei schwierig, dass die Politik „den Kelch weitergibt“ und die Verantwortung von sich schiebe. „Für Kund:innen, die Tickets gekauft haben und die nicht unter die 2G-Regelung fallen, können wir außerdem nicht die Vertragsverhältnisse nachträglich ändern“, so Hawel. „Wir müssen deshalb erstmal an den Regelungen festhalten, damit wir allen Zugang gewähren können.“

Bei „Stage Entertainment“ will man die aktuelle Entscheidung des Senats für die vier Hamburger Shows im Detail bewerten. „Unsere Musicals befinden sich bereits seit langer Zeit für viele Monate im Voraus im Vorverkauf. Die meisten unserer Gäste haben ihre Tickets unter anderen Voraussetzungen gekauft, das wollen und müssen wir berücksichtigen“, sagt Unternehmenssprecher Stephan Jaekel.

Baki Beiqi vom „Il Cammino“ freut sich auf Herbst und Winter mit 2G. Patrick Sun
Baki Beiqi vom „Il Cammino“ freut sich auf Herbst und Winter mit 2G.
Baki Beiqi vom „Il Cammino“ freut sich auf Herbst und Winter mit 2G.

Baki Beiqi vom „Il Cammino“ im Schanzenviertel ist wiederum positiv. „Eine wirklich tolle Nachricht! Ich werde mich, sobald ich Zeit habe, im Internet anmelden.“ Er freue sich, dass es perspektivisch keinen Lockdown mehr gebe. „Ich schaue zuversichtlich in den Herbst und Winter“, sagt er.

Auch Remo vom „Napoli“ am Schulterblatt ist zuversichtlich. „Warum sind wir geimpft? Damit wir endlich wieder normal leben können!“ Der 52-Jährige hat den Laden gerade übernommen und freut sich auf die kommenden Monate.

Remo (52) vom Napoli hofft, dank der Impfung bald wieder ganz normal Gäste empfangen zu können. Patrick Sun
Remo (52) vom Napoli hofft, dank der Impfung bald wieder ganz normal Gäste empfangen zu können.
Remo (52) vom „Napoli“ hofft, dank der Impfung bald wieder ganz normal Gäste empfangen zu können.

Ron Liebscher (31), Geschäftsführer vom „Drunken Oyster“ an der Max-Brauer-Allee (Altona-Nord) sieht das größte Problem im Personalmangel. „Das ist die größte Herausforderung“, sagt er der MOPO. „Die 2G-Regel ist eine Überlegung wert, zumal die Sperrstunde wegfällt. Wir müssen das im Team besprechen.“

Ron Liebscher (31) ist Geschäftsführer im „Drunken Oyster“. Für ihn ist der Personalmangel bei 2G eine Herausforderung. Patrick Sun
Ron Liebscher (31) ist Geschäftsführer im „Drunken Oyster“. Für ihn ist der Personalmangel bei 2G eine Herausforderung.
Ron Liebscher (31) ist Geschäftsführer im „Drunken Oyster“. Für ihn ist der Personalmangel bei 2G eine Herausforderung.

Sokratis Apostolidis von der „Taverna Romana“ am Schulterblatt bleibt da skeptischer, er will bei der 3G-Regel bleiben. „Mit 2G grenzen wir sonst auch Menschen aus“, sagt er. „Für uns ist es kein Problem, uns einen Test zeigen zu lassen. Wir werden sehen, was die Zukunft noch bringt.“

Sokratis Apostolidis vor seiner „Taverna Romana“. Patrick Sun
Sokratis Apostolidis wird mit der „Taverna Romana“ bei der 3G-Regelung bleiben.
Sokratis Apostolidis wird mit der „Taverna Romana“ bei der 3G-Regelung bleiben.

Corny Littmann von „Schmidts Tivoli“ auf St. Pauli zeigt sich wiederum erfreut. „Wir begrüßen die Senatsentscheidung sehr und werden diese Option wahrnehmen“, sagt er. „Allerdings mit einem zeitlichen Vorlauf. Um unseren Gästen und Mitarbeitern noch die Möglichkeit zu geben, sich impfen zu lassen, gilt 2G bei uns ab Anfang Oktober.“ (aba/sun/roeer/nr/ng)

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