Hamburger Spitzengastronom zeigt seine Lieblingsplätze
Mit seiner Landesküche und seinem Engagement hat er Hamburg mitgeprägt: Spitzengastronom und Seefahrer Elias Hanna Saliba (71), der das Restaurant „Saliba“ an den Alsterarkaden betreibt, lebt seit mittlerweile 50 Jahren in der Stadt und hat hier eine zweite Heimat gefunden. Einblicke in sein Leben gibt uns der Syrer in seinem Buch „Moin und Salam“, das Stadtführer und Kochbuch zugleich ist – und bei einer persönlichen Tour durch Hamburg: Dabei zeigt er der MOPO fünf seiner Lieblingsorte, die ihn am meisten beeinflusst haben.
Der weite Blick über die Schiffe, die Landungsbrücken, den Hafen: Das war eines der ersten Bilder, die Hanna Saliba vor 50 Jahren von der Stadt zu sehen bekam. „Ich habe meine allererste Nacht in Hamburg in der Jugendherberge am Stintfang verbracht. Gemeinsam mit Jaques und Samir, mit denen ich hergekommen bin, und drei weiteren habe ich mir ein Zimmer geteilt. Der Ausblick war wunderschön“, erinnert sich Saliba, während er in Hemd, einem etwas knittrigen Jackett und Turnschuhen auch an diesem Tag das Panorama genießt.
Das könnte Sie auch interessieren: Auf zu neuen Ufern: Hamburger Kapitän wird Europas Oberlotse
Der herzliche und weltoffene Mann wirkt stets ruhig und gelassen, trägt fast immer ein Lächeln auf dem Gesicht. Genau so erzählt er auch vom Jahr 1971, in dem er nach Hamburg gekommen ist, um sein Kapitänspatent zu machen und Seefahrer zu werden. Über dieselbe Route wie die Flüchtlinge heute nach Deutschland. Die Deutsche Botschaft in Damaskus suchte damals nach Abiturienten, die sich hierzulande ausbilden lassen wollten – die Chance wollte sich der Syrer aus Latakia an der Mittelmeerküste nicht entgehen lassen.
Die Studentenkneipe für Seefahrer: „Zum Seeteufel“
Als junger Mann verbrachte der heute 71-Jährige aber nicht nur viel Zeit in der ehemaligen Fachhochschule für Seefahrt in Ottensen, sondern auch nebenan in der Kneipe „Zum Seeteufel“. Die heutige Betreiberin Evelyn „Evi“ Subbert, die früher selbst zur See gefahren ist, hat er über die Fachhochschule kennengelernt. „Ich bin damals selbst aus der DDR geflüchtet, bevor die Mauer fiel und fühle mich zu Menschen, die woanders herkommen und genauso freiheitsliebend sind, sehr verbunden“, sagt die Wirtin, während sie in einem alten Fotoalbum blättert.
Fast jeden der abgebildeten Gäste kennt sie mit Namen, die Seeleute waren sich vertraut. „Seefahrer sind allesamt sehr tolerante und respektvolle Menschen. Wir mussten zusammen auf engem Raum sein, waren aufeinander angewiesen“, sagt Saliba mit seiner rauen, tiefen Stimme. Auch an die Fachhochschule in Hamburg kamen sie aus aller Welt, um sich ausbilden zu lassen: Aus Österreich, sogar aus Ghana – oder eben Syrien.
Im Maritimen Museum werden Erinnerungen wach
Besonders viele Erinnerungen an seiner Zeit auf den großen Weltmeeren kommen Saliba dann hoch, wenn er im Internationalen Maritimen Museum in der HafenCity ist: Dort gibt es sogar ein Schiffsmodell der „Ostfriesland“, auf der er viel unterwegs gewesen ist. Nach 13 rastlosen Jahren auf See ging er der Liebe zu seiner Frau Bea wegen in der Stadt vor Anker. „Ich wollte eine Familie gründen und mir war klar, dass das nicht geht, wenn ich immer weg bin. Ich wollte die Frage ‚Wer ist das?‘ von meinen Kindern nicht hören“, sagt der Syrer.
Heute ist er stolzer Vater von Sohn Ilyas (35) und Tochter Hilaneh (30). Leicht gefallen sei ihm die Entscheidung nicht, die Zeit als Kapitän aufzugeben. „Die Seefahrt war mein Leben, aber ich wusste, wofür ich es tue. Auch in der Gastronomie habe ich diese Rastlosigkeit bei mir wiederentdeckt: Alle zwei Jahre habe ich ein neues Restaurant eröffnet.“
Die Hamburger Alsterarkaden: Das Tor zur Welt
Unterstützung bekam er dabei von Freunden: Zum Beispiel Wilfried Weber, der bis zu seinem Tod die Buchhandlung „Felix Jud“ in der Mellinpassage in der Neustadt geleitet hat. „Wilfried hat sich damals dafür eingesetzt, dass Hanna Saliba in den Alsterarkaden sein Restaurant eröffnen kann“, sagt die heutige Inhaberin Marina Krauth, die selbst eine langjährige Freundschaft mit dem Gastronomen verbindet. Sie beschreibt ihn als einen „engagierten Geschäftsmann, der sich immer wieder neu erfindet und sehr um seine Landleute kümmert.“
Viele syrische Flüchtlinge arbeiten im „Saliba“, seine Imbisskette „Salibaba“ in Eimsbüttel und Hammerbrook wird sogar komplett von Flüchtlingen geführt. „Ich habe auch schlechte Erfahrungen gemacht, aber sie lagen mir sehr am Herzen“, so Saliba. Viele von ihnen habe er auf den richtigen Weg bringen können. „Es ist toll zu sehen, dass Menschen, die hier ankommen, von ihm aufgefangen werden und durch ihn eine Aufgabe finden und die Stadt bereichern“, ergänzt Krauth.
Seine 13 Restaurants, die zu den besten der Stadt zählen, hat er verkauft, als klar war, dass seine Kinder sie nicht übernehmen würden. Nur das Herzstück des Spitzengastronomen, das „Saliba“ an den Alsterarkaden, ist in seiner Leitung geblieben. „An keinem anderen Standort zeigt sich die Internationalität der Stadt so sehr an den Alsterarkaden.“ Für ihn ist es das Tor zur Welt, das er selbst vor 50 Jahren passierte.
Noch mehr Lieblingsorte zeigt Hanna Saliba in seinem Buch „Moin und Salam“: Gemeinsam mit seinem besten Freund und Fotograf Jacques Toffi hat er seine Zeit in Hamburg in Bildern, Geschichten und Rezepten festgehalten. Das Buch ist im Juli im Koehler Verlag erschienen und kostet 29,95 Euro.